In der Tabelle bedeutet der 79:78-(43:36)-Sieg gegen die BG Göttingen für die FIT/One Würzburg Baskets zumindest bis Samstagabend wieder der Sprung auf den zweiten Tabellenplatz. Doch was die Leistung angeht, sind die Würzburger auch wegen ihrer Verletzungssorgen aktuell weit von einer Spitzenmannschaft entfernt. Zu knapp war der Erfolg gegen den Tabellen-17. der Basketball-Bundesliga am Freitagabend.

Auch ohne Zac Seljaas, der sich bei der Niederlage gegen Bamberg einen Muskelfaserriss zugezogen hat, wartete mit den Niedersachsen eine auf dem Papier machbare Aufgabe. Die BG ist Tabellenletzter, doch die Würzburger, bei denen Youngster Hannes Steinbach den Kapitän in der ersten Fünf ersetzte, waren nach der Niederlage im Pokal in Göttingen gewarnt. Außerdem hatten die "Veilchen" ausgerechnet gegen Bamberg ihren bis dato einzigen Saisonerfolg in der Bundesliga eingefahren.
Drei Dreier zum Start
Dass sie die Partie mit der nötigen Seriosität angehen würden, zeigten die ersten drei Angriffe der Würzburger. Nach Lukas Wanks Dreier im ersten Angriff netzte Nelson Phillips zweimal von hinter der 6,75-Meter-Linie ein und baute die Führung früh auf 9:3 aus. Im Anschluss fingen sich die Gäste, vor allem weil sich die Dreierquote der Würzburger normalisierte. Nach drei Treffern bei drei Versuchen folgten acht Fehlwürfe am Stück. Zur Mitte des ersten Viertels steuerte der Ex-Würzburger Collin Welp, der beim Traditionsklub eine deutlich größere Rolle hat als in Unterfranken, gleich sieben Punkte am Stück für die Gäste bei.

Ein Zwischenspurt, der beinahe dafür gesorgt hätte, dass das Tabellenschlusslicht mit einer Führung in die erste Viertelpause gegangen wäre, hätte nicht der von einer Verletzung zurückgekehrte Bazou Kone mit der Schlusssirene noch zum 22:21 getroffen. Die Gäste versuchten, ihre Größenvorteile auf dem Flügel auszunutzen. Besonders Jimmy Boeheim, Sohn einer amerikanischen Trainerlegende im College-Basketball, wurde immer wieder mit dem Rücken zum Korb gesucht, weil er mit Tyrese Williams oder Lukas Wank deutlich kleinere Gegenspieler hatte. Eben jener Williams initiierte mit sechs Punkten in Serie dann aber einen 12:0-Lauf der Würzburger.
Viele Dreier und Offensivrebounds im Würzburger Spiel
Insgesamt verfestigte sich der Eindruck aus dem Bamberg-Spiel. Die Würzburger spielten gut als Team zusammen und suchten immer häufiger den Abschluss von der Dreipunktelinie. 40 Versuche waren es bei der Derby-Niederlage, 30 gegen Göttingen. Dabei liegen die Baskets im Trend. In den letzten Jahren hat die Bedeutung dieser Distanzwürfe ständig zugenommen.

Und es gilt im Basketball die Faustregel: langer Wurf, langer Rebound und folglich bessere Chancen für einen Offensiv-Rebound. Würzburg ist in dieser Kategorie im bisherigen Saisonverlauf in der BBL das beste Team. Über 36 Prozent der verfügbaren Rebounds nach eigenen Fehlwürfen sichern sie sich die Baskets. Großen Anteil hat dabei natürlich Owen Klassen, der in der BBL übrigens auf Rang zwei liegt. Erster ist Göttingens Demajeo Wiggins, der am Freitag nur zwei Mal an des Gegners Brett zugriff, während Klassen gleich vier Offensiv-Rebounds holte und seinem Team damit wichtige Punkte brachte.
Jackson übernimmt im Schlussviertel
Wie konnten die Würzburger das Pokalspiel in Göttingen trotz Bestbesetzung nur verlieren, fragte sich der ein oder andere Zuschauer in der ersten Halbzeit sicher. Mit Sicherheit auch, weil bei der BG im Oktober einige Spieler deutlich über ihrem normalen Niveau spielten. Bestes Beispiel war Kostja Mushidi: Das einstige Ausnahmetalent kam beim 86:78 -Erfolg der BG auf 20 Zähler. Am Freitag waren es fünf Punkte.

Wobei Mushidi wie der Rest seines Teams im dritten Viertel aufwachte und nach zwei verwandelten Freiwürfen von Mathis Mönninghoff zum 51:52 verkürzen konnte. Und ein richtiger Ruck ging auch nicht durch die Würzburger Mannschaft, als die BG zu Beginn des Schlussviertels ausglich. Jhivvan Jackson, der zuvor nur vier Punkte erzielt hatte und mit Foulbelastung von Trainer Sasa Filipovski auf der Bank vor dem zu frühen Ausscheiden geschützt wurde, übernahm nun mehr und mehr Verantwortung. Der Puerto-Ricaner führte mit acht direkten Korbvorlagen clever Regie und sorgte mit seinen Zählern dafür, dass die Würzburger mit einer knappen Führung in die Schlussphase einer unnötig spannenden Begegnung gingen.
Owen Klassen als Matchwinner
Dort konnten sich die Baskets vor allem auf ihre Verteidigung und Owen Klassen verlassen. Der Routinier punktete vorne und reboundete hinten ein ums andere Mal. Trotzdem verkürzte Mathis Mönninghoff 22,3 Sekunden vor Schluss auf 78:79. Sasa Filipovski nahm eine Auszeit und der letzte Angriff geriet zu einer Art Fangspiel. Die Göttinger hechelten dem Ball hinterher und versuchten die Würzburger zu doppeln und dann zu foulen. Diese entwischten immer wieder und schließlich lief die Uhr ab. Ein Spielende, wie es sich im Basketball, wo bei knappen Spielen häufig viel gefoult wird und Freiwürfe geworfen werden, selten ereignet.
Basketball: Bundesliga, Männer
FIT/One Würzburg Baskets – BG Göttingen 79:78 (22:21, 21:15, 15:21, 21:21)
Würzburg: Klassen 15, Jackson 14, Williams 11, Philipps 10, Lewis II 8, Ugrai 6, Wank 6, Steinbach 5, Kone 4, Skladanowski (nicht eingesetzt).
Göttingen: Holder 17, Wiggins 13, Ensminger 11, Welp 10, Mönninghoff 8, Boeheim 7, Hammond 7, Mushidi 5, Ververs, Jünemann, Schulz (nicht eingesetzt).
Rebounds: 36 – 30. Vorlagen: 15 – 19. Ballverluste: 11 – 15. Treffer aus dem Feld: 29/62 (47%) – 25/52 (48%). Dreier: 7/30 (23%) – 11/25 (44%). Freiwürfe: 14/21 (67%) – 17/21 (81%). Zuschauende: 3140.