"Punkte! Punkte! Punkte, Punkte, Punkte!", schallt es durch die Halle. Die Anfeuerungen können Vorbeigehende auch außerhalb des Gebäudes noch vernehmen. Doch hören Zuschauende nicht nur die Feldspieler, denn auch die Teamkollegen auf der Bank zeigen Einsatz und feuern ihre Mitspieler an.
Das richtet sich beim Volleyball jedoch nicht gegen das gegnerische Team, sondern soll Mitspieler weiter motivieren: Zeichen eines guten Teamgeistes und eines fairen Mannschaftssportes.
Freundschaftliches Verhältnis zwischen den Vereinen
Was sich innerhalb einer Mannschaft im Kleinen abspielt, zeigt sich auch zwischen den Vereinen in Unterfranken. "Im Volleyball ist die Community eher überschaubar. Ich laufe seit 20 Jahren den gleichen Leuten über den Weg. Man kennt und hilft sich gegenseitig", sagt Stefan Sebold, der sowohl Vorsitzender des TSV Eibelstadt und Abteilungsleiter der TSV-Volleyballer als auch Vorsitzender für den Bezirk Unterfranken im Bayerischen Volleyball-Verband ist.

Nachdem die Sportart eben nicht den sportlichen Stellenwert wie beispielsweise Fußball habe, sei dieser Zusammenhalt umso wichtiger, erklärt Sebold. So würden sich die Vereine zum einen bei der Jugendarbeit helfen, Turniere organisieren und für bestmögliche Trainingsbedingungen sorgen. Zum anderen unterstützten sie sich auch im Erwachsenenbereich: Beispielsweise sei es üblich, dass Spieler von außerhalb des eigenen Vereins als Gäste mittrainieren könnten. Man begegne sich neben dem Platz freundschaftlich, auf dem Feld aber herrsche eine gesunde Rivalität.
Sebold schätzt, dass es in Unterfranken rund 70 Vereine gebe, die Volleyball anbieten. Die Hochburgen des unterfränkischen Volleyballs sind dabei der TV/DJK Hammelburg in der zweiten Liga sowie der TSV Eibelstadt und VC Eltmann in der dritten. "Die Welt ist klein, vor allem im Volleyball", sagt auch Tado Karlovic, seit dieser Saison Trainer des TSV Eibelstadt und dabei die "absolute Wunschlösung" der Verantwortlichen.
"Die Welt ist klein, vor allem im Volleyball."
Tado Karlovic, Trainer der Volleyballler beim TSV Eibelstadt
Einer der Gründe, die den 49-Jährigen überzeugten, das Traineramt beim TSV, das er mit Stefan Hermann gemeinsam ausübt, anzunehmen, waren die Spieler. Viele von ihnen kannte der bosnische Kroate, der 1993 auf der Flucht vor dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien nach Deutschland kam und zuerst in Eltmann mit Profi-Status spielte, bereits. Mit ihnen arbeitete er schon in Hammelburg, wo er neun Jahre lang Trainer war und sechs Aufstiege feierte, zusammen.
"Es war wie eine Familienzusammenführung. Wir kennen uns sehr gut", erzählt Karlovic. Mit seinem Namen eng verbunden ist der Hammelburger Durchmarsch von der Bezirksliga in die Zweite Bundesliga, in der die Mannschaft auch heute spielt.
Eibelstadt ist für Spieler das entspanntere Hammelburg
Doch die Beziehung zwischen Hammelburg und Eibelstadt ist keine Einbahnstraße: Philipp Fischer, ehemaliger Spielertrainer des TSV und Karlovics Vorgänger, wechselte hingegen im Sommer erneut nach Hammelburg, wo er zwei Jahre zuvor, als der Amateursport aufgrund von Corona-Einschränkungen ruhen musste, schon einmal ein kurzes Gastspiel gegeben hatte. Eibelstadt blieb er als Jugendtrainer und Spieler treu.
"Hammelburg und Eibelstadt waren nie Konkurrenten. Die Türen stehen offen", sagt Karlovic. Man gebe sich gegenseitig Tipps und Ratschläge. Während sich die Hammelburger Volleyballer in den vergangenen Jahren zunehmend professionalisiert und sich dadurch in der zweiten Liga etabliert hätten, liege der Fokus in Eibelstadt auf dem Verbleib in der dritten Liga.
Denn der Sprung von der dritten in die zweite Liga, an dem sich die Eltmanner gerade versuchen, sei im Volleyball ein sehr großer, sagt Sebold – für Eibelstadt zu groß. Deswegen sei beim TSV auch alles eben eine Nummer kleiner, entspannter, das Spielniveau aber trotzdem recht hoch. Für Sebold und Karlovic sind das Gründe, die den TSV Eibelstadt eben so attraktiv für einige ehemalige Hammelburger Spieler – und vor kurzem auch für ihren dortigen Trainer – gemacht hätten.
TSV-Volleyballer mit HeimspielDie Eibelstädter Volleyballer treten an diesem Samstag, 26. November, in heimischer Halle gegen den TSV Oelsnitz (19 Uhr) an. Mit sieben Punkten aus acht (von zwölf) Vorrundenspielen sind sie aktuell Letzter. Oelsnitz, südlich von Plauen in Sachsen gelegen, hat neun Punkte. Im Volleyball gibt es drei Punkte für einen 3:0- oder 3:1-Sieg, zwei Punkte für ein 3:2, einen Punkt bei einer 2:3-Niederlage und null Punkte, wenn die Partie mit 1:3 oder 0:3 verloren geht.In der Dritten Liga Ost qualifizieren sich je die ersten drei Mannschaften beider Vorrundengruppen für die Aufstiegsrunde, die weiteren vier treten in einer Abstiegsrunde an, nach welcher mindestens eine absteigen muss. "Wir schielen noch mit einem Auge auf die Aufstiegsrunde", sagt Sebold. "Dafür ist Oelsnitz eine wegweisende Partie." Und am besten eine mit am Ende drei Punkten.Quelle: jst