Aufregung in der zweiten Handball-Bundesliga: Wie mehrere regionale Medien und die Handball-Fachpresse berichten, wurde einer der Geschäftsführer des Wilhelmshavener HV am Mittwoch nach einer Durchsuchungsaktion festgenommen – auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Würzburg. "Es handelt sich um den Vorwurf des Anlagebetrugs", bestätigte deren Pressestelle dem Magazin "Handball Inside". Zuvor hatten bereits Radio Jade und die "Nordwest-Zeitung" über den Fall berichtet. Der WHV ist ein Gegner der DJK Rimpar Wölfe.
Der niedersächsische Klub, der erst wieder in die zweite Liga aufgestiegen war, hatte am Donnerstagabend in einer offiziellen Stellungnahme mitgeteilt: "Der Wilhelmshavener HV bestätigt hiermit die Meldungen, dass am (...) Dienstag die Geschäftsräume des Wilhelmshavener Handballverein durch die Staatsanwaltschaft Würzburg im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens durchsucht worden sind." Manager Dieter Koopmann erklärte gegenüber den "Lübecker Nachrichten": "Natürlich waren auch wir davon überrascht, als wir von der Durchsuchung bei ihm zu Hause und seiner Verhaftung erfahren haben. Wir sind wie vor den Kopf geschlagen."
Platz das Auswärtsspiel der Wölfe?
Da der tatverdächtige Geschäftsführer als Inhaber einer Consultingfirma auch einer der Hauptsponsoren des Vereins ist, droht dem WHV die Insolvenz. Diese hätte auch Auswirkungen auf den Spielbetrieb. Für Rimpar steht in der Hinrunde am 21. November das Auswärtsspiel in der Nordfrost Arena in Wilhelmshaven auf dem Spielplan. In seiner Stellungsnahme dementierte der Klub, der den Kader von Trainer Christian Köhrmann namhaft mit Erstliga-Profis verstärkt hat, den sofortigen Rückzug. "Wir werden gegen die Insolvenz ankämpfen", sagte Koopmann "Handball Inside".
Unter dem Titel "Handball-Team in Not wegen betrügerischen Sponsors" startete die zweite Mannschaft des WHV am Freitagabend über die Sozialen Netzwerke einen Spendenaufruf für die Profis der Ersten auf.
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Was steckt hinter dem Vorwurf des Anlagebetrugs in Millionenhöhe, den eine Ermittlungskommission der Kriminalpolizei Aschaffenburg in enger Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft und der Kripo Würzburg aufgedeckt haben will? Laut einer gemeinsamen Mitteilung von Polizeioberkommissar Andy Laacke und Oberstaatsanwalt Boris Raufeisen sollen insgesamt vier Männer im Alter von 37 bis 66 Jahren aus Hessen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und der Schweiz gemeinschaftlich zahlreiche Anleger um insgesamt rund 2,5 Millionen Euro betrogen haben. Alle vier Tatverdächtige befinden sich in Untersuchungshaft.
Vermeintliches Engagement für Entwicklungshilfe
Es bestehe der Verdacht, dass die Beschuldigten für eine ihrer nicht mehr zahlungsfähigen Firmen unverzinsliche Darlehen mit der wahrheitswidrigen Behauptung angeworben haben sollen, es handele sich um nahezu risikolose Anlagemöglichkeiten. Gleichzeitig soll gegenüber den Anlegern der Eindruck erweckt worden sein, dass das Geld ausdrücklich nicht für Geschäfte benötigt werde, sondern auf einem Treuhandkonto ruhen werde, heißt es in der Mitteilung. Indirekt soll den Anlegern suggeriert worden sein, sie würden mit den Darlehen das Engagement der Beschuldigten in Entwicklungshilfeprojekten unterstützen. Tatsächlich sollen die Gelder in der Folge von den Beschuldigten für private und geschäftliche Zwecke verbraucht worden sein.
Am Mittwoch wurden in diesem Zusammenhang Wohnungen und Geschäftsräume der Tatverdächtigen in mehreren Bundesländern durchsucht und Beweise sichergestellt. Den vier Männern wird unter anderem bandenmäßiger und gewerbsmäßiger Betrug vorgeworfen.