Als sich im Juli vergangenen Jahres eine Traditionsmannschaft der DJK Rimpar Wölfe (heute Wölfe Würzburg) zu einem Einlagespiel anlässlich des 80. Geburtstags der Heidingsfelder Handball-Institution Arthur Lichtlein versammelt hatte und Wölfe-Geschäftsführer Roland Sauer sowie sein Ex-Coach Heiko Karrer dabei im trauten Gespräch nebeneinander auf der Auswechselbank saßen, fiel auch der Spruch: "Na, Roland, ist das dein neuer Trainer?"

Was vor einem halben Jahr nur eine Frotzelei war, ist nun Realität. Denn an diesem letzten Donnerstag im Januar 2025 ist Heiko Karrer tatsächlich – zwölfeinhalb Jahre nach Ende seiner ersten Amtszeit als Nachfolger des zwei Tage zuvor freigestellten Johannes Heufelder – als Trainer zu den Wölfen Würzburg zurückgekehrt. Und wird an diesem Sonntag, 2. Februar, bei der Drittliga-Heimpartie gegen den HBW Balingen-Weilstetten II (17 Uhr, tectake Arena) vor der Auswechselbank stehen, da er während laufender Spiele eher selten sitzt.
53 Länderspiele als Aktiver
"Wir wollen, dass er Ruhe reinbringt, die derzeitige Mannschaft entwickelt und junge Spieler einbaut. Dass er das gut kann, hat er ja schon bewiesen", formuliert Johannes Sendelbach, neben Roland Sauer der zweite Wölfe-Geschäftsführer, die Erwartungen an den 53-Jährigen, der in seiner aktiven Laufbahn 53 Länderspiele bestritten und in der Bundesliga das Trikot des TV Großwallstadt, der SG Wallau-Massenheim sowie von TUSEM Essen getragen hat.
Als Trainer verfügt der aus einer bekannten Handballer-Familie stammende Karrer über Erfahrungen in der Bundesliga (beim TV Hüttenberg), aber auch in unteren Spielklassen. Von 2017 bis 2020 hatte er zum Beispiel die TG Heidingsfeld in der Landes- und Bayernliga betreut. Darüber hinaus war er als Jugendtrainer für den Deutschen Handballbund tätig.
"Außerdem soll er mit seinen guten Verbindungen nach Rimpar für Akzeptanz sorgen", so Sendelbach. Denn Karrer hatte in seiner ersten Amtszeit von 2006 bis 2012 wesentlichen Anteil daran gehabt, in Rimpar leistungsbezogenen Handball etablieren, und machte aus einem Landesligisten einen Drittligisten. Und das mit einer Mannschaft, die überwiegend aus heimischen Handballern bestand. In dem Team, mit dem er 2012 den bayerischen Handball-Pokal gewann, standen übrigens Dominik Schömig und Patrick Schmidt, die auch heute noch das Trikot der Wölfe tragen.
Nach den Worten Johannes Sendelbachs ist eine "Zusammenarbeit über die Saison hinaus" geplant, auch wenn das noch nicht abschließend geregelt sei.

Wobei eine Rückkehr Karrers zu den Wölfen schon länger im Raum gestanden hatte. "Mich hat der Verein schon angefragt, ob ich mir vorstellen könnte, in der kommenden Saison Trainer zu werden. Aber aufgrund der aktuellen Ereignisse musste jetzt alles schneller gehen", berichtet Karrer, der den Trainerjob bei den Wölfen hauptamtlich ausübt. Voraussetzungen für die schnelle Rückkehr waren, dass ihn sein gegenwärtiger Arbeitgeber freistellt und ihn der Landesligist HSG Aschafftal, bei dem er seit 2022 Trainer ist, freigibt. Als diese Fragen geklärt waren und der Weg für eine Tätigkeit bei den Wölfen frei war, wurde am Donnerstagmorgen die Mannschaft informiert, bevor am Abend die erste Übungseinheit unter der Leitung des neuen Trainers anstand.
"Bin weder Arzt noch Physiotherapeut"
"Ob wir uns am Samstag noch einmal zum Training treffen, werde ich mit den Jungs besprechen", sagte Karrer. Einerseits möchte der in Großwallstadt (Lkr. Miltenberg) wohnende Coach natürlich schnell sein neues Team kennenlernen, andererseits muss er erst einmal herausfinden, ob eine zusätzliche Übungseinheit angesichts der zahlreichen Erkrankten und Verletzten überhaupt sinnvoll ist. Karrer will sich bei seiner Entscheidung, wer am Sonntag spielfähig ist, ganz auf seine Experten verlassen. "Ich bin weder Arzt noch Physiotherapeut", sagt Karrer, der mit der medizinischen Abteilung seines Vorgängers weiterarbeiten kann.

"Wichtig ist, dass wir einen Trainer gefunden haben, der unser Konzept mitträgt", betont Johannes Sendelbach. Sprich: der es akzeptiert, dass bei den Wölfen angesichts eher bescheidener wirtschaftlicher Möglichkeiten nur Neuverpflichtungen in überschaubarem Rahmen möglich sind. Auf dem Wunschzettel der Wölfe stehen allerdings ein neuer Torwart, der den nach Saisonende zum Schweizer Erstligisten HSC Kreuzlingen abwandernden Moritz Ebert ersetzt, ein Rechtshänder für den Rückraum und ein Co-Trainer. Denn der mit Heufelder gekommene Assistent Oliver Kuch ist ebenfalls nicht mehr bei den Wölfen tätig.
Weitere finanzielle Spielräume könnten sich nur eröffnen, wenn die derzeit zweitplatzierten Wölfe über die Aufstiegsrunde in die Zweite Bundesliga aufsteigen würden, so Sendelbach. Doch diese Aufstiegsrunde endet erst am Pfingstwochenende vom 7. bis 9. Juni.