Die Geschichte von Stanley Whittaker, Point Guard und aktuell mit 19,4 Punkten pro Spiel bester Punktesammler des Basketball-Bundesligisten Würzburg Baskets, ist die eines Aufsteigers. Vom Tellerwäscher zum Millionär, heißt es in den USA oft sehr klischeehaft.
Nur dass Whittaker nie Tellerwäscher, sondern nur ein arbeitsloser Basketballer war, und seine Qualitäten ihn bisher wohl noch nicht zum Millionär gemacht haben. Trotzdem passt der Vergleich. Der seit kurzem 28-Jährige aus Philadelphia arbeitet sich sein Leben lang nach oben.
Whittaker kam in Philadelphia erst mit 14 Jahren zum Basketball
Denn Whittaker begann erst spät mit dem Basketball: 14 Jahre alt war er damals alt. In seiner Heimatstadt "Philly" war er Fan von Allen Iverson, dem langjährigen Star des NBA-Teams Philadelphia 76ers, der wie Whittaker oft als zu klein bezeichnet wurde.

"Weil ich so spät mit dem Basketball begonnen habe, war ich immer etwas hintendran", sagt Whittaker. Er musste sich in seinem Highschool-Team die Minuten auf dem Feld erarbeiten und war nie eines der vom Sportsender ESPN in seinen Ranglisten genannten Talente.
Anschließend spielte Whittaker vier Jahre am College, zwei Jahre am etwas kleineren Frank-Phillips-College in der Kleinstadt Borger in Texas und anschließend noch zwei Jahre im sonnigen Florida an der Keiser University von Fort Lauderdale. Trotz der knapp 15 Punkte, die Whittaker für das Division-1-College – eines, das in der höchsten Liga spielt – erzielte, bekam Whittaker keine Angebote aus dem Profi-Bereich.
Nach zwei Jahren ohne Team wechselt er in Litauens zweite Liga
Zwei Jahre lang, die er mit seinem Abschluss in Sportmanagement und Kindertraining überbrückte, musste er warten, ehe ein neuer Agent ihm ein Team in der litauischen zweiten Liga vermittelte. Nicht nur temperaturmäßig nicht gerade ein Traum für jemanden, der zuvor in Texas und Florida lebte. Aber Whittaker versuchte sein Glück beim Jonava Basketball Club, zweieinhalb Autostunden von der Hauptstadt Vilnius entfernt.
In Europa arbeitete sich der mit 1,83 Meter eher klein gewachsene Aufbauspieler von Saison zu Saison nach oben. Von Litauen aus wechselte er nach Graz in die österreichische erste Liga. Aber auch die Alpenrepublik ist eben nicht gerade bekannt für ihre Basketball-Mannschaften.
Doch seine dort starken Leistungen ließen die Verantwortlichen der PSK Lions Karlsruhe auf Whittaker aufmerksam werden. Der ambitionierte Zweitligist verpflichtete Stanley Whittaker nicht nur, sondern gab ihm große Verantwortung in der Offensive. Der US-Amerikaner dankte es dem Klub mit 22,3 Punkten, 6,6 Assists und 5,2 Rebounds: Werte, die die Basketball-Webseite eurobasket.com dazu veranlassten, Whittaker als "Spieler des Jahres" in der zweitklassigen Pro A auszuzeichnen.
Baskets-Trainer Sasa Filipovski überzeugt ihn von Würzburg
In diesem Sommer stieg er auf der Karriereleiter eine weitere Sprosse nach oben: Neben einigen anderen Vereinen aus der Bundesliga und aus dem Ausland, klopften auch die Verantwortlichen der Würzburg Baskets bei ihm an. Das Gespräch mit Baskets-Trainer Sasa Filipovski im Mai habe ihn von diesem Wechsel überzeugt, erinnert sich Whittaker.

"Ich verlange sehr viel von ihm", gibt Filipovski zu. Whittaker sei ein großartiger Scorer, also jemand, der gut punkten könne. Aber er müsse in der Verteidigung noch zulegen und, so sagt Filipovski, ein Floor General werden: einer, der seine Mitspieler verbessert und das Spiel lenkt. Das müsse Whittaker noch lernen.
Zugegebenermaßen seien das aber auch die schwierigsten Dinge für einen Aufbauspieler, räumt der slowenische Coach ein. Zwei Jahre hat Filipovski nun Zeit, seinem Anführer auch diese Dinge beizubringen, denn solange läuft der Vertrag von Würzburgs Nummer 11. Vielleicht geht die Reise des Stanley Whittaker danach weiter: vom Basketballer ohne Team zum erfolgreichen Profi in Europa.
Würzburg Baskets auswärts in GöttingenAn diesem Samstag um 18 Uhr gastieren die Würzburg Baskets (11. Platz/4:6 Punkte) bei der BG Göttingen. Die Niedersachsen stehen in der BBL-Tabelle aktuell auf Rang acht, haben wie die Würzburger bisher zwei Siege, aber erst zwei Niederlagen.Ein besonderes Augenmerk müssen die Baskets in Südniedersachsen auf den Norweger Harald Frey haben. Der Aufbauspieler ist mit bisher 20,3 Punkten einer der fünf besten Scorer der Bundesliga und trifft außerdem knapp 50 Prozent seiner Dreier.Bei den Würzburgern steht weiterhin ein Fragezeichen hinter dem Einsatz von Kapitän Felix Hoffmann, der diese Woche zwar trainierte, jedoch weiterhin Schmerzen im verletzten Knie verspürte. Ob Nicolas Carvacho, der nachverpflichtete Center der Würzburger, dieses Mal zum Einsatz kommt, ließ Filipovski noch offen. Philipp Hartwich fällt wegen einer langfristigen Knieverletzung gegen seinen Ex-Klub definitiv aus. Quelle: tei