Schnell und viel laufen. Was für viele Menschen eine Qual ist, ist für David Scheller mehr als ein Hobby. Denn der Reichenberger ist zwar erst 15 Jahre alt, wurde aber am vergangenen Wochenende in Frankfurt süddeutscher Hallenmeister über 1500 Meter in der Altersklasse U 18. Zwei Wochen zuvor holte er sich bereits den bayerischen Titel über 800 und 1500 Meter. Und das obwohl die meisten seiner Konkurrenten ein Jahr älter sind.
Für diese Erfolge trainiert der Schüler viel. Sieben Mal die Woche, sagt er, eigentlich jeden Tag, wenn kein Wettkampf anstehe. Seit dieser Saison läuft er für die LG Main-Spessart. "Die Trainingsgruppe hier ist super und mit Jonas Babinsky habe ich einen guten Trainingspartner", erklärt der Zehntklässler den Wechsel von der TG Würzburg nach Karlstadt.
Auch die Fußballer wollen ihn
Sein neuer Trainer Günther Felbinger ist voll des Lobes für den Kaderathleten. "Ein Talent wie David habe ich noch nie trainiert", gesteht der erfahrene Leichtathletik-Coach.
Mittwochs trainieren die beiden auf dem Sanderasen in Würzburg. Das ist für Scheller, der das Röntgen-Gymnasium in Würzburg besucht, nur ein Katzensprung. Tempoläufe über 1600, 1000 und 600 Meter stehen auf dem Programm. Daneben absolviert Scheller auch viele Dauerläufe, häufig mit steigendem Tempo. Viereinhalb Minuten auf dem ersten Kilometer, den letzten dann gerne auch mal unter 3:40 Minuten. Und das über zehn bis 15 Kilometer. Distanzen und Geschwindigkeiten, bei denen jedem Fußballer aus dem gehobenen Amateurbereich schlecht werden dürfte.

Auch deshalb haben die Fußballer des TSV Reichenberg schon via Instagram um Schellers Dienste geworben. Bis vor einem Jahr hat der Nachwuchsläufer dort noch regelmäßig in der Jugend gekickt, nun sei die Verletzungsgefahr für ihn einfach zu groß. Und neben dem Training müsse er auch noch die schulischen Aufgaben erledigen. "Ich muss meinen Tag da sehr gut strukturieren", weiß der 15-Jährige.
"Ein Talent wie David habe ich noch nie trainiert."
Günther Felbinger, erfahrener Leichtathletik-Trainer
Ein Konzept, wie es in den Sportklassen am Deutschhaus-Gymnasium möglich ist, gibt es am Röntgen-Gymnasium aktuell nur für die fünfte und sechste Klasse. Ein solches würde sich Scheller zwar wünschen, insgesamt ist er aber sehr zufrieden: "Wenn ich mal unter der Woche auf Lehrgängen bin, werde ich immer problemlos freigestellt."

Die Rahmenbedingungen und der Fleiß haben ihn zum wohl besten deutschen Mittelstreckler in seinem Jahrgang werden lassen. Das gelang ihm auch, weil er konsequent an seinen Schwächen gearbeitet hat. Seit drei Jahren kenne Felbinger den Nachwuchsläufer nun und dessen Fortschritte beim Endspurt seien für ihn nicht zu übersehen.
Mit Davids Leistungssprüngen kann auch sein Vater nicht mehr mithalten: Frank Scheller hält immer noch fünf unterfränkische Rekorde, den über 800 Meter in der Altersklasse M 15 konnte sein Sohn nicht knacken. Aber seit etwa eineinhalb Jahren läuft der Junior schneller als sein Vater.
Europameisterschaft als Ziel
800, 1500 oder 3000 Meter, was ist nun seine Paradedisziplin? Sein Trainer meint: "Ich sehe ihn in Zukunft als 1500-Meter-Läufer." Es sei die schwierigste Mittelstrecke, aber wie sein Schützling diese Strecke bei den letzten Meisterschaften gelaufen sei, habe ihm imponiert. Ein Grund: Weil Scheller sich auf seinen Endspurt verlassen könne, sei es ihm nun möglich, Rennen taktisch besser zu gestalten. Ein Talent, dass man nicht lernen könne, über das er Reichenberger aber verfüge.

Im Sommer soll Scheller auch bei der Europameisterschaft starten. Zwar ist die Norm über 1500 Meter wohl außer Reichweite, aber über 3000 und 800 Meter könnte es reichen. Schon am kommenden Wochenende, 19. und 20. Februar, geht es zur deutschen Meisterschaft nach Sindelfingen, allerdings in der Altersstufe U 20. "Es geht vor allem darum zu lernen, wie physisch es da zugehen kann. Da wird viel mit Ellenbogen gearbeitet", erklärt Felbinger. Und wenn er einen günstigen, da schnellen Vorlauf erwischt, könnte es auch zu einer neuen Bestzeit reichen.