Am Tag nach dem 2:2 im Testspiel gegen den spanischen Viertligisten Atlético Baleares stand für die Würzburger Kickers im Trainingslager auf Mallorca mal überhaupt kein Fußball auf dem Programm. Am Morgen war die Trainingsstätte im Stadion ohnehin durch den Gastgeber belegt, am Nachmittag machte sich das Team dann auf zu einer Padel-Anlage. In der Trendsportart maßen sich die Kicker dort untereinander. So ein Trainingslager soll schließlich auch dazu dienen, neben dem Platz Dinge zu unternehmen, als Mannschaft zusammenzuwachsen.
"Ich war hier sofort integriert", berichtet Alexander Winkler, neben Stürmer Lado Akhalaia der zweite Neuzugang dieses Winters bei den Rothosen. Der 33-jährige Abwehrspieler verkörpert geballte Erfahrung. 146 Drittliga-Spiele hat er bestritten. Einzig Winklers Abwehr-Kollege Daniel Hägele und der nach einem Muskelfaserriss noch immer nur teilweise trainierende Stürmer Benjamin Girth haben im Kickers-Kader mehr Einsätze im Profibereich vorzuweisen als der gebürtige Münchner.

"Ich will es noch einmal wissen und mir selbst beweisen, was ich kann", sagt er selbst zu seinen Beweggründen für den Wechsel zu den Kickers. Für Unterhaching, Kaiserslautern und Halle hat Winkler in der 3. Liga gespielt, zuletzt bis zum Sommer in der zweiten Schweizer Liga in Neuchâtel. Danach hatte er sich bei der zweiten Mannschaft von 1860 München fit gehalten und auf ein neues Angebot gewartet. "Ich mache nur Dinge, wenn ich zu 100 Prozent dahinter stehen kann. Das ist in Würzburg der Fall."
Erinnerung an "eklige Spiele" gegen die Kickers
Mit den Rothosen verbindet Winkler die Erinnerung an heiße Duelle in der Vergangenheit: "Ich verbinde mit Würzburg eklige Spiele, in denen es oft Spitz auf Knopf stand." Die denkwürdigste Begegnung war freilich aus Würzburger Sicht schmerzhaft. Als die Kickers in der Drittliga-Saison 2019/20 auf spektakuläre Art und Weise mit 4:5 in Unterhaching verloren, stand Winkler für die Münchner Vorstädter auf dem Platz.

"Ich verbinde mit Würzburg eine gute Profimannschaft. Ich denke, es ist das Ziel, wieder zurück in den Profifußball zu kommen. Da will ich gerne mit anpacken", sagt er. Und das Anpacken kann man in seinem Fall durchaus handfest verstehen. "Auf dem Platz und neben dem Platz bin ich ein komplett unterschiedlicher Mensch", charakterisiert sich Winkler selbst: "Neben dem Platz bin ich sehr umgänglich. Auf dem Platz gibt es Mit- und Gegenspieler. Und mein Gegenspieler wollte ich nicht sein. Ich will einfach gewinnen. Egal ob Training oder Spiel."
Zusammen mit Vize-Kapitän Hägele dürfte Winkler erst einmal erste Wahl in der Innenverteidigung sein. Ein routiniertes Duo, das auch abseits des Spielfelds gut miteinander klarkommt. Im Teamhotel in Can Pastilla teilen sich Winkler und Hägele während des Trainingslagers ein Zimmer. "Gerade auf diesen Positionen kommt es darauf an, eine gute Mischung zu haben. Ich denke, wir ergänzen uns da sehr gut und haben beide auch schon so einiges im Fußball erlebt", sagt Winkler.

Aber was ist für die Kickers in dieser bislang so unbefriedigend verlaufenen Saison nach den Kader-Anpassungen im Winter noch drin? "Ich kenne die Regionalliga Bayern und ich kenne jetzt auch unsere Mannschaft. Ich denke, da ist einiges möglich", sagt Winkler: "Jeder kann die Tabelle lesen. Egal ob es acht oder elf Punkte Rückstand auf Platz eins sind: Erst einmal müssen wir unsere Hausaufgaben machen. Unser Anspruch sollte es schon sein, möglichst alle Spiele zu gewinnen und möglichst nah oben heranzurücken. Ob dann noch etwas geht, das müssen wir abwarten."