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Fußball: Frauen zahlen weniger als Männer: Diskussion um Eintrittspreise auf Fußballplätzen in Unterfranken

Fußball

Frauen zahlen weniger als Männer: Diskussion um Eintrittspreise auf Fußballplätzen in Unterfranken

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    Auf Amateur-Fußballplätzen bezahlen Frauen oft ermäßigte Preise, wie diese Beispiele aus Gerolzhofen und Haibach zeigen. Das Publikums-Foto in dieser Montage ist auf einem anderen Sportplatz entstanden.
    Auf Amateur-Fußballplätzen bezahlen Frauen oft ermäßigte Preise, wie diese Beispiele aus Gerolzhofen und Haibach zeigen. Das Publikums-Foto in dieser Montage ist auf einem anderen Sportplatz entstanden. Foto: Michi Bauer/ Montage: Christoph Weiß

    Erwachsene 9 Euro, Frauen 7 Euro. So stand das vor knapp zwei Jahren bei einem Pokalspiel am Sportplatz des Landesligisten Alemannia Haibach. Bis heute ist das eher die Regel: Frauen gelten auf Sportplätzen offenbar nicht immer als Erwachsene. Auf manchen Sportplätzen stehen Frauen am Kassenhäuschen in derselben Spalte wie andere ermäßigte Gruppen - etwa Rentner oder Menschen mit Behinderung.

    Frauen müssen, wenn sie ein Amateurfußballspiel besuchen wollen, am Kassenhäuschen fast überall weniger bezahlen als Männer. Auf Kreisebene ist sogar weitverbreitet, dass Frauen überhaupt nichts bezahlen.

    Da wirkt der Amateurfußball hierzulande wie ein Relikt aus alten Tagen, als es offenbar noch finanzieller Anreize bedurfte, um Frauen überhaupt zum Fußball zu locken. Heute sind sie in den Stadien und auf den Plätzen eine Selbstverständlichkeit.

    Frauen zahlen an den Kassenhäuschen in Haibach, Gerolzhofen, Aubstadt oder Schweinfurt jeweils nach anderen Regeln: mal als Erwachsene, mal nicht. Und mitunter sollen sie einen Nachweis für ihre Ermäßigung erbringen. 
    Frauen zahlen an den Kassenhäuschen in Haibach, Gerolzhofen, Aubstadt oder Schweinfurt jeweils nach anderen Regeln: mal als Erwachsene, mal nicht. Und mitunter sollen sie einen Nachweis für ihre Ermäßigung erbringen.  Foto: Michi Bauer/Montage: Jutta Glöckner

    In der Einordnung, ob dieser Gender-Gap an der Fußball-Kasse – den es übrigens im Profibereich so nicht gibt – noch zeitgemäß ist, tun sich Verband und Vereine mitunter schwer. Drei Beispiele und die Sicht des Verbands.

    Die Traditionalisten: TSV Aubstadt

    Auch wenn Regionalligist TSV Aubstadt derzeit nach einer Zoll-Razzia wegen einer mutmaßlichen Schwarzgeld-Affäre andere Sorgen haben dürfte als Eintrittspreise: Werner Köhler, Kassier des Grabfeld-Klubs, verteidigt die Philosophie, dass Frauen wie Rentner in Aubstadt einen reduzierten Preis bezahlen: zehn statt zwölf Euro. Und das, obwohl die Regionalliga Bayern offiziell als Profiliga gilt.

    "Das behalten wir so bei. Da wird sich in 100 Jahren keine Frau beschweren, weil sie nichts zahlen muss", sagt Köhler. "Im Gegenteil: Da würden sich eher Männer melden, dass wir die Frauen abzocken würden – und genau das wollen wir eben nicht."

    Beim FC 05 Schweinfurt gibt es bei den Eintrittspreisen keine Ermäßigung mehr für Frauen. Das ist nicht überall so.
    Beim FC 05 Schweinfurt gibt es bei den Eintrittspreisen keine Ermäßigung mehr für Frauen. Das ist nicht überall so. Foto: Michi Bauer

    Anders handhabt es die unterfränkische Regionalliga-Konkurrenz: Bei den Würzburger Kickers und beim FC 05 Schweinfurt zahlen Frauen voll - gemäß den Profi-Richtlinien.

    Die Unentschlossenen: FC Gerolzhofen

    Bis Mai 2023 war der FC Gerolzhofen Kreisligist - und von B-Klasse bis Kreisliga haben Frauen in Unterfranken traditionell freien Eintritt auf Fußballplätzen. Für die anstehende Bezirksliga-Saison will der Aufsteiger sein Preis-Konzept überdenken, sagt der Vorsitzende Ansgar Willacker.

    Auf der Homepage des Vereins sind die derzeit noch geltenden Eintrittspreise zu finden: Frauen sind mit "Eintritt frei" neben Menschen mit einem Schwerbehindertengrad von über 50 Prozent gelistet. Vereinsmitglieder bezahlen 3 Euro.

    Willacker verweist auf die nächste Vorstandssitzung im Juli: "Da müssen wir das überdenken. Frauen sind ja längst nicht mehr das Anhängsel des Mannes und sie haben auch nicht weniger Sachverstand. Wir wollen eigentlich schon mit der Zeit gehen. Und ich glaube auch nicht, dass weniger Frauen ins Stadion kämen, wenn sie Eintritt zahlen müssten." Voll oder reduziert? "Das müssen wir diskutieren, ich stoße das mal an."

    Die Modernen: FC Strahlungen

    Mächtig Wirbel habe es im Spielkreis Rhön gegeben als der FC Strahlungen als erster Verein auf Kreisebene überhaupt einen reduzierten Eintritt von Frauen kassiert habe, erinnert sich Abteilungsleiter Tobias Schneider. "Warum sollen sie freien Eintritt haben? Das würde ja implizieren, dass sie weniger Ahnung hätten. Wir schreiben das Jahr 2023, das ist offenbar nicht überall angekommen."

    Die Konkurrenz in der Region habe mitunter giftig reagiert: "Wenn wir auswärts waren, wurden unsere Frauen gefragt, ob sie aus Strahlungen seien. Dann sollten sie zahlen, die einheimischen Frauen nicht", sagt Schneider und schmunzelt.

    Ein wenig taktieren müsse der Bezirksliga-Aufsteiger dennoch, meint der Strahlunger Abteilungsleiter: "Ich würde prinzipiell den vollen Preis für Frauen ansetzen, doch kommen dann vielleicht weniger. Auf dem Land ist das halt noch so in den Köpfen drin." Selbst im Verein habe es anfangs einen Aufschrei gegeben, einige Frauen monierten, sie würden ja bereits die Kuchen backen.

    "Frauen haben immer noch vielerorts eine andere Motivation, zum Fußball zu gehen", sagt Schneider. Ihnen gehe es mehr um die Gemeinschaft, weniger darum, das Spiel zu sehen. Trotzdem gelte in Strahlungen auch in Zukunft: "Kein freier Eintritt."

    Die Offiziellen: Bayerischer Fußball-Verband

    Die Preisstaffelung auf Fußballplätzen sei "aus der Historie gewachsen", sagt Fabian Frühwirth, Pressesprecher des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV). "Zeitgemäß sind Vergünstigungen für Frauen eigentlich nicht. Als Verband sind wir gedanklich mitunter weiter als einige Vereine. Aber letztlich ist es eine Einstellungs- und Überzeugungsfrage".  Der Verband wolle nichts aufzwingen, was vor Ort nicht gelebt werde.

    Lässt den Vereinen maximale Freiheit bei den Eintrittspreisen: Verbandsspielleiter Josef Janker (rechts), hier bei der Meisterehrung des FC 05 Schweinfurt 2021.
    Lässt den Vereinen maximale Freiheit bei den Eintrittspreisen: Verbandsspielleiter Josef Janker (rechts), hier bei der Meisterehrung des FC 05 Schweinfurt 2021. Foto: Heiko Becker

    "Die Preisgestaltung obliegt einzig und alleine den Vereinen, das ist auch richtig", sagt Verbandsspielleiter Josef Janker zur Position des BFV. Es gebe für etwaige Unterscheidungen in den Eintrittspreisen zwischen Frauen und Männern gute Argumente in beide Richtungen.

    "Der Verband wird hier keine Vorgaben machen. Dass wir bei unseren BFV-Spielen und Veranstaltungen die Begrifflichkeit 'ermäßig' nutzen, ist in unseren Augen schlicht zeitgemäß." Aber: Man wolle den Klubs nichts vorschreiben, sagt Janker. "Wir können auf Spielgruppentagungen allenfalls für das Thema sensibilisieren. Wichtiger als Worte ist für uns, wie das Thema Gleichberechtigung auch in den Vereinen gelebt wird."

    An diesem Samstag, 1. Juli, findet in Gülchsheim (Lkr. Neustadt/Aisch) die Bezirks-Spielgruppentagung statt. Spielleiter Bernd Reitstetter hat gewohnheitsgemäß die Eintrittspreis-Gestaltung nicht auf der Tagesordnung ("freieste Hand für die Vereine"). Er verschließt sich aber einer möglichen Diskussion über die Frauen-Preise nicht, sagt er. "Das sind halt noch so alte Zöpfe."

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