In Zeiten, in denen Spielverlegungen im Sport aufgrund rasant steigender Corona-Fälle wieder zunehmen, in denen die Impffrage die Nation spaltet und die Causa Kimmich die hitzige gesellschaftliche Debatte noch befeuert, wirkt die Aktion des Würzburger Spitzensports im Nachhinein noch außergewöhnlicher.
Anfang September posierten auf der Tribüne des Uni-Sportgeländes am Hubland sportartenübergreifend rund 120 Spieler und Spielerinnen von Würzburger Kickers, s.Oliver Würzburg, DJK Rimpar Wölfe, Qool Sharks sowie Einzelkämpferinnen und -kämpfer wie die Schwimmerin Leonie Beck vom SV Würzburg 05 und der Ruderer Finn Stäblein vom Würzburger Ruderverein mit Trainern und Betreuern, um für Corona-Impfungen zu werben.

Ungeachtet der Tatsache, dass die Impfung eine persönliche Entscheidung ist, nehmen die meisten regionalen Identifikationsfiguren die Vorbildfunktion ein, die sich manch eine(r) von internationalen Stars wie Fußball-Nationalspieler Joshua Kimmich vom FC Bayern München wünscht. Der hatte jüngst eingeräumt, aufgrund von "ein paar Bedenken" vor allem hinsichtlich der Langzeitfolgen nicht geimpft zu sein.
Wir haben uns bei Topklubs in der Region umgehört, wie sie zum Thema Corona-Impfung stehen.
FC Würzburger Kickers
Beim Fußball-Drittligisten Würzburger Kickers sind, wie der Verein auf Nachfrage mitteilt, im gesamten sportlichen Bereich mehr als 90 Prozent der Personen geimpft. Dazu zählen neben den Spielern auch die Trainer und das restliche Funktionsteam. Unter den Ungeimpften sind nach Informationen dieser Redaktion auch einige Spieler.
Auf Corona getestet wird bei den Kickers weiterhin jeden zweiten Tag - und zwar das gesamte Team. Die Kosten dafür trägt der Klub. Ein Betrag im niedrigen vierstelligen Bereich werde dafür jeden Monat fällig, heißt es. Die Spieler wurden bereits in der Vergangenheit regelmäßig von geschulten Vereinsmitarbeitern getestet. Dass ungeimpfte Spieler die Kosten für ihre Tests übernehmen müssen, sei auch für die Zukunft nicht geplant.
s.Oliver Würzburg
Beim Basketball-Bundesligisten sind alle Spieler, der komplette Trainer- und Betreuerstab sowie alle Mitarbeiter der Geschäftsstelle vollständig geimpft. "Wir stellen auch keinen ein, der nicht geimpft ist", sagt Geschäftsführer Steffen Liebler: "Wer nicht geimpft ist, wird von der Liste gestrichen." Seine Begründung: Der Aufwand, der bei Nicht-Geimpften mit ständigen Testungen betrieben werden müsste, wäre zu groß. Alle Neuen, wie etwa die jüngst verpflichteten Tomasz Gielo und Kerron Johnson, mussten nicht nur einen Impfnachweis vorlegen, sondern sich vor dem Zusammentreffen mit dem Team auch zweimal testen lassen.
In jener kurzen Zeit, in der die Tests in Bayern nicht gratis waren, übernahm der Klub die Kosten für zwei- bis dreimaliges Testen des Kaders. Aktuell werde nicht mehr regelmäßig getestet, sondern nur, falls ein Spieler Symptome aufweise, sagt Liebler. Das sei bislang aber noch nicht geschehen.
DJK Rimpar Wölfe
Auch beim Handball-Zweitligisten DJK Rimpar Wölfe sind alle Spieler, Trainer, Betreuer und Mitarbeiter der Geschäftsstelle geimpft. "Ich habe 2020 eine WhatsApp-Gruppe gegründet mit dem Namen 'Wölfe Hygiene'. Dort konnten zum einen alle ihre Fragen stellen. Zum anderen haben wir sie proaktiv informiert", berichtet Geschäftsführer Roland Sauer. Seine Frau Waltraud, die Kardiologin ist, habe anfangs viel Aufklärungsarbeit geleistet. Auch mit Mannschaftsarzt Stephan Reppenhagen habe es eine "enge Kommunikation" gegeben. Mit dem Ergebnis, dass sich schließlich alle von der Würzburger Ärztin Dr. Natascha Kissling impfen ließen, die zuvor die regelmäßigen Tests vorgenommen hatte - wie übrigens auch bei den Baskets.
In der Liga, so ist Sauers Eindruck nach Gesprächen mit seinen Kollegen, "sind die meisten Mannschaften durchgeimpft". Damit folgten die Spieler, Trainer und Funktionsteam einer Empfehlung der Handball-Bundesliga.
FC 05 Schweinfurt
Beim Fußball-Regionalligisten FC 05 Schweinfurt sind aktuell der komplette Trainerstab sowie alle Spieler bis auf eine einzige Ausnahme geimpft. Deswegen entfallen obligatorische Tests für die Mannschaft, sodass dem Verein keine Fixkosten entstehen. „Wir empfehlen jedem Spieler jedoch, sich bei etwaigen Symptomen sofort testen zu lassen“, sagt Geschäftsführer Markus Wolf. „Wir appellieren dabei an die Vernunft.“

Der einzige nicht geimpfte Akteur muss seine Tests selbsttätig organisieren und auch aus eigener Tasche bezahlen. Wolf mutmaßt, dass der Betreffende, dessen Name der Verein nicht preisgibt, sich deswegen auch noch impfen lassen könnte. Druck würde der Verein jedoch nicht ausüben, gleichwohl er, als flächendeckende Impfangebote zur Verfügung gestanden hatten, den Spielern eine Empfehlung ausgesprochen habe.
TSV Aubstadt
Verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Meinungen zum Thema Corona-Impfungen gebe es wie in der gesamten Gesellschaft auch beim Fußball-Regionalligisten TSV Aubstadt, erklärt Sportdirektor Josef Francic. "Wir wissen über den Impfstatus unserer Spieler Bescheid. Mannschaftsarzt Peter Trus hat ihnen erklärt, wie die Impfung funktioniert und sie empfohlen."
Diejenigen, die nicht geimpft seien, hätten sich manchmal in den Testzentren an ihren Wohnorten kostenlos testen lassen. "Wie wir es jetzt handhaben, da die Tests nicht mehr kostenfrei sind, dazu müssen wir erst einen Plan entwickeln", sagt Francic.
TSV Bad Königshofen
Alles vier Spieler des Tischtennis-Bundesligisten TSV Bad Königshofen sind nach Auskunft von Geschäftsführer Udo Braungart geimpft. "Ein Spieler allerdings mit einem in der EU nicht zugelassenen Impfstoff, den er bei seiner Nationalmannschaft verabreicht bekommen hat. Wir und sein Heimtrainer sind dahinter, dass er an seinem Trainingsort nachgeimpft wird." Regelmäßiges gemeinsames Training gibt es bei den Grabfeldern nicht: Mit Bastian Steger und Kilian Ort trainieren zwei Spieler am Deutschen Tischtennis-Zentrum in Düsseldorf. Maksim Grebnev ist Teil einer Trainingsgruppe in Neu-Ulm. Filip Zeljko reist aus Zagreb zu Spielen seines Klubs an.
Die Kosten für die Tests des besagten Spielers hat laut Braungart wie auch die Tests vor den Impfungen der anderen Profis die GmbH bezahlt.