Wirklich überraschend kam dieser Schritt nicht. Felix Magath, Fußball-Boss bei Investor Flyeralarm, hatte zu seinem Einstieg in Würzburg im Januar die damals bereits weit gediehenen Verhandlungen mit Trainer Michael Schiele auf Eis gelegt. Schon da war der Daumen gesenkt. Selbst der überraschende Aufstieg der Würzburger Kickers in die Zweite Bundesliga konnte Magath offenbar nicht umstimmen. Andernorts hätte man dem Trainer nach einer solchen Leistung ein Denkmal gebaut. Bei den Kickers versagte man Schiele die Unterstützung.
Das zeigte sich beim unwürdigen Schauspiel rund um eine Vertragsverlängerung, die dem 42-jährigen Coach bis zuletzt verwehrt wurde. Der Kontrakt hatte sich nur aufgrund des Aufstiegs um ein Jahr verlängert. Schiele hätte gerne mehr Planungssicherheit gehabt und forderte einen Zweijahresvertrag. Als die Verhandlungen vor wenigen Wochen endgültig gescheitert waren, muss Schiele klar gewesen sein, dass seine Zeit am Dallenberg bald vorbei sein wird.
Die Art und Weise von Schieles Rauswurf nach dreijähriger erfolgreicher Amtszeit ist stillos und ein Armutszeugnis für die Verantwortlichen, die sonst keine Gelegenheit auslassen, um von der "Kickers-Familie" zu sprechen. Ein Vergleich, den sich Vorstandsvorsitzender Daniel Sauer und Aufsichtsratschef Thorsten Fischer nun sparen können. Denn so sollte man nicht einmal im rauen Geschäft Profifußball mit einem verdienten Mitarbeiter umgehen – schon gar nicht mit einem Aufstiegstrainer.

Schiele, von den Vereins-Granden nach dem Aufstieg noch in den Himmel gelobt, bekam in Würzburg keine Chance, sich als Zweitliga-Trainer zu beweisen. Seit Wochen betonte er, dass der Kader noch längst nicht komplett sei. Es fehlte, vor allem nach den Abgängen des Sommers, hinten und vorne an Qualität im Kader. Das wusste auch Magath. Doch der sprach in Interviews lieber von der "Vision Europapokal". Die Personalplanung dümpelte vor sich hin. Schiele wurde immer wieder vertröstet – und am Ende für den Fehlstart verantwortlich gemacht.
Bleibt die Frage, was passiert wäre, hätte Robert Herrmann am Samstag in der Nachspielzeit in Düsseldorf den Elfmeter zum 1:1 verwandelt und die Kickers einen Punkt im Abstiegskampf eingesammelt? Wäre Schiele dann auch seinen Job los gewesen oder hätten die Vereinsoberen einfach bis zur nächsten günstigen Gelegenheit gewartet? Die Zielstrebigkeit und Unverfrorenheit, mit der die Kickers-Chefs die Ablösung des bei den Anhängern beliebten Trainers forcierten, wird dem Verein viele Sympatien kosten. Egal, wie das Ganze sportlich ausgeht.