Der TV-Fußballstammtisch "Doppelpass" am Sonntagmorgen ist für viele Fußball-Anhänger ein fester Termin im Wochenrythmus. Am 14. November kommen Moderator Thomas Helmer und sein Sparringspartner Mario Basler zusammen mit anderen Gästen nach Veitshöchheim, um dort über das Fußballgeschehen zu diskutieren. Im Vorfeld haben wir uns mit Helmer über die Situation beim deutschen Nationalteam unterhalten.
Frage: An diesem Samstag steht das Debüt von Julian Nagelsmann als Bundestrainer an. Ist er der richtige Mann für diesen Posten?
Thomas Helmer: Er ist sehr ehrgeizig. Geht die Aufgabe mit viel Elan und viel Euphorie an. Es gab ja auch nicht so viele Möglichkeiten. Ich glaube schon, dass er eine sehr gute Wahl ist. Beim FC Bayern stand er sich mit seiner jugendlichen Begeisterung vielleicht auch manchmal selbst im Weg. Daraus hat er sicherlich gelernt. Man darf ja auch nicht vergessen, dass er in Hoffenheim und Leipzig gute Arbeit geleistet hat. Das wird mir im Rückblick etwas zu schnell unter den Teppich gekehrt. Er hat als Trainer sehr früh auf hohem Niveau angefangen. Das spricht meiner Meinung nach für ihn und nicht gegen ihn.
Dass er viele Nationalspieler schon beim FC Bayern trainiert hat, ist kein Problem? Sein Abgang im Frühjahr war ja nicht ganz geräuschlos.
Helmer: Das glaube ich nicht. Man sollte da nicht sofort wieder nach möglichen Konflikten suchen. Klar, der Deutsche Fußball-Bund kommt, um es positiv auszudrücken, nicht umhin, immer wieder Angriffspunkte zu liefern. Da kann man im Grunde jede Entscheidung hinterfragen. Nur ist das derzeit auch nicht einfach, solche Entscheidungen zu treffen. Alles ist unheimlich aufgeladen und wird kontrovers diskutiert. Jetzt steht die Entscheidung für Julian Nagelsmann und man sollte das jetzt auch erst einmal so akzeptieren.
Mit Nagelsmann als Bundestrainer gibt es also Hoffnung, dass die Europameisterschaft im eigenen Land im kommenden Jahr kein Reinfall wird?
Helmer: (lacht) Die Hoffnung gibt es immer. Die Zeit bis dahin ist verdammt kurz. Wir werden jetzt nicht noch ein Talent entdecken, das es vorher nicht gab. Die Qualität der deutschen Nationalspieler ist hoch. Nur hatte ich selten das Gefühl, dass da eine Mannschaft auf dem Platz stand. Das müssen Julian Nagelsmann und sein Team jetzt hinbekommen. Dann wird es auch besser werden.
Bei der Nominierung gab es erst einmal eine Rolle rückwärts: Mats Hummels ist zurück in der Nationalmannschaft. Ein richtiger Schritt?
Helmer: Es geht endlich mal wieder nach Leistung. Das war früher immer der prägende Grundsatz bei der Nationalmannschaft. Zu unserer Zeit musste man erst einmal ein Jahr konstant auf hohem Niveau gespielt haben, um überhaupt eine Chance zu bekommen. Dieser Leistungsgedanke ist schon lange außer Kraft gesetzt, finde ich. Aus dieser Sicht hat es Mats verdient. Wenn ich ihn zuletzt spielen sehen habe, fand ich ihn sehr dominant. Ich mag es nicht, wenn ein Spieler auf Schnelligkeit reduziert wird oder wenn es heißt: Der ist ja schon über 30. Das kannte ich auch. Mats kann als Stabilisator für eine Mannschaft sehr wichtig sein. Deswegen bin ich eher ein Befürworter seiner Rückkehr.
Ist seine Nominierung nicht auch ein Akt der Verzweiflung? Wie bewerten Sie als Europameister von 1996 und Defensiv-Spezialist das Niveau der deutschen Abwehrspieler?
Helmer: Da wird einem angst und bange. Dass die Deutschen nicht mehr verteidigen können, ist schon auffallend. Das war über Jahrzehnten die große Stärke. Wenn vorne nichts ging, waren wir wenigstens hinten stabil. So konnten wir das ein oder andere Spiel retten. Das ist komplett abhandengekommen. Deswegen ist es ein wichtiger Ansatz, die Defensive zu stärken. Wir dachten lange, es ließe sich alles spielerisch lösen. Dieser ganze Defensivverbund harmoniert derzeit nicht.
Der DFB sieht das Hauptproblem in der Ausbildung der Spieler und will nun mit einer neuen Form des Kinderfußballs die individuellen Fähigkeiten verbessern. Sie sind kein Freund dieses Konzepts …
Helmer: Naja, so neu sind diese Ideen ja gar nicht. Was ich tatsächlich nicht gut finde, wenn Ergebnisse und Tore nicht mehr zählen. Für uns war es als Kinder immer das Größte, zu schauen, wo wir gerade in der Tabelle standen. Das ist eine ähnliche Diskussion, wie die zu den Bundesjugendspielen. Ich konnte im Sport so manche schlechte Leistung in anderen Fächern kompensieren. Da war es einfach ein gutes Gefühl mal der Schnellste gewesen zu sein oder der der am weitesten gesprungen ist. Unter meine alten Kollegen kenne ich niemanden, der es gut findet, wenn Tabellen abgeschafft werden.
Apropos Kollegen: Mario Basler ist dabei, wenn sie am 14. November in den Mainfrankensälen in Veitshöchheim mit „Doppelpass on tour“ zu Gast sind. Mit ihm spielen sie sich heute gerne verbal die Bälle zu.
Helmer: Allerdings. Mario ist tatsächlich so, wie er im Fernsehen rüberkommt. Mit ihm macht es einfach großen Spaß, er hat immer eine Geschichte auf Lager. Bei unserer Tour beziehen wir das Publikum mit ein, sprechen auch über regionale Themen und über den großen Fußball. Es sieht original so aus, wie in der TV-Show. Das ist immer unterhaltsam.
In Veitshöchheim sitzt auch Sebastian Neumann, Sportdiektor der Würzburger Kickers, auf der Bühne. Was wissen sie über den Klub?
Helmer: Ich habe schon darüber nachgedacht. Da hatte ich bislang tatsächlich sehr wenige Berührungspunkte. Ich weiß aber, dass die Kickers derzeit in der Tabelle oben stehen und bin schon gespannt, mehr zu erfahren.
Gewinnspiel: Karten für "Doppelpass on tour" am 14. November Wir verlosen 3x2 Karten für den "Doppelpass on tour" am 14. November in Veitshöchheim. Füllen Sie das anhängende Formular bis Mittwoch, 18. Oktober, aus. Die Gewinner werden per E-Mail informiert. Mit der Teilnahme am Gewinnspiel den AGB zu. Die persönlichen Daten werden ausschließlich zur Ermittlung der Gewinner erhoben:
. Quelle: MP