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Würzburg: "Ich mache Fehler, jeden Tag": Sasa Filipovski ist Heilsbringer der Würzburger Baskets, Lehrer - und Philosoph

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"Ich mache Fehler, jeden Tag": Sasa Filipovski ist Heilsbringer der Würzburger Baskets, Lehrer - und Philosoph

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    Erfolgstrainer im Hofgarten: Wenn er nicht mit den Baskets in der Halle ist, verbringt Sasa Filipovski gerne seine freie Zeit im Park und Garten an der Würzburger Residenz.
    Erfolgstrainer im Hofgarten: Wenn er nicht mit den Baskets in der Halle ist, verbringt Sasa Filipovski gerne seine freie Zeit im Park und Garten an der Würzburger Residenz. Foto: Daniel Peter

    Fast 45 Minuten nimmt sich Sasa Filipovski Zeit für Fotos an einem seiner Lieblingsorte, dem Hofgarten der Würzburger Residenz. "Ich fühle mich ein bisschen wie ein Star jetzt", sagt er danach, beim Gespräch im Biergarten. Aber mit der Bewunderung, meint der Würzburger Erfolgstrainer, gehe auch eine gewisse Verantwortung einher: "Es ist eine Ehre für mich und ich bin glücklich, wenn die Menschen hier unsere Arbeit anerkennen."

    In der Basketball-Szene ist Sasa Filipovski bekannt für seine philosophischen Aussagen. Der Trainer von Basketball-Bundesligist Würzburg Baskets vergleicht sein Team schon mal mit Sex: "Den Orgasmus genießt der ganze Körper, aber nur der Penis kann am Ende zum Schuss kommen." Gefragt nach seiner Taktik, zieht er einen Vergleich. Wenn seine Frau gut vegetarisch koche, esse er eben vegetarisch. Wenn sie leckere Fleischgerichte zubereiten könne, gebe es daheim eben häufiger Fleisch. Was der 49-Jährige damit erklären will: Es hängt von den Stärken im Team ab, welche Angriffsformationen er trainiert.

    Filipovski lässt sich von vielen Seiten und verschiedenen Dingen inspirieren

    "Be water, my friend – Die Lehren von Bruce Lee", nennt der Slowene als Inspirationsquelle. Auch über die Lehren des Karma oder die Methoden von Yin und Yang aus der traditionellen chinesischen Medizin hat er viel gelesen. Das Buch des berühmten Basketball-Philosophen Phil Jackson, der in der nordamerikanischen Profi-Liga NBA elf Meisterschaften gewann, habe er verinnerlicht, sagt Filipovski.

    Sasa Filipovski war zu Tränen gerührt, als die Würzburg Baskets vor dem Heimspiel gegen die Tigers Tübingen seine Vertragsverlängerung bekannt gaben.
    Sasa Filipovski war zu Tränen gerührt, als die Würzburg Baskets vor dem Heimspiel gegen die Tigers Tübingen seine Vertragsverlängerung bekannt gaben. Foto: Viktor Meshko

    Inspiriert aus vielen Richtungen, hat der Trainer seine eigene Philosophie entwickelt. Damit "quält" er seine Spieler, manchmal während des Trainings, oft auch auf den langen Auswärtsfahrten im Bus. "Er macht uns auf dem Feld zu besseren Spielern, vor allem macht er seine Spieler zu besseren Menschen", sagt Otis Livingston II, der unter Filipovski zum wertvollsten Spieler der Bundesliga reifte.

    Steffen Liebler nennt Filipovski einen Glücksfall

    "Ich bin ihr Trainer, aber ich bin auch ihr Lehrer", sagt der sportliche Heilsbringer der Würzburger am Ene der erfolgreichsten Saison der Vereinsgeschichte. Beim Spiel in Bonn vor wenigen Wochen vergab Centerspieler Collin Welp alleine und völlig frei unter dem Korb. Statt Welp zusammenzufalten und den schüchternen Deutsch-Amerikaner auszuwechseln, nahm der Coach seinen 30 Zentimeter größeren Spieler in den Arm.  Welp dankte es später auf dem Feld mit einem Dreipunktewurf - es waren wichtige Punkte zum Sieg.

    Als der Slowene im Dezember 2021 nach Unterfranken kam, stand der Verein vor dem Sturz in die Zweitklassigkeit. Zweieinhalb Jahre später hat Filipovski in Würzburg eine neue Basketball-Euphorie entfacht, sein Team auf Rang fünf geführt. Das Play-off-Heimspiel gegen Ulm war innerhalb von 24 Stunden ausverkauft. "Die Verpflichtung von Sasa war für den Verein ein Glücksfall", sagte Baskets-Geschäftsführer Steffen Liebler schon nach der vergangenen Saison, als die Würzburger die Saisonendrunde noch knapp verpassten.

    Am Ende einer Erfolgssaison: Baskets-Trainer Sasa Filipovski spricht - und philosophiert - im Biergarten an der Würzburger Residenz über seine Arbeit.
    Am Ende einer Erfolgssaison: Baskets-Trainer Sasa Filipovski spricht - und philosophiert - im Biergarten an der Würzburger Residenz über seine Arbeit. Foto: Daniel Peter

    Abseits des Feldes genieße er das Leben in der "grünen, gesunden Stadt", sagt der 49-Jährige. Er mag die Parks, die belebte Fußgängerzone. Einer seiner Lieblingsorte in Würzburg: der Residenzgarten. Dort kennt er mittlerweile fast jede Ecke. Beim Rundgang im Schatten des Weltkulturerbes schwärmt er von Bäumen, Pflanzen und Brunnen.

    Größter Fehler im Lernprozess: Filipovski wurde in Polen für drei Monate gesperrt

    Sasa Filipovski wuchs bis zu seinem zwölften Lebensjahr in Mazedonien auf, sein Vater war dort Torhüter bei einem Fußballverein. "Daher habe ich mein Temperament, mein Feuer", sagt der Trainer. Disziplin und Ruhe habe er danach, in Slowenien, gelernt. Sie seien der Wind, der das Feuer kontrolliere, es entfachen oder ihm den Sauerstoff entziehen könne, philosophiert er. 

    Das Leben versteht er als Lernprozess. Auch mit 49 Jahren sei er nicht perfekt. Die Würzburger Fans können ihn noch so verehren, Filipovski sagt: "Ich mache Fehler, jeden Tag. Im Training oder bei Spielen."

    Einer seiner größten Fehler passierte ihm im Dezember 2008, in Polen. Ein betrunkener Fan griff ihn als Trainer nach einer Partie im Tunnel zur Umkleide an. Filipovski schlug zu und wurde dafür für drei Monate gesperrt. Das Ende seines Engagements in Turow, wo er zuvor unter anderem polnischer Trainer des Jahres wurde.

    Würzburg ist nicht die erste erfolgreiche Station

    Heute bringt er sich und seinen Körper mit täglicher Meditation ins Gleichgewicht. Er ist seit Jahren Veganer, trinkt kaum Alkohol, höchstens organischen Rotwein. "Ich bin glücklich", sagt der zweifache Vater, der in zweiter Ehe verheiratet ist. Seine Kinder sehe er vor allem im Sommer oder wenn sie ihn besuchen, wie zuletzt. Auch ihnen, meint der Coach, würde er gerne mehr beibringen über das Leben.

    Aber er hat seine Berufung im Basketball gefunden - und kann als Trainer nicht immer bei seiner Familie sein. Ljubljana in Slowenien und Bandirma in der Türkei waren für ihn ähnlich erfolgreiche Trainerstationen wie jetzt Würzburg. Auch dort schnitt er mit schwächeren Teams überdurchschnittlich ab. 

    Erfolg auf dem Feld sei für ihn nur sekundär, meint der Basketballphilosoph. Er will die Menschen, mit denen er zusammenarbeitet, jeden Tag ein bisschen besser machen. Nicht manipulieren, nur um Spiele zu gewinnen. Denn, das betont er in fast jedem Gespräch: Harte Arbeit ist für ihn das Wichtigste. Dann kämen die Siege von allein.

    Der Erfolgstrainer sieht sich Filipovski sieht sich als Teamplayer

    Eines betont der Slowene im Gespräch auch: wie wichtig ihm sein Trainer-Team ist. Er nennt Athletiktrainer Paco Scekic und Co-Trainer Dejan Mihevc, aber auch Sportdirektor Kreso Loncar, Geschäftsführer Steffen Liebler und die Angestellten im Büro der Baskets. 

    Nach jedem Training müssen sich die Spieler und Trainer der Baskets alle gegenseitig abklatschen, um das Teamgefüge zu stärken. Und so passt es ins Bild, dass Sasa Filipovski nach über zwei Stunden Foto-Shooting und Interview zur Alten Mainbrücke eilt. Der Geburtstag von Co-Trainer Dejan Mihevc steht an. Familie und Kollegen warten schon.

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