Sie tauchen in schöner Regelmäßigkeit immer wieder auf, so wie angebliche Sichtungen des Ungeheuers von Loch Ness: Diskussionen über die Aufstiegsregelung von den Fußball-Regionalligen zur 3. Liga. Stein des Anstoßes ist, dass von fünf Regionalligen lediglich die Meister aus den Staffeln West und Südwest ein direktes Aufstiegsrecht besitzen.
Aus den verbleibenden drei Regionalligen – Nord, Nordost und Bayern – steigt jeweils im jährlichen Wechsel ein dritter Meister auf, die verbleibenden zwei Titelträger ermitteln einen vierten Aufsteiger in Relegationsspielen. Dort scheiterten beispielsweise im Frühsommer 2024 die Würzburger Kickers als bayerischer Regionalliga-Meister.

Eine anvisierte Änderung der Regelung kam 2019 nicht zustande, könnte aber beim Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) im Herbst 2025 erneut zum Thema werden. Nur dieses Gremium könnte eine Änderung der Ligen-Struktur beschließen.
Nun, da in diesem Jahr der Meister der Regionalliga Bayern aufsteigt und der Erste aus dem Nordosten in die Relegation muss, haben 17 von 18 Nordost-Regionalligisten eine Reduzierung der Staffeln von fünf auf vier gefordert, damit die jeweiligen Meister direkt aufsteigen könnten.
Das allerdings vom Geschäftsstellenleiter des Chemnitzer FC, Tommy Haeder, mit der Androhung juristischer Schritte gegen den DFB garniert und auch noch ohne die Abstimmung mit dem zuständigen Nordostdeutschen Fußballverband (NOFV), dessen Vorsitzender Hermann Winkler im Gespräch mit dem MDR betont hat: "Mit einer klugen Strategie bin ich als NOFV sofort wieder mit unseren Vereinen im Boot. Drohungen und die Ankündigung fraglicher juristischer Schritte sind dabei allerdings wenig hilfreich."
Die Hälfte der Teams kommen aus dem Westen und Südwesten
Worauf Winkler anspielt, ist der Umstand, dass es aus dem Norden, Westen und Südwesten der Republik keine vergleichbaren Initiativen gibt. Und die Delegierten aus diesen Regionen stellen beim DFB-Bundestag eine überwiegende Mehrheit, allein aus dem Westen und Südwesten kommen rund 50 Prozent aller in Deutschland spielender Männermannschaften. Für eine Veränderung müsste es also ein übergreifendes Einvernehmen geben.

Auch der Bayerische Fußball-Verband (BFV), der für die Regionalliga Bayern zuständig ist, gibt sich eher reserviert: "Wir nehmen das jetzt von 17 der 18 Klubs der Regionalliga Nordost vorgeschlagene Vorgehen zur Kenntnis und stellen klar, dass der Bayerische Fußball-Verband stets gesprächsbereit war und auch weiterhin ist. Wir haben uns keinen Gesprächen verschlossen und saßen bei diversen Treffen mit am Tisch. Bis heute wurde jedoch keine mehrheitsfähige Lösung gefunden. Auch die jetzt gemachten Vorschläge sind für den BFV und seine Vereine nicht neu", antwortet BFV-Pressesprecher Fabian Frühwirth, der auch stellvertretender Geschäftsführer des Verbands ist, auf eine Anfrage dieser Redaktion zu dem aktuellen Vorstoß.
Die bayerischen Reformvorschläge – unter anderem auch für den jetzt vorgeschlagenen Weg hin zu einer viergleisigen Regionalliga – lägen auf dem Tisch und seien seit 2017 aus der "Wendelsteiner Vorlage" bekannt, sagt Frühwirth. Diese Vorlage regt für eine Reduzierung der Staffeln auf vier die Gründung einer Regionalliga Südost an, in der Vereine aus Bayern, Sachsen und Thüringen spielen könnten. Konsequenz wäre aber, dass die aktuelle Nordost-Staffel auseinandergerissen würde und benachbarte Vereine wie zum Beispiel Chemie Leipzig und der Hallesche FC künftig in verschiedenen Klassen spielten.
Mehr Klubs in Bayern als im gesamten Nordosten
Die Vertreter des Vorstoßes der Nordost-Regionalligisten haben stattdessen ein Zusammengehen von Bayern und Baden-Württemberg angeregt und wollen so den Osten der Republik als fußballerische Einheit erhalten. Allerdings gibt es allein im Bayerischen Fußball-Verband mit knapp 4500 Vereinen über 300 Klubs mehr als in den gesamten Neuen Bundesländern inklusive Berlin.
Ferner könnte eine von den Nordost-Vertretern angebotene "Aufnahme" von Vereinen aus Hessen oder Bayern wie Bayreuth, Fulda oder Kassel in ihre Regionalliga aufgrund von Auf- und Abstiegsregelungen für darunter spielende Klassen Probleme aufwerfen. Auch der Umstand, dass die Regionalligen in ihrer Zusammensetzung dann von Jahr zu Jahr neu eingeteilt werden müssten, könnte zu fortwährenden Streitigkeiten führen.
Von den vier unterfränkischen Teams aus der Regionalliga Bayern hätte die Neueinteilung der vierthöchsten Spielklasse für den TSV Aubstadt wohl die größten Folgen. Zwar wären die Fahrtstrecken für die Grabfelder nach Thüringen und Sachsen zum Teil sogar kürzer als nach Oberbayern, die ostdeutschen Traditionsvereine mit ihren großen Fangruppen würden den TSV mit seinem kleinen Stadion trotz aller Attraktivität aber allein aus sicherheitstechnischen Gründen vor große Herausforderungen stellen.
"Das Ganze ist noch so weit weg, und deshalb beschäftigen wir uns damit auch nicht", heißt es von Seiten des TSV Aubstadt. Vielmehr stehen aktuell erst einmal der Klassenerhalt und die vom BFV bis zur kommenden Saison geforderte Installation einer Flutlichtanlage im Vordergrund.