Das Geheimnis ist gelüftet: Dominik Möhler, Chef und Inhaber von Trikotsponsor Akon, ist der neue Anteilseigner an der Profifußball AG der Würzburger Kickers. Eines seiner Unternehmen übernimmt die 49 Prozent, die bislang im Besitz der Würzburger Online-Druckerei Flyeralarm waren. Deren Geschäftsführer Thorsten Fischer war bereits im Januar vergangenen Jahres als Aufsichtsratsvorsitzender bei den Kickers zurückgetreten. Die restlichen 51 Prozent der AG bleiben weiterhin im Besitz des Stammvereins. Möhlers Unternehmen, das sich auf Gesundheitsreisen spezialisiert hat, sitzt in Bad Mergentheim. Das Logo ist seit dieser Saison auf der Brust der Kickers-Trikots zu sehen.

Mit dem Einstieg von Möhler, der seit Herbst 2020 auch im Aufsichtsrat der Kickers AG sitzt, ist eine mögliche Pleite des Vereins abgewendet. Der neue Anteilseigner, der sich eher als Förderer des regionalen Fußballsports denn als Investor versteht, und Ex-Investor Flyeralarm haben gemeinsam einen Rettungsplan erarbeitet, der nicht nur die Finanzierung des Spielbetriebs bis Saisonende sicherstellt, sondern auch "attraktivem höherklassigen Fußball" in Würzburg eine Zukunftsperspektive verschafft, heißt es in der Pressemitteilung, die am Dienstagnachmittag von den Kickers verbreitet wurde.
Dank an Thorsten Fischer
Dem Klub habe der "wirtschaftliche Kollaps" gedroht. "Vielen Dank an Thorsten Fischer für die auf das Wohl des Vereins ausgerichteten und absolut konstruktiven Gespräche über die Veräußerung der Anteile sowie seiner in der Vergangenheit der Würzburger Kickers AG gewährten Darlehen, die noch vor Weihnachten eine kurzfristige positive Lösung möglich gemacht haben", wird Möhler in der Mitteilung zitiert.

Akon ist bislang als Sponsor neben den Kickers auch beim Erstligisten Hertha BSC in Berlin und bei der Nachwuchsabteilung des FSV Mainz 05 engagiert. Bei den Kickers hofft man offenbar, die Anteile in Zukunft auf mehrere Geldgeber zu verteilen. Mit Lars Krakat, Inhaber des in Bamberg ansässigen Immobilienunternehmens KRE und auch bereits im Kickers-Aufsichtsrat und Vorstand des Stammvereins sitzend, habe es bereits "zielführende Gespräche" gegeben, heißt es in der Pressemitteilung.
Gute tabellarische Ausgangslage
Es könnte nach Informationen dieser Redaktion in Zukunft noch ein dritter Anteilseigner hinzukommen. "Als Unterstützer 'aus der Region für die Region' erhoffen wir uns, dass der sportliche Schwung der bisherigen Saison beibehalten wird und wir am Ende um den Wiederaufstieg in die 3. Liga mitspielen können", so Möhler zu den kurzfristigen Perspektiven der Kickers, die in der Regionalliga Bayern derzeit drei Punkte hinter Spitzenreiter Unterhaching auf Platz zwei liegen. Der Meister spielt am Ende der Saison gegen den Ersten der Regionalliga Nordost um den Drittliga-Aufstieg.

Während den Kickers nach dem Abstieg aus der 3. Liga im Sommer der sportliche Neuanfang in der Regionalliga gelungen war, hatten die Schatten der Vergangenheit das finanzielle Bild beim Regionalligisten deutlich getrübt. Bereits im Oktober hatte Vorstandsvorsitzender Benjamin Hirsch die Lage in einem Interview mit dieser Redaktion als "angespannt" bezeichnet und auch das Wort "Insolvenz" benutzt. Dieses Szenario, das unmittelbar zu einem Neun-Punkte-Abzug in der Liga geführt hätte, ist nun abgewendet.
Vor allem die rund 3,8 Millionen Euro, mit denen die Kickers bei Flyeralarm in der Kreide stand, hatten den Klub belastet. Der Ex-Investor hatte in den vergangenen sieben Profijahren immer wieder Finanzlöcher mit Krediten gestopft. Mit der Übernahme der Anteile durch Möhler und durch das gemeinsam mit dem Ex-Investor geschnürte Rettungspaket ist der Regionalligist nun erst einmal alle Altlasten los. Auch sportliche Verstärkungen sind nach Informationen dieser Redaktion in der Winterpause möglich.

Mit dem Anteilsverkauf geht bei den Kickers eine Ära zu Ende. Flyeralarm-Chef Thorsten Fischer war schließlich über Jahre hinweg die Triebfeder hinter dem sportlichen Erfolg der Rothosen gewesen und hatte das Profifußball-Projekt am Dallenberg mit seinem Geld und seinen Ideen entscheidend angeschoben. Der Plan, 2020 mit Ex-Erfolgstrainer Felix Magath als Aushängeschild ein globales Fußball-Unternehmen zu schaffen, scheiterte aber. Nach seinem Rückzug wird er sich erst einmal weiter als Sponsor bei den Kickers engagieren.