Der 1869 gegründete TSV Rottendorf feiert an diesem Wochenende sein 155-jähriges Bestehen. Gut ein Zehntel dieser Zeit, in den vergangenen 15 Jahren, stand Peter Trappschuh im TSV-Tor. Nun hängt der 33-Jährige seine Torwarthandschuhe an den Nagel.
Trappschuh, der im Alter von fünf Jahren zum TSV kam und nie den Verein gewechselt hat ("Warum hätte ich woanders spielen sollen, wenn ich hier alles habe"), rückte 2009 mit 18 aus der Jugend zur ersten Mannschaft auf. Im Wechsel mit der damaligen Nummer eins ("Ich hatte immer starke Konkurrenz") hütete er das Tor des damaligen Kreisligisten. Am Saisonende feierte er mit der Mannschaft drei Tage lang die Meisterschaft – ein Erlebnis, das bis heute als "Beachparty" Erinnerungen bei den Beteiligten weckt. Nie zuvor spielte der TSV in der Bezirksliga.
Kreisliga-Meisterschaft drei Tage lang gefeiert
Nach zehn Jahren auf höchster Bezirksebene stiegen die Rottendorfer 2021 in die Landesliga auf. Der TSV stand, als der Verband die Saison abbrach, auf Platz eins. "Das hatten wir uns natürlich ganz anders vorgestellt. Wir haben uns Nachrichten geschrieben, beglückwünscht und abends getroffen. Viel mehr ging zu dieser Zeit ja nicht", erinnert sich Trappschuh an die beschränkten Möglichkeiten während der Corona-Pandemie. Die zwei Landesliga-Spielzeiten seien trotz allem "ein Höhepunkt" gewesen. 38 Spiele absolvierte er in der sechsten Liga.

Beim letzten Heimspiel der vergangenen Saison wurde Trappschuh nun offiziell auf dem Sportgelände Am Grasholz verabschiedet. Als im Winter zuvor die Gespräche über die Planung für die kommende Runde liefen, teilte er seinen Entschluss den Verantwortlichen mit: "Für mich war der Schritt klar. Ich wollte nach 15 Jahren nicht mehr diese Pflicht spüren. Jedes Mal, wenn ich nicht zum Training konnte, hatte ich ein schlechtes Gewissen."
Abschiedstournee über die Bezirksliga-Sportplätze
Er habe "dem Fußball in all den Jahren sehr viel untergeordnet, Urlaube so gelegt, dass ich in der Vorbereitung und bei Testspielen dabei sein konnte". Auch seine Mutter war bei jeder Partie dabei, half mit, den Spieltag beim TSV zu organisieren. "Mir war klar, dass ich nicht bis Ende 30, Anfang 40 spielen würde. Ab jetzt steht vor allem die Familie im Vordergrund", erklärt Trappschuh, der in wenigen Wochen erstmals Vater wird, seine Entscheidung.

Für ihn sei die letzte Bezirksliga-Runde auch "eine Abschiedstournee" gewesen. Noch einmal mit den Jungs nach Hösbach, Keilberg oder Kitzingen fahren. Das letzte Spiel war im Kalender dick markiert. "Obwohl ich mich extrem auf diesen Tag gefreut hatte, war ich auf einmal total nervös. Der Tag war sehr emotional und ist mir schwerer gefallen, als ich erwartet hatte", erinnert er sich an den 17. Mai, an dem er nach 84 Minuten, von Applaus begleitet, den Platz verließ.
Bester Torhüter der bayerischen Hallen-Meisterschaft
"Ich war ein mitspielender Torhüter, der auch mal an der Mittellinie den Ball geklärt hat. Was mir das ein oder andere Mal auch zum Verhängnis geworden ist", gesteht Trappschuh. Nicht nur "Schlabbi" sei zu seinem Spitzennamen geworden. Von Mitspielern wurde er auch "Leo" gerufen: "Wenn ich als Torhüter das gerufen habe, wussten alle, dass sie lieber selbst schnell zum Ball und auf Nummer sicher gehen, weil sonst der Peter kommt", klärt er auf.

Bei den bayerischen Hallen-Meisterschaften 2018 in Bad Neustadt wurde Trappschuh als bester Torhüter des Turniers ausgezeichnet. "Die Nummer eins im Tor haben wir", skandierten die zahlreich mitgefahrenen TSV-Fans. 2024 trat Trappschuh mit dem TSV ein weiteres Mal als Bezirksmeister beim bayerischen Finalturnier an. Den unterfränkischen Titel hatte er den Seinen im Finale mit vollem Körpereinsatz im Sechs-Meter-Schießen festgehalten.
Sonntags mit dem Kinderwagen rauf zum Sportplatz
Dem Verein gehe er, das kündigt er an, gewiss nicht verloren. "Ich sehe mich in ein paar Jahren schon als Jugendtrainer auf dem Platz stehen", eröffnet er eine mögliche Perspektive. Bis es so weit ist, werde er sonntags gerne mal den Kinderwagen rauf zum Sportplatz schieben und sich rechts neben der Heimbank an die Bande stellen, wo altgediente TSVler einen "Fanblock" bilden: "Das Umfeld, die Leute, der Zusammenhalt, das ist einzigartig hier."

In seiner letzten Saison heimste Peter Trappschuh mit einem Einsatz in der zweiten Mannschaft (ein 1:1 in Effeldorf) sogar noch einen weiteren, bislang fehlenden Titel ein: A-Klassen-Meister. Vor eineinhalb Wochen gab er sein Debüt für Rottendorfs Senioren: "Paul Lücke vor mir in der Abwehr, Martin Hesselbach, Frank Bader vorne. Da standen auf einmal wieder viele, mit denen ich in der ganzen Zeit gekickt hatte, auf dem Feld." Am Nagel haben Trappschuhs Torwarthandschuhe also doch noch keinen allzu festen Platz gefunden.