Die Strapazen der Partie waren Sasa Filipovski am späten Freitagabend förmlich ins Gesicht geschrieben. 40 Spielminuten lang hatte der Cheftrainer von Basketball-Bundesligist FIT/One Würzburg Baskets zuvor an der Seitenlinie dirigiert, motiviert, gehadert, geschimpft, gejubelt. Als dann gegen 22 Uhr gegen die Hamburg Towers der zweite Saisonsieg im dritten Spiel unter Dach und Fach war, fiel all der Ballast von Filipovski ab.
Erschöpft sackte er auf einen der Stühle hinter der Bande und nahm müde lächelnd die Glückwünsche und Schulterklopfer der um ihn Herumstehenden entgegen. "Es war eine sehr harte, brutal intensive Partie", resümierte Filipovski, der am Spielfeldrand mit der gleichen Leidenschaft zu Werke gegangen war wie seine Schützlinge auf dem Parkett. 91:85 (47:44) gewannen die Baskets nach zwei Heimsiegen in der Basketball Champions League (BCL) nun auch ihre Liga-Heimpremiere und dürften den anstehenden Aufgaben nun zuversichtlich entgegentreten. "Wir sind immer noch früh in der Saison, machen viele Fehler. Aber es war eine Teamleistung, und am Ende ist das Wichtigste, dass wir gewonnen haben", sagte Filipovski erleichtert.

Tatsächlich kommt in dieser Phase, in der noch nicht alle Rädchen ineinandergreifen, die gängigen Automatismen noch nicht vorhanden sind und es an der nötigen Feinabstimmung hapert, dem Ergebnis vielleicht eine noch größere Bedeutung als ohnehin schon zu, um den Glauben an die eigenen Stärken zu entfalten. Auch vergangenes Jahr hatten die Würzburger zu Saisonbeginn einige Anlaufschwierigkeiten, entwickelte sich das mannschaftliche Zusammenspiel erst Stück für Stück.
Gegen Hamburg verteilten die Baskets nur zwölf Assists, lebten viel von den individuellen Fähigkeiten ihrer Korbjäger. "Uns fehlt noch ein wenig die Konstanz, und wir müssen die Vorgaben unseres Coaches noch besser umsetzen", zeigte sich der abermals klug Regie führende Puerto-ricanische Baskets-Spielmacher Jhivvan Jackson selbstkritisch Der feine Unterschied aber: den Filipovski-Schützlingen gelingt es bislang, die engen Partien am Ende für sich entscheiden – auch, weil sie dank einer tiefer besetzten Mannschaft bis zum Schluss kräftemäßig dagegenhalten können.

"Es sicher schwierig, beide Teams miteinander zu vergleichen. Aber diese Mannschaft hat Potenzial, und das deuten wir auch schon immer wieder an", sagte Center Owen Klassen, der auch schon vergangene Saison mit an Bord war und am Freitagabend in seinem 199 Liga-Spiel eine seiner besten Karriere-Vorstellungen ablieferte: 19 Punkte, 13 Rebounds, davon acht am offensiven Brett, in gerade mal 23:01 Minuten Spielzeit standen für den 33-jährigen Routinier am Ende auf dem Statistikbogen. Der Kanadier machte gegen die Hanseaten den Unterschied aus. "Heute war es mein Spiel, gefühlt sind mir alle Bälle in die Hände und dann in den Korb gefallen. Aber alle waren wichtig und hatte seinen Anteil. Und wir waren immer dann gut, wenn jeder seine Stärken auf dem Parkett eingebracht hat", sagte Klassen nach seiner klasse Vorstellung.
Und so war letztlich sogar der "Ausfall" wie der von Mike Davis Jr. gegen die Nordlichter verkraftbar. Der US-Guard, bislang ein absoluter Leistungsträger im Team, war angeschlagen in die Partie gegangen und traf nur zwei seiner 17 Würfe und keinen seiner zehn Drei-Punkte-Versuche. "Er hat es zwischendurch etwas zu sehr erzwingen wollen. Aber er ist ein Werfer, und Werfer müssen werfen", zeigte Filipovski Nachsicht mit Davis Jr., den er in der kommenden Woche sicher wieder mit besserer Trefferquote benötigt: Mittwochabend (20 Uhr) steht das erste BCL-Auswärtsspiel bei Nanterre 92 vor den Toren Paris‘ an, am Sonntag (16.30 Uhr, BMW Park) steigt das bayerische Nord-Süd-Derby beim deutschen Meister FC Bayern München.
Basketball: Bundesliga, Männer
FIT/One Würzburg Baskets – Hamburg Towers 91:85 (23:21, 24:23, 24:19, 20:22)
Würzburg: Klassen 19, Jackson 18/2 Dreier, Lewis 15/3, Davis Jr. 12, Seljaas 12/2, Phillips 8/2, Wank 3/1, Steinbach 2, Kone 2, Bleck, Ugrai.
Hamburg: Ivey 21/3, Barnett 17/2, Rich 11/3, Kennedy 9", Lottie 8, Ogbe 7/1, Heckmann 6/2, Kuath 4, Reece 2, Möller, Grey (nicht eingesetzt).
Rebounds: 43 – 34. Vorlagen: 12 – 19. Ballverluste: 12 – 17. Treffer aus dem Feld: 29/70 (41%) – 26/59 (44%). Dreier: 10/29 (34%) – 13/32 (41%). Freiwürfe: 23/26 (88%) – 20/26 (77%). Zuschauende: 2977.