Norbert Kleindienst und Michael Fritz kennen sich bestens. Nicht nur, weil sich beide einst auf dem Rasenviereck gegenübergestanden haben und mittlerweile eine Mannschaft trainieren. Kleindienst trägt die Verantwortung in Reichenberg, Fritz hat das Sagen in Güntersleben. Beide Sparkassen-Angestellten haben auch den gleichen Arbeitgeber. Doch am Freitagabend hatten beide verschiedene Interessen. Während Kleindienst mit seiner Elf die erste Hürde auf dem von der Kreis- in die Bezirksliga nehmen wollte, konnte sich Fritz noch beruhigt zurücklehnen. Für Fritz und seine Bezirksliga-Kicker wird es erst heute richtig ernst, wenn der Klassenerhalt im Bezirksliga-internen Duell gegen den SV Frankenwinheim in Volkach auf dem Spiel steht. Fritz spionierte nur für den Fall, dass der TSV Güntersleben seine erste Hürde nimmt. Denn dann wartet der Sieger der gestrigen Partie im Spiel um den letzten freien Platz in der Bezirksliga.
Doch es wird kein Duell der Freunde geben. Das hätte sich Fritz nicht träumen lassen, denn bis drei Minuten vor dem Ende war die Reichenberger Fußball-Welt noch in Ordnung. Mit 2:1 führten die Kleindienst-Kicker, ehe sie noch dem Sekundentod erlagen: Das Chaos im Strafraum nutzte Wiesentheids Spielertrainer Thorsten Götzelmann zum Ausgleich per Kopf (87.), zwei Minuten später traf Libero Christian Enzbrenner per pedes mitten ins Reichenberger Fußball-Herz. Aus. Schluss. Vorbei. "Solch ein Ding. In zwei Minuten ist die ganze Saison zerstört", wusste Kleindienst die Geschehnisse nicht in Worte zu fassen. Er hatte genug zu tun, seine traurigen Recken wieder aufzurichten. "Das tut allen weh", weiß Kleindienst.
Dabei hatte das Match am Kitzinger Bayern-Platz so gut begonnen: Andreas Pfeuffer brachte die Reichenberger mit einem Traumtor früh in Führung (6.). Der Stürmer bearbeitete das Kunstleder wie ein Schmied das heiße Eisen und hämmert die Kugel von der Strafraumgrenze aus unter die Latte. Aus gleicher Distanz gelang Patrick Hettinger acht Minuten später der Ausgleich. Doch es schien so, als trüge Fortuna an diesem Abend das rote Reichenberger Hemd: Kurz vor der Pause nickte Wiesentheids Libero Christian Enzbrenner den Ball in die eigenen Maschen.
Nach dem Wechsel versuchte Wiesentheid Druck zu machen, wirkte aber so überfordert wie ein ABC-Schütze bei der Abiturprüfung. Reichenberg besaß die besseren Möglichkeiten, doch Andreas Pfeuffer fehlte im entscheidenden Moment das Auge für den Mitspieler und Kollege Tobias Philipp wusste bei drei starken Szenen das Runde nicht im Eckigen unterzubringen: "Wir müssen das 3:1 machen", trauerte Kleindienst den Möglichkeiten nach. Das sträfliche Auslassen der Chancen wurde getreu einer alten Binsenweisheit bitter bestraft.
Eines wird sich Kleindienst nach dieser dramatischen Niederlage eines sicher nicht antun. Heute seinem Kollegen Michael Fritz in der Relegation zuzusehen. Zu tief dürfte der Stachel der Enttäuschung sitzen.
Reichenberg: Krüger Kendl Jacob
(12. Krakat), Merz Bretz, Fuchs (70. Zeid-
ler), M, Hemrich, St. Hemrich, Binder
Pfeuffer, Philipp.
Wiesentheid: Wellmann Enzbrenner Hil-
lenbrand, Schleyer Heining (70. J. Warta),
H. Gropp (66. Löbel), Elflein, St. Warta,
J. Gropp Götzelmann, Hettinger (74. Schu-
bert).
Tore: 1:0 Pfeuffer (6.), 1:1 Hettinger (14.),
2:1 Enzbrenner (44., Eigentor) 2:2 Götzel-
mann (87.) 2:3 Enzbrenner (89.). Schieds-
richter: Emge (Dettingen). Zuschauer: 574
(in Kitzingen).