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Fußball: Regionalliga Bayern: So wollen die Würzburger Kickers spätestens in drei Jahren zurück in die 3. Liga kommen

Fußball: Regionalliga Bayern

So wollen die Würzburger Kickers spätestens in drei Jahren zurück in die 3. Liga kommen

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    "Natürlich wollen wir wieder in die 3. Liga! Das gehört nach den letzten sieben Jahren zum Selbstverständnis der Würzburger Kickers", sagt der künftige Vorstandsvorsitzende des Fußball-Regionalligisten.
    "Natürlich wollen wir wieder in die 3. Liga! Das gehört nach den letzten sieben Jahren zum Selbstverständnis der Würzburger Kickers", sagt der künftige Vorstandsvorsitzende des Fußball-Regionalligisten. Foto: Silvia Gralla

    Im Besprechungsraum der Geschäftsstelle von Fußball-Regionalligist Würzburger Kickers am Dallenberg erinnert noch viel an vergangene Erfolge. An der Wand hängt eine Illustration, die an den Zweitliga-Aufstieg 2020 erinnert, unterschrieben von Sebastian Schuppan, dem Schützen des entscheidenden Elfmeters, der anschließend in seiner Funktion als Sportvorstand weniger glücklich agierte. Auf dem Regal thront die Trophäe für den Toto-Pokal-Gewinn 2016. Durchs Fenster kann man ins Stadion blicken, wo sich der Rasen gerade von der vergangenen Drittliga-Saison erholt. Benjamin Hirsch will über die Zukunft sprechen. Der Sturz in die Regionalliga hat tiefe Wunden hinterlassen im Umfeld und viele Fragen aufgeworfen, hat der designierte Vorstandsvorsitzende der Kickers, der das Amt am 1. Juli offiziell von seinem Vorgänger Christian Jäger übernimmt, festgestellt. Seine Botschaft: "Es ist noch lange nicht vorbei mit dem Profifußball in Würzburg!"  Noch ist er gar nicht offiziell im Amt. Und auch wenn Hirsch weiterhin seinem Job als Strafverteidiger nachgeht, derzeit ist er oft am Dallenberg präsent. Ein Gespräch über den schwierigen Neubeginn nach zwei Abstiegen in zwei Jahren:

    Frage: Vor gerade etwas mehr als zwei Wochen ging die Drittliga-Saison mit dem 0:7 in Zwickau zu Ende. Aber schon in etwa zwei Wochen soll ein komplett neues Team das Training für die kommende Regionalliga-Saison aufnehmen. Wie weit sind die Kickers mit dem Umbruch? 

    Benjamin Hirsch: Wir sind nicht unvorbereitet in diese Situation gestolpert. Sebastian Neumann hat als Sportdirektor schon früh während der vergangenen Saison begonnen, parallel für die Regionalliga zu planen. Wir hatten schon vor Wochen und Monaten ein Konzept und ein Grundgerüst an Spielern, die für uns interessant sind. Unsere Liste wird nach und nach abgearbeitet. Es fallen einige Spieler herunter, die sich leider für andere Klubs entschieden haben. Und auch bei den Akteuren, die wir gerne behalten würden, sind wir in vielen Fällen noch in der Verhandlungsphase. Es geht dabei um drei, vier Spieler. Aber in ein paar Fällen liegen die Gehaltsvorstellungen einfach viel zu weit auseinander. Wir haben da ganz klare Grenzen, die wir auf keinen Fall überschreiten werden.

    Mit der Folge, dass bislang noch nicht einmal eine komplette Elf beisammen ist ...

    Hirsch: Es war klar, dass wir Geduld brauchen. Um die interessanten Spieler buhlen natürlich auch andere Vereine. Es wird sicher bald Spielerverpflichtungen geben. Aber wir sind vorsichtig geworden. Der Abstieg aus der 2. Bundesliga war an sich kein Beinbruch. Die Art und Weise war aber schon da nicht gut. Und die vergangene Saison in der 3. Liga war total verkorkst. So eine Saison darf sich, egal in welcher Spielklasse, nicht wiederholen. Deswegen achten wir sehr penibel darauf, dass die neue Mannschaft zusammenpasst. Wir haben mit Sportvorstand Jürgen Kost, Sportdirektor Sebastian Neumann und dem neuen Trainer Marco Wildersinn drei Leute, die sich darum kümmern und die über eine große Fachkompetenz verfügen. Bisher sind alle Personalentscheidungen einstimmig gefallen. Alle drei sagen, dass wir gut in der Zeit liegen. Wir gehen nicht erst jetzt los, um Spieler zu suchen, sondern alle Kandidaten stehen schon lange fest. Jetzt geht es darum, dass Entscheidungen fallen: Wer unterschreibt und wer nicht?

    Die drei ersten externen Neuzugänge der Kickers für die neue Saison haben alle den gleichen Spielerberater. Ein Zufall?

    Hirsch: Ich halte mich aus sportlichen Entscheidungen raus. Natürlich habe ich das auch festgestellt und nachgefragt. Es ist sicher leichter, wenn ein Berater schon einmal von einem Konzept überzeugt ist. Ich habe keinen Schmerz damit und glaube, dass noch genügend Spieler mit anderen Beratern kommen werden.

    "Es darf sich nie mehr wiederholen, dass die Zuschauer nach einem Spiel das Gefühl haben, die Mannschaft habe nicht alles gegeben."

    Benjamin Hirsch, designierter Vorstandsvorsitzender der Würzburger Kickers

    Ist der Neubeginn in der Regionalliga nicht auch die Chance, tatsächlich einmal auf Talente aus der Region zu setzen und dadurch die Identifikation zu stärken?

    Hirsch: Regionalität ist uns wichtig. Aber, das was wir vorhaben, werden wir nicht nur mit regionalen Spielern leisten können. Wir haben ja schon einige Eigengewächse an Bord. Wir werden uns darüber Gedanken machen, wie wir in diesem Bereich noch besser werden. Ich denke, wir werden auch wieder über eine höherklassige zweite Mannschaft reden müssen. (Anmerkung der Redaktion: Die in der Bayernliga beheimatete U-23-Mannschaft wurde 2019 aufgelöst. Die zweite Mannschaft kickt derzeit in der Kreisklasse.) Aber derzeit geht es darum, welche Spieler wir aktuell brauchen. Und wenn es denjenigen hier nicht gibt, dann müssen wir wie zum Beispiel im Fall von Dardan Karamani nach Lippstadt schauen. Am Ende geht es, egal wo die Spieler herkommen, um eins: Es darf sich nie mehr wiederholen, dass die Zuschauer nach einem Spiel das Gefühl haben, die Mannschaft habe nicht alles gegeben. Das war für mich in der vergangenen Saison der Super-Gau.

    Die Brüder Maximilian und Louis Breunig aus Theilheim galten in der Vergangenheit als Musterbeispiele für regionale Spieler bei den Kickers. Wie sieht es bei ihnen aus?

    Hirsch: Da sind wir in Verhandlungen.

    Was ist die sportliche Zielsetzung für die Regionalliga?

    Hirsch: Wir wollen eine solide Saison spielen mit Tendenz nach oben. Es wird nach dem freien Fall darum gehen, Boden unter den Füßen zu bekommen. Wo wir uns dann in der Tabelle einsortieren sollten, ergibt sich schon automatisch aus der Tatsache, dass etwa ein Drittel der Mannschaften in der Regionalliga Bayern unter Profibedingungen arbeitet. Weil wir dazugehören, sollten wir auf jeden Fall in diesem oberen Drittel landen. Nach dieser Aufschlagssaison in der Regionalliga wollen wir wieder angreifen.

    In spätestens drei Jahren soll es zurück in die 3. Liga gehen. Dieses Ziel haben Sie kürzlich in den Vereinsmedien formuliert. Erleben wir jetzt eine Neuauflage des 3x3-Projekts von vor acht Jahren?

    Hirsch: Nein. Das liegt einfach daran, dass in drei Jahren der bayerische Regionalliga-Meister wieder direkt aufsteigt. Wenn das in zwei Jahren der Fall gewesen wäre, hätte ich das Ziel anders formuliert. Drei Jahre sind eine lange Zeit. Derzeit haben wir einen großen Vertrauensvorschuss von Partnern und Sponsoren. Auch in der Geschäftsstelle sind wir so aufgestellt, dass wir die professionellen Strukturen aufrechterhalten können. Die nächste Saison ist gesichert. Aber ich bin ehrlich: Viel länger als drei Jahre können wir uns nicht Zeit nehmen. Es geht nicht um ein marktschreierisches Konzept. Sondern wir wollen Taten sprechen lassen. Ich habe aber in den letzten Wochen gespürt, dass ein großes Bedürfnis da ist, dass wir konkrete Ziele formulieren. Deswegen ist es mir sehr wichtig zu betonen: Natürlich wollen wir wieder in die 3. Liga! Das gehört nach den letzten sieben Jahren zum Selbstverständnis der Würzburger Kickers. Wir wollen wieder nach Duisburg, nach Dresden oder zu 1860 München.

    "Wer sich dauerhaft in der Regionalliga einrichten will, braucht diesen Aufwand nicht betreiben. Deswegen ist für uns ganz klar: Wir wollen zurück in den Profifußball!"

    Benjamin Hirsch zu den Zielen der Würzburger Kickers.

    In der Regionalliga wird der Verein auf Dauer nicht unter Profistrukturen arbeiten können?

    Hirsch: Ich denke nicht. Und letztlich wäre das in dieser Spielklasse auch nicht notwendig. Wer sich dauerhaft in der Regionalliga einrichten will, braucht diesen Aufwand nicht betreiben. Deswegen ist für uns ganz klar: Wir wollen zurück in den Profifußball!

    Das Kickers-Führungs-Duo: Vorstandsvorsitzender Benjamin Hirsch und Sportvorstand Jürgen Kost (rechts).
    Das Kickers-Führungs-Duo: Vorstandsvorsitzender Benjamin Hirsch und Sportvorstand Jürgen Kost (rechts). Foto: Silvia Gralla

    Mit welchen Zuschauerzahlen rechnen Sie in der kommenden Saison?

    Hirsch: Das ist schwer vorauszusehen. Wir haben derzeit noch etwa 1600 ungekündigte Dauerkarten, was aus meiner Sicht sehr viel ist. Es wird darauf ankommen, wie wir in die Saison starten und wie sich die Mannschaft präsentiert. In unserer letzten Regionalliga-Saison hatten wir mit Bernd Hollerbach als Trainer sicher andere Voraussetzungen und eine große Aufbruchsstimmung. Damals hatten wir einen Zuschauerschnitt von über 2000. Wir haben das Ziel, einen vierstelligen Schnitt zu erreichen. In der Kalkulation haben wir aber sehr vorsichtig mit Zuschauereinnahmen geplant. Da gehen wir von deutlich niedrigeren Zahlen aus. Wir sind überhaupt sehr zurückhaltend bei unseren Finanzplanungen. Wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, gehen wir mit einer schwarzen Null aus der nächsten Saison heraus.

    Einen neuen Trikotsponsor haben Sie aber noch nicht präsentiert?

    Hirsch: Wir sind in guten Gesprächen. Aber wir spüren da keinerlei Druck. 

    Der Etat ist also schon gedeckt?

    Hirsch: Noch nicht ganz, aber in groben Zügen. Wir arbeiten daran. 

    Welche Rolle spielt der Investor Flyeralarm noch, nachdem Firmen-Chef Thorsten Fischer sich aus dem Aufsichtsrat und dem Tagesgeschäft zurückgezogen hat?

    Hirsch: Dass Flyeralarm sein Sponsoring zu unveränderten Konditionen weiterführt, war für uns sehr wichtig - auch als Signal. Was die 49 Prozent Anteile an der Profi-AG betrifft, bin ich der falsche Ansprechpartner. Da entscheiden Thorsten Fischer und Flyeralarm, was damit passiert. Wir stehen nach wie vor in einem guten Austausch. Ich freue mich, dass ich auf die Erfahrungen, die in den letzten Jahren gesammelt wurden, zurückgreifen kann. Alle Entscheidungen werden von den Kickers autark getroffen. Es gibt keinerlei Vorgaben durch den Investor. 

    Ein Dauerthema bleibt das Stadion und ein möglicher Um- beziehungsweise Neubau am Dallenberg. Hat sich durch den feststehenden Abstieg etwas an den Planungen geändert?

    Hirsch: Es ist noch immer sehr viel Bewegung in diesem Thema. Mehr als man auf den ersten Blick vermuten würde. Wenn man sieht, dass die Planungen vorsehen, dass es fünf Jahre dauern wird, wenn alles reibungslos durchläuft, bis eine neue Haupttribüne steht, kann man nicht aufhören zu planen und warten, bis man wieder in der 3. Liga ist. Wir sind in extrem guten Gesprächen mit der Stadt Würzburg und sind sicher, dass wir eine sehr solide Lösung präsentieren können. Das wird uns von vielen nicht zugetraut. Ich höre oft die Frage: Wie wollt Ihr das denn bezahlen? Habt Ihr da jemanden?

    "Wir haben eine seriöse Finanzierungsmöglichkeit. Wir bauen keine Luftschlösser!"

    Benjamin Hirsch zu den Stadionplänen der Würzburger Kickers.

    Und wie lautet darauf Ihre Antwort?

    Hirsch: Wir haben niemanden, der uns ein Stadion bezahlt. Aber wir haben eine seriöse Finanzierungsmöglichkeit. Wir bauen keine Luftschlösser! Ich werbe sehr für Transparenz. Aber hier sind wir derzeit noch an einem Punkt, an dem wir in der Öffentlichkeit noch nicht alles erzählen können, sondern erst, wenn Dinge spruchreif sind. 

    Sehen Sie nicht die Gefahr, irgendwann in einer halbfertigen Stadionruine zu sitzen, weil es eben doch nicht gereicht hat für Profifußball?

    Hirsch: Wir sind alle überzeugt, dass wir all das, was wir uns vorgenommen haben, erreichen können. Die Kickers können viel mehr, als sie in den letzten zwei Jahren haben vermuten lassen. Wir haben bisher einiges erreicht, aber wir haben bislang noch nicht die Menschen in der Region so mitgenommen, wie das möglich wäre. Das wollen wir jetzt anpacken.

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