"Ich beobachtete eine Entwicklung, und deshalb habe ich meinen Vertrag um eine weitere Spielzeit verlängert", verrät Thüngersheims Coach Berthold Göbel einen Ausschnitt aus den Verhandlungen mit dem FV-Vorstand in der Winterpause. Irgendwann könne sich der Trainer einen Aufstieg mit Thüngersheim vorstellen, hatte Göbel während der winterlichen Spielunterbrechung gesagt.
Dass sich seinem Team als Zweitplatziertem der Fußball-Kreisklasse Würzburg 4 die dicke Chance in Form eines Relegationsspiels bereits an diesem Samstag, 3. Juni, eröffnen würde (Anpfiff 18.30 Uhr in Karlstadt), hätte der frühere Coach des Würzburger FV jedoch nicht im Traum erwartet. In der Vorrunden-Tabelle hatten seine Schützlinge nämlich den sechsten Tabellenrang belegt, punktgleich mit dem Siebten SV Bischbrunn.
Im Fußballjahr 2023 sprang die Elf aus dem Weinort mit neun Siegen aus neun Spielen, darunter der 1:0-Erfolg über Meister FV 04 Würzburg II, sensationell auf den Relegationsrang. Am vorletzten Spieltag stand die Teilnahme am Entscheidungsspiel um das Kreisliga-Ticket fest, das Göbels Team mit einem Sieg in Karlstadt bereits gelöst hätte. Der Relegationstraum nahm allerdings bereits drei Runden vor Ende mit dem 5:3-Sieg gegen den ärgsten Verfolger FSV Holzkirchhausen/Neubrunn feste Konturen an. Max Hartmann schnürte einen Viererpack und entschied mit zwei Toren unmittelbar vor dem Abpfiff den direkten Vergleich für seine Farben.
"Ein gestandener Dorfverein"
Am Samstag stehen Göbel drei Stammspieler urlaubs- und verletzungsbedingt nicht zur Verfügung. Laut dem Coach bringe das die Statik im Team jedoch nicht aus dem Gleichgewicht. Vielmehr wäre die Vorfreude über eine verdiente, aber unerwartete Möglichkeit riesig. Göbel prägte beim FC Blau-Weiß Leinach als Trainer zwei Ären. Der mittlerweile 54-Jährige sieht Parallelen zu seinen erfolgreichen Zeiten: "Thüngersheim ist wie Leinach ein gestandener Dorfverein. Unabhängig des Saisonausgangs gehen wir unseren Weg weiter. Wir verzeichnen keine Abgänge, Neuzugänge kommen in erster Linie aus der hauseigenen Jugend."
Über ähnliche Konstanz berichtet der Relegations-Konkurrent FV Gemünden/Seifriedsburg. Spielertrainer Jens Fromm bleibt nach eigener Aussage an Bord, allerdings werde er mit Rückkehrer Tim Strohmenger, der in der abgelaufenen Bayernliga-Saison für den TSV Großbardorf spielte, die Geschicke leiten.
Ebenfalls werde das komplette Team in dieser Zusammensetzung in die neue Saison gehen. Die Liga spiele dabei keine Rolle, jedoch verfolgt Fromm ein klares Ziel: "Für den Klassenerhalt werfen wir alles in die Waagschale. Im Falle einer Niederlage würde jedoch nichts auseinanderfallen."
Bis zum letzten Spieltag kämpfte die Fromm-Elf um den direkten Ligaverbleib. Am Ende ließ der direkte Vergleich das Pendel zugunsten des FV Karlstadt ausschlagen. In einem Herzschlagfinale verlor Karlstadt zwar standesgemäß gegen den Meister FV 05 Helmstadt, doch Gemünden/Seifriedsburg konnte die Gunst der Stunde nicht nutzen. Ein Zähler hätte ausgereicht, die Fußballvereinigung verlor jedoch mit 0:3 beim FV Steinfeld/Hausen-Rohrbach.
Für das Relegationsspiel sieht sich der FV-Spielertrainer gut gerüstet. Lediglich Tobias Müller steht nicht zur Verfügung. Er weilt im Urlaub, wobei der 35-Jährige ohnehin nur aushalf. Fromm holte sich einige Informationen über den FV Thüngersheim ein, selbst konnte er sich kein Bild machen. Nach der Kreisliga-Meisterschaft im Jahr 2021 wäre der finale Klassenerhalt für den Coach wohl der größte Feier-Anlass. Seit Januar 2018 steht der frühere Landesliga-Fußballer Fromm in der Hauptverantwortung bei der FV Gemünden/Seifriedsburg.