Seit 2017 spielt der gebürtige Würzburger bei den Dallas Mavericks in der NBA. In der deutschen Nationalmannschaft ist der 32-Jährige dagegen nicht mehr aktiv – und schließt eine Rückkehr dorthin im Interview auch aus.
Herr Kleber, in der vergangenen Saison standen Sie mit den Dallas Mavericks im NBA-Finale gegen die Boston Celtics, mussten sich dort jedoch mit 1:4 geschlagen geben. Wie lange haben Sie dieses sicherlich bittere Gefühl – gerade im Hinblick auf die neue Spielzeit – mit sich herumgeschleppt?
Maximilian Kleber: Klar, die Situation nach den Finals war zweifelsohne extrem ärgerlich. Wenn man schon so weit kommt, möchte man das letzte Spiel in einer solchen Serie auch gewinnen. Das hat mich den Sommer über schon begleitet. Fakt ist allerdings, dass wir jetzt eine neue Saison haben und quasi wieder bei null anfangen. Was wir in der vergangenen Spielzeit erreicht haben, zählt nicht mehr. Nur weil wir zuletzt so weit gekommen sind, heißt es nicht automatisch, dass es auch diesmal wieder der Fall sein wird. Es sind einige neue Spieler zum Team dazugestoßen, zudem werden wir mittlerweile auch von den Gegnern anders gesehen.
Einer dieser neuen Akteure ist der fünffache NBA-All-Star Klay Thompson, der im Sommer von den Golden State Warriors nach Dallas kam. Inwieweit verändert seine Präsenz das Spiel und die Möglichkeiten der Mavericks?
Kleber: Zum einen ist Klay ein richtig guter Verteidiger. Zum anderen öffnet er in der Offense durch seinen unglaublich guten Wurf das Feld. Aufgrund der Tatsache, dass Klay dadurch sehr viel Aufmerksamkeit auf sich zieht, haben beispielsweise Kyrie Irving und Luca Doncic deutlich mehr Platz. Das ist natürlich schon ein großer Vorteil.
Sie sind 2017 in die NBA zu den Mavericks gewechselt. Wie hat sich Ihre Rolle im Laufe der Zeit verändert? Würden Sie sich selbst mittlerweile als Führungsspieler und eine Art Mentor für die jungen Akteure bezeichnen?
Kleber: Ich würde sagen: Spieltechnisch hat sich die Dynamik schon verändert. Der Rest ist eigentlich gleich geblieben. Zum Thema Führungsspieler: Wir haben ja unter anderem im Februar 2023 mit Kyrie Irving einen weiteren Leader dazubekommen. Ansonsten wissen natürlich die Jungs, die – ebenso wie ich – schon länger dabei sind, was in der Liga beziehungsweise in einem Team zu tun ist. Gerade auch in Sachen Spielsystem können wir den jungen, aber auch neuen Spielern entsprechend helfen.
Durch die aktuell zahlreichen längerfristigen Verletzungen von Stars wie Kevin Durant (Phoenix), Paulo Banchero (Orlando) oder Chet Holmgren (Oklahoma City) gibt es wieder Diskussionen, wonach die körperliche Belastung für die Profis aufgrund der hohen Anzahl an Spielen deutlich zu hoch sei. Würden Sie sich hier eine Veränderung wünschen?
Kleber: Das ist sicherlich ein schwieriges Thema. Was Verletzungen betrifft, kann ich ja selbst ein Lied davon singen. Im Grunde muss man für sich selbst eine Lösung finden, um bestmöglich durchzukommen. Dazu zählt natürlich auch, dass man gerade zwischen den Spielen immer wieder Zeit findet, um sich zu erholen, damit der Körper entsprechend regenerieren kann. Klar, aufgrund der Tatsache, dass das Spiel im Laufe der Zeit immer schneller geworden ist, ist gleichzeitig auch die Intensität und Belastung deutlich höher. Dennoch bin ich der Meinung, dass der Körper insgesamt doch sehr anpassungsfähig ist.
In Ihren ersten beiden Saisons bei den Mavericks spielten Sie mit Dirk Nowitzki zusammen. Wie präsent ist er noch bei den Mavs?
Kleber: Bei unseren Spielen ist Dirk schon hin und wieder anwesend, im Training dagegen eigentlich nicht. Auch während der Vorbereitung habe ich ihn ein- oder zweimal gesehen. Von dem her ist Dirk sicherlich nach wie vor präsent, zumal er ja eine riesengroße Nummer sowohl im Verein als auch bei den Fans ist. Welche genaue Aufgabe oder Position er bei uns aktuell bekleidet, kann ich allerdings nicht wirklich sagen. Das kann er sicher am besten selbst erklären.
Würden Sie sagen, dass sich das Ansehen und der Stellenwert des deutschen Basketballs beziehungsweise Basketballers innerhalb der Liga verändert hat?
Kleber: Das würde ich schon sagen, ja! Gerade durch das starke Auftreten der Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft und den Olympischen Spielen. Aber auch wegen der Nachwuchsteams bin ich definitiv der Meinung, dass Deutschland mittlerweile einen Platz auf der Karte der US-Amerikaner eingenommen hat. Gerade durch Jungs wie die Wagner-Brüder Franz und Mo, die ja in Orlando gemeinsam mit Tristan da Silva spielen, oder auch Dennis Schröder und Isaiah Hartenstein ist die Aufmerksamkeit noch mal gestiegen.

Mit welchem Gefühl haben Sie die Partien der DBB-Auswahl bei Olympia verfolgt? Als begeisterter Fan oder doch auch mit etwas Wehmut, nicht dabei zu sein?
Kleber: Nun, die Situation war ja so, wie sie war. Deshalb hatte ich persönlich damit auch abgeschlossen. Ansonsten habe ich mir die Spiele natürlich als Fan angeschaut, da es für den deutschen Basketball immer gut ist, wenn das Team erfolgreich spielt. Im Großen und Ganzen geht es ja letztlich darum, dass der Basketballsport in Deutschland weiter wächst. Und dafür sind die Olympischen Spiele, bei denen man sich alle Begegnungen im Fernsehen anschauen kann, ein geiles Event. Ganz abgesehen davon: Nachdem ich ja viele Jungs sehr gut kenne, teilweise mit ihnen befreundet bin, macht es auch riesigen Spaß, ihnen zuzuschauen und die Daumen zu drücken.
Mit dem Spanier Alex Mumbrú gibt es nun einen neuen Bundestrainer. Haben Sie sich mit ihm bereits ausgetauscht beziehungsweise können Sie sich eine Rückkehr vorstellen?
Kleber: Ich kenne Alex Mumbrú, habe mit ihm allerdings noch nicht gesprochen. Das Thema Nationalmannschaft ist für mich jedoch endgültig durch. Daher wird es auch keine Rückkehr geben.
Interview: Dirk Sing