Es ist diese eine Szene, die gut beschreibt, was sich bei Craig Moller in den letzten Wochen geändert hat. Es passiert beim Heimspiel von Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg gegen den Tabellendritten Telekom Baskets Bonn. Kurz vor Ende des dritten Viertels haben die Bonner den einstmals zweistelligen Vorsprung der Würzburger zu einem Rückstand gedreht. 2,9 Sekunden verbleiben noch für den Angriff, als Moller den Ball an der Dreierlinie bekommt. Ein Dribbling nach rechts und Moller steigt zum Dreier hoch. Kein leichter Wurf, aber der Deutsch-Australier trifft. Statt mit einem Rückstand geht es mit einer Führung in die letzte Viertelpause. Moralisch wichtig. Moller hebt die Arme, feuert das Publikum an. Am Ende gewinnen die Baskets 93:90.

Im Spiel gegen Bonn bedeutete diese Aktion nur drei Punkte mehr auf dem Konto, doch sie zeigt, mit welchem Selbstvertrauen der 27-Jährige mittlerweile spielt. Denn seit der coronabedingten Pause ist das ein anderer Craig Moller, dem die Baskets-Fans zujubeln können. In den ersten 14 Partien kam Moller nur einmal auf mehr als zehn Punkte. In den sieben Spielen danach sind es über 15 pro Partie.
Anpassung an die physischere Basketball-Bundesliga
"Es ist das erste Mal, dass ich nicht in Australien spiele. Ich wusste, dass es dauern wird, bis ich mich angepasst habe", erklärt Moller seine Leistungssteigerung. Zu Beginn der Saison habe er auch Probleme mit seinem Wurf gehabt. Doch mittlerweile trifft er fast 44 Prozent von der Dreierlinie. Ein hervorragender Wert für einen Power Forward.
"Ich glaube, es ist kein Zufall, dass wir nach dem Trainerwechsel besser spielen."
Craig Moller über Trainer Sasa Filipovski
Für seinen neuen Coach Sasa Filipovski ist Moller voll des Lobes: "Ich glaube, es ist kein Zufall, dass wir nach dem Trainerwechsel besser spielen." Dabei meint er das Team und sich selbst. Denn der neue Spielstil der Baskets passe besser zu ihm. Und er käme nun besser mit der physischen Spielweise zurecht. Die australische Liga, Moller spielte dort gemeinsam mit dem Ex-Basket Xavier Cooks bei den Sydney Kings, werde zwar immer besser, aber in der BBL lassen die Schiedsrichter mehr Physis zu.
Spiele im Australian Football vor 90 000 Zuschauern
Noch viel körperlicher als Basketball ist die Sportart Australian Rules Football, von Moller und seinen Landsleuten häufig einfach "Aussie Rules" genannt. Es ist eine Mischung aus American Football, dem traditionellen Fußball, wie wir ihn kennen, und Rugby. Körperlicher Kontakt ist grundsätzlich immer und in fast jeder Form erlaubt. In Australien ist es die beliebteste Sportart. "Man kann es mit dem Fußball in Deutschland vergleichen", beschreibt Moller.

Auch zu Mollers Spielen kamen früher bis zu 90 000 Zuschauer. Denn bis 2015 war der Würzburger Power Forward Profi beim "Aussie Rules"-Team Freemantle Football Club. Das Team aus der Nähe von Perth hatte Moller 2013 beim Rookie Draft ausgewählt. Moller spielte als Ruckman. Wann immer der Ball, das Spielgerät ähnelt einem Football oder Rugby-Ei, ins Spiel zurückgebracht werden muss, gibt es einen sogenannten Ruck, vergleichbar mit dem Sprungball beim Basketball. Mollers Aufgabe war es dabei, möglichst hoch zu springen und den Ball in den eigenen Reihen zu sichern.
"Ich bin im Basketball auf jeden Fall erfolgreicher"
Craig Moller erklärt, warum der Wechsel zum Basketball richtig war.
Zwar stand sein Team in seinem ersten Jahr auch gleich im "AFL Grand Finale", dem wohl größten Sportereignis Australiens, doch durchsetzen konnte er sich in seinen drei Jahren dort nicht. Nur einmal stand er im 22er-Kader, der für den Spieltag nominiert wird. "Ich war der Ersatz für den besten Ruckman der Liga", erklärt er. Deshalb kehrte er Anfang 2016 zurück zum Basketball und schlug dafür Angebote andere AFL-Teams aus. Aus heutiger Sicht ein Segen für den drahtigen Flügelspieler. "Ich bin im Basketball auf jeden Fall erfolgreicher", antwortet er auf die Frage, was ihm besser gefalle. Schon während der Schulzeit hatte er Basketball und "Aussie-Rules" gleichzeitig gespielt und die Verbindung zum Basketball sei nie abgerissen.
Doppelte Staatsbürgerschaft durch den Opa aus Lüneburg
Auch Mollers Eltern sind froh, dass ihr Sohn nun wieder Basketball spielt. Und das nicht nur, weil es weniger brutal ist, sondern "weil da einfach mehr passiert", sagt er. "Sie verfolgen die Spiele in Australien trotz der Zeitverschiebung. Teilweise stehen sie um fünf Uhr morgens auf oder gehen erst um drei ins Bett."
"Basketball hat mich nach Deutschland gebracht, das ist schon Wahnsinn", sagt Moller. Und hier soll seine Reise nicht zu Ende sein. "Ich würde unglaublich gerne Mal in der Euroleague spielen", gibt Moller zu. Weil sein Großvater bis zu seinem 20. Lebensjahr in Lüneburg aufgewachsen ist, haben er und sein Vater die Möglichkeit einer doppelten Staatsbürgerschaft. Dass ihm diese, wegen der Ausländeregelung in der BBL, auf dem weiteren Karriereweg helfen kann, ist Moller durchaus bewusst.
Nationalteam, aber wenig Chancen auf die Weltmeisterschaft
In der vergangenen Woche durfte der 2,03 Meter-Mann erstmal nach Japan reisen. Dort spielte er mit der australischen Nationalmannschaft in einer Corona-Blase in der WM-Qualifikation zwei Partien gegen Taipeh und eine gegen Japan. "Ich bin sehr stolz darauf, für mein Land spielen zu dürfen", beschreibt Moller die Emotionen, auch wenn er weiß, dass es für ihn mit einer WM-Teilnahme 2023 trotz dreier Siege wohl nichts wird, weil dann die NBA und Euroleague-Spieler zurück sind. Ein Umstand, den Moller akzeptiert. Und den er ändern könnte, wenn er selbst zum Euroleague-Spieler wird.
Seine aktuelle Aufgabe ist aber der Klassenerhalt in Würzburg. Mit dem nächsten Gegner ratiopharm Ulm sei noch eine Rechnung offen. "Wir kamen mit ihrer Pyhsis im Hinspiel nicht klar", sagt Moller. Aber die Qualität, um Ulm zu besiegen, sei vorhanden, speziell mit den Fans und der guten Stimmung in der Halle im Rücken, glaubt er. Vielleicht erinnert ihn das ja an eines seiner "Aussie Rules"-Spiele. Dann sollte er auch mit den körperlich überlegenen Ulmern keine Probleme haben.
s.Oliver Würzburg - ratiopharm UlmNach der Länderspielpause kehrt Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg am Freitagabend um 19 Uhr auf das Parkett zurück. Dass der Gegner, wie schon vor zwei Wochen, ratiopharm Ulm heißt, liegt an den coronabedingten Wirrungen des Spielplans der Liga. Nach den am Mittwoch verkündeten Lockerungen dürfen die Baskets die Halle unter 2G-Bedingungen zu 75 Prozent auslasten und damit 2355 Menschen in die Halle lassen. Es gilt weiterhin die FFP2-Maskenpflicht.Bei der Partie wird auch Coach Sasa Filipovski an der Seitenlinie stehen können. Obwohl der Slowene bei der Auswärtspartie in Ulm disqualifiziert wurde, hat die Liga von einer Spiel-Sperre für den Würzburger Trainer abgesehen und ihn nur mit einer Geldstrafe belegt. Und dann steht am Freitagabend noch das Debüt von Abdul-Malik Abu an. Der Center kam aus Südkorea nach Würzburg und soll im Abstiegskampf helfen.Quelle: tei