Bei seinem ersten Training mit der Mannschaft nutzte er jede Möglichkeit, sich an seine neue Umgebung gewöhnen. Selbst als die Mannschaft von Trainer Sasa Filipovski eine kurze Trinkpause verordnet bekam, stand Aubrey Dawkins, der Neuzugang der FIT/One Würzburg Baskets, in der Halle, um sich mit dem neuen Spielball der BBL anzufreunden.

"Ich freue mich unglaublich, hier zu sein, und bin aufgeregt, was die nächsten Wochen bringen werden", sagte er pflichtbewusst im ersten Gespräch. Und auch wenn er es nicht direkt zugeben wollte: Der US-Amerikaner wirkte erleichtert darüber, nicht mehr in Russland spielen zu müssen, wo beispielsweise der Zugang zu den sozialen Medien stark eingeschränkt war. "Vor allem meine Familie war beunruhigt, als ich dorthin gegangen bin", erklärte er.
Dawkins wird gleich doppelt gebraucht
Seine Familie ist durchaus interessiert am Sport mit dem orangen Leder. Der Vater des 29-Jährigen spielte mehrere Jahre in der NBA, war anschließend Co-Trainer an der ruhmreichen Duke University und trainiert nun seit vielen Jahren selbst ein College-Team in Florida. Seit Mittwoch ist der Flügelspieler in Würzburg und auch wenn er nach der Reise aus dem südlich von St. Petersburg gelegenen Nowgorod nach Unterfranken noch müde ist, war im Training am Donnerstag schon zu erkennen, dass er mehr sein könnte, als nur der Ersatz für den bis Anfang März ausfallenden Zac Seljaas.

Der Würzburger Kapitän hatte sich gegen Bamberg einen Muskelbündelriss im Oberschenkel zugezogen, stellte Physiotherapeut Nico Brendel nochmals klar. "Zac weiß nicht genau, wann es passiert ist, hat sich aber nach dem Spiel gegen Bamberg bei der medizinischen Abteilung gemeldet", so Brendel weiter. Weil sich dann gegen Göttingen auch noch Nelson Phillips einen Muskelbündelriss in der Wade zuzog und ebenfalls bis nach der Länderspielpause ausfällt, wird Dawkins gleich doppelt gebraucht.
Experten staunen über Würzburger Neuzugang
Übrigens ist man sich im Trainerstab durchaus bewusst, dass sich nun zwei Spieler innerhalb von wenigen Tagen muskuläre Verletzungen zugezogen haben. "Natürlich hinterfragen wir immer unsere Arbeit", sagte Filipovski dazu. Weil sich in seinen drei Jahren in Würzburg diese Art der Verletzung aber nicht gehäuft hat, geht der Slowene bisher davon aus, dass es einfach Pech sei nach natürlich anstrengenden Wochen mit vielen Reisen und Spielen.

Denn als guter Werfer und Athlet, wie Dawkins sich selbst beschreibt, kann er auf beiden Flügelpositionen für die beiden verletzten Leistungsträger einspringen. So durfte er am Donnerstag auch zu Beginn der Einheit gleich mit den anderen Spielern aus der Startaufstellung üben. Die Verantwortlichen des Basketball-Bundesligisten aus der Domstadt sind sehr glücklich darüber, dass mit Dawkins ein qualitativ hochwertiger Spieler auf den Markt kam, weil sein bisheriger Klub das Gehalt sparen wollte. Auch in Expertenkreisen staunte man nicht schlecht, als die Würzburger am Dienstag die Verpflichtung des Ex-Göttingers bekannt gaben.
Dawkins mit guten Anlagen für die Verteidigung
Nachdem er bei seiner ersten Auslandsstation in Niedersachsen 2020/21 mit guten Leistungen auf sich aufmerksam gemacht hatte, spielte Dawkins unter anderem zwei Jahre im Eurocup, einem europäischen Wettbewerb, etwa auf dem Niveau der Champions League. Außerdem lief er im Sommer an der Seite von Jhivvan Jackson in den Play-offs der puerto-ricanischen Liga auf. Beim Würzburger Aufbauspieler erkundigte sich die Baskets-Führungsriege auch nach dem Charakter des Neuen. "Er war ein super Teamkollege und ein harter Arbeiter. Das ist bei uns ja sehr wichtig", bewies Jackson, dass er die Philosophie seines Trainers durchaus verinnerlicht hat.

"Wir machen zwei Schritte zurück, um Aubrey zu integrieren. Wir haben unsere Offensive etwas verschlankt und angepasst", sagte jener Filipovski. Grundsätzlich hilfreich ist dabei, dass die Würzburger Angriffsbemühungen recht simpel und klar strukturiert sind. Häufig folgt auf eine Aktion nach festen Regeln die nächste. Das gilt auch für die Defensive, wo Dawkins mit seiner Athletik und sehr langen Armen durchaus interessante Anlagen mitbringt. Am Donnerstag lag der Fokus dabei direkt auf der Verteidigung von Oldenburgs bestem Werfer Justin Jaworski, der wahrscheinlich am Samstagabend ab 18.30 Uhr in der großen EWE-Arnea in Oldenburg wieder die bereits bekannte Sonderbehandlung durch Lukas Wank und Tyrese Williams erfahren wird. Gegen den Mitteldeutschen BC und die Telekom Baskets Bonn hatte das zuletzt hervorragend funktioniert.