Wie geht es weiter in der Beziehung zwischen Fußball-Zweitligist FC Würzburger Kickers und Felix Magath? Dass der bei Klub-Investor Flyeralarm unter Vertrag stehende Ex-Meistertrainer in der Planung der kommenden Saison am Dallenberg, anders als noch vor einem Jahr, keine bestimmende Rolle mehr spielt, ist ein offenes Geheimnis. Zumal die Kickers, sofern an den letzten drei Zweitliga-Spieltagen nicht noch ein Fußball-Wunder geschieht, in der kommenden Saison wieder in der Dritten Liga antreten werden. Und dort, das hatte Magath bereits vor einem Jahr betont, kenne er sich nicht aus.
Beim österreichischen Flyeralarm-Klub, dem abstiegsbedrohten Erstligisten Admira Wacker Mödling, wurde Magath bereits offiziell verabschiedet. Und in Würzburg? Auch hier wird es Veränderungen geben: "Über die künftige Zusammenarbeit und Konstellation werde ich Euch in naher Zukunft informieren", schreibt Flyeralarm-Boss und Kickers-Aufsichtsratsvorsitzender Thorsten Fischer in einem Brief an die Sponsoren der Rothosen, der dieser Redaktion vorliegt. Darin beschäftigt er sich durchaus selbstkritisch mit der abgelaufenen Saison, wirbt aber auch um Verständnis.

Im Januar 2020 war Magath als "Head of Flyeralarm Global Soccer" vorgestellt worden. Eine Funktion, deren Kompetenzen nie so richtig kommuniziert worden waren. Fischer betont nun in seinem Brief, "die FWK-Geschäftsstelle und die sportliche Leitung haben die alleinige Entscheidungsgewalt in allen Fragen. Felix war und ist für uns in vielen Punkten aber ein guter Ratgeber." Im November 2020 hatte Magath bei der Vorstellung von Ex-Coach Bernhard Trares noch selbst die Verantwortung für die Auswahl von dessen Vorgänger Marco Antwerpen übernommen: "Ich habe ihn verpflichtet und ich habe einen Fehler gemacht."

Unterm Strich haben Magaths gute Ratschläge auf jeden Fall beim Tabellenletzten nicht zum Erfolg geführt. Magath selbst irritierte indes mit Interview-Aussagen, wie zum Beispiel als er für die Kickers die Vision "Europapokal" ausrief. Man müsse feststellen, so Fischer, "dass unsere Möglichkeiten, seinem Ehrgeiz zu entsprechen und seine sportlichen Ziele umzusetzen, aufgrund der Rahmenbedingungen leider nicht so ausführbar sind, wie es sich beide Seiten wünschen würden". Sprich: Was Magath will und sich wünscht, ist in Würzburg nicht möglich. Macht eine weitere Zusammenarbeit unter diesen Umständen überhaupt Sinn?

Ein Fehler sei die Verpflichtung des 67-Jährigen, der als Trainer mit dem FC Bayern München und dem VfL Wolfsburg insgesamt drei deutsche Meisterschaften gefeiert hat, nicht gewesen, findet Fischer: "Ich kann aus vielen Stunden und angeregten Austauschen nur feststellen, dass ich bis heute kaum einen Menschen mit mehr Fußball-Sachverstand getroffen habe. Einen solch hochkompetenten Fachmann für unseren Verein zu gewinnen, stellte im Vorjahr eine außergewöhnliche Chance dar. Er ist nach wie vor extrem ehrgeizig und möchte mit seiner Erfahrung die Kickers unterstützen und uns erfolgreicher machen. Dass die Zusammenarbeit bis heute nicht von dem Erfolg gekrönt ist, den wir uns alle erhofft hatten, liegt mit Sicherheit an vielen Umständen."
Lässt mit dem Scheitern des Global-Soccer-Projekts auch Fischers Interesse an den Rothosen nach? Dem widerspricht der Unternehmer, der den Klub vom Dallenberg schon zu Landesliga-Zeiten unterstützte und der Antreiber des Würzburger Profifußballprojekts ist, deutlich: "Zum Abschluss möchte ich noch einmal ausdrücklich betonen, so wie ich es seit Jahren tue, dass ich weiterhin das Projekt Kickers mit vollem Einsatz unterstützen werde. Der FWK wird auch weiterhin gesund und handlungsfähig bleiben."

Erst im vergangenen Monat hatte Fischer mit seiner Ankündigung, das Flyeralarm-Sponsoring beim Deutschen Fußball-Bund als Reaktion auf viele Schiedsrichter-Fehlentscheidungen in dieser Saison zu beenden, für Aufsehen gesorgt. Dieser "laute Aufschrei" sei nötig gewesen, schreibt Fischer. Die "Fehlentscheidungen zum Nachteil einzelner Klubs" würden einen "gerechten Liga-Spielbetrieb in Frage stellen". Auf eine Reaktion von Seiten des DFB scheint er noch zu warten: "Ich bin gespannt, welche Antworten seitens des Verbandes und der Verantwortlichen zu diesem Thema (...) noch folgen werden." Auf Nachfrage dieser Redaktion hatte sich der DFB bislang zu Fischers Aussteigen als Sponsor nicht geäußert.