Am Dienstag feierte der ehemalige Basketballer und BBL-Rekordspieler (638 Partien) Alex King ein ganz besonderes Jubiläum: Am 8. Oktober 2014 hatte er, damals noch im Trikot von Alba Berlin, gegen die San Antonio Spurs, mit 94:93 gewonnen. Der Klub aus Texas war damals amtierender NBA-Champion – und der gilt zumindest in den USA zugleich als "World Champion of Basketball", als Basketball-Weltmeister.
Auch wenn nicht nur die amtierende deutsche Weltmeister-Mannschaft diese selbst gewählte Bezeichnung kritisch sieht, galten die Spurs mit ihrem Coach Gregg Popovich damals als das Maß der Dinge im Basketball. Zwischen 1999 und 2014 gewann die Trainer-Legende mit San Antonio fünfmal die Meisterschaft. Nicht wenige hätten ihn damals wegen seiner sympathischen Art sogar gerne als Präsidenten der USA gesehen.

Jenes Team kam gut drei Monate nach dem Gewinn der NBA-Meisterschaft zur Vorbereitung auf die folgende Saison zu einem Testspiel gegen den deutschen Basketball-Rekordmeister nach Berlin. Dort spielte damals auch einer, der heute dem Würzburger Basketball-Nachwuchs bestenfalls zu einer NBA-Karriere verhelfen will.
Alex King berichtet im Interview von einem der größten Erfolge seiner Karriere, seinen Erinnerungen und welche Erkenntnisse er von damals für seine Zeit als Trainer mitgenommen hat. Denn der 39-Jährige, der 2013 aus Würzburg nach Berlin gewechselt war und Ende 2020 von dort zurückkehrte, trainiert mittlerweile die zweite Mannschaft der FIT/One Würzburg Baskets.
Herr King, was ging Ihnen durch den Kopf, als Ihr Mitspieler Jamal McLean den entscheidenden Wurf gegen die San Antonio Spurs traf?
Alex King: (lacht) Ich dachte, ich könnte jetzt auch in die NBA wechseln. Aber im Ernst: Es war ein unglaublicher Moment für uns, etwas, das es so in Deutschland noch nie gegeben hatte. Wir hatten den amtierenden NBA-Champion besiegt, und ich habe das wirklich gefeiert.
Wie gestaltete sich die Party im Anschluss?
King: Eigentlich gab es keine richtige Feier. Wir befanden uns bereits in der Saison und unser Trainer, Sasa Obradovic, holte uns schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Für ihn war dieser Sieg fast schlimmer als eine Niederlage, da der Druck dadurch nur größer wurde. Am nächsten Tag haben wir dann noch härter trainiert.
Teilen Sie diese Geschichte manchmal mit Ihren Kindern?
King: Ja, auf jeden Fall. Ich habe ihnen auch Videos davon gezeigt. Sie können es noch nicht ganz nachvollziehen, aber sie finden es auf jeden Fall cool.
Hatten Sie Gänsehaut, als Sie kürzlich ein Video von damals auf Instagram sahen?
King: Absolut! Jedes Mal, wenn ich auf YouTube auf alte Videos stoße, schaue ich sie mir gerne wieder an. Ich bin stolz darauf, Teil jenes deutschen Teams gewesen zu sein, das den NBA-Champion geschlagen hat.
Erinnern Sie sich an die direkten Gegenspieler, gegen die Sie damals gespielt haben?
King: Ja, ich erinnere mich sehr gut. Ich hatte es mit Boris Diaw, Kawhi Leonard und Tim Duncan zu tun. Es war eine Herausforderung, vor allem gegen Duncan, denn er ist eine absolute NBA-Legende und war mir körperlich deutlich überlegen.

Es muss Ihnen dennoch gelungen sein, den Gegner zu stoppen – sonst hätte Alba Berlin damals nicht gewonnen.
King: Wir hatten einen starken Start, aber die Spurs haben schnell zurückgeschlagen. In der NBA geht es immer darum, das Momentum zu nutzen. Tony Parker, Manu Ginobili und Tim Duncan haben großartig zusammengespielt. Doch wir haben unsere Verteidigung intensiviert und hatten die Unterstützung unserer Fans.
Aber nicht alle waren auf ihrer Seite.
King: Richtig. Lady Gaga war da und hat uns auf dem Feld den Mittelfinger gezeigt. Die Atmosphäre in der Arena war einfach verrückt. Wir spielten mit viel Selbstvertrauen und hatten das Glück, dass sie uns beim letzten Angriff den Einwurf zuspielten.
War es beeindruckend, dass die Spurs mit ihrem kompletten Kader angereist waren?
King: Absolut! Normalerweise bringen solche Teams nicht alle Stars mit.
Welche Erkenntnisse haben Sie aus diesem Spiel für Ihre heutige Aufgabe als Trainer bei den Würzburg Baskets mitgenommen?
King: Jeder Champion ist besiegbar, selbst die beste Mannschaft der Welt, wenn man selbstbewusst spielt und daran glaubt. Das sage ich meinen Spielern immer wieder.