Dass auch von Kritikern gerne als „Retortenklubs“ verschmähte Vereine durchaus in der Lage sind, eine identitätsstiftende Nachhaltigkeit aufzubauen, hat der Basketball-Standort Frankfurt in den vergangenen Jahren eindrucksvoll bewiesen. 1999 wurden die „Skyliners“ gegründet und erwarben im gleichen Jahr vom damaligen Erstligisten Rhöndorf dessen Erstliga-Spielrecht. Erste Erfolge stellten sich schnell ein. Im Jahr 2000 gewannen die Hessen den Pokal-Wettbewerb, 2004 folgte ihre bislang einzige deutsche Meisterschaft, 2005 und 2010 wurden sie Vize-Meister. Aktuell steht das Team aus der Banken-Metropole mit 21 Siegen nach 29 Partien auf dem vierten Platz. Mit durchschnittlich nur 68,3 kassierten Zähler pro Partie verfügen die Frankfurter über die beste Defensive der Basketball-Bundesliga (BBL). Zudem hat der Klub noch die Chance, als vierte deutsche Mannschaft einen europäischen Wettbewerb zu gewinnen. Die Skyliners stehen im „Top 4“-Turnier um den „Fiba Europe Cup“.
Der Trainer
Bereits zum dritten Mal in seiner Karriere hatte Gordon Herbert zu Beginn der Saison 2013/14 das Traineramt bei den Skyliners übernommen. In seine erste Amtszeit von 2001 bis 2004 fiel der Gewinn der Meisterschaft, 2010/11 führte er den Klub auf Rang zwei nach der Hauptrunde, die vergangenen beiden Spielzeiten jeweils in die Play-offs. Aktuell läuft sein Vertrag bis Ende der Saison 2016/17. Seine Laufbahn in Deutschland startete der smarte Kanadier – nicht nur Insider werden es natürlich wissen – 2000 bei der damaligen DJK s.Oliver Würzburg, die mit den „jungen Wilden“ um Robert Garrett und Demond Greene auf Rang fünf und in eine denkwürdige Play-off-Serie gegen Gießen (1:3) führte. Mit Würzburg dürfte er aber auch die schmerzlichste Erinnerung seines Trainer-Wirkens verbinden: 2012, als Headcoach von Alba Berlin, unterlag er den s.Oliver Baskets im Play-off-Viertelfinale sensationell mit 1:3-Siegen und musste anschließend in der Hauptstadt seinen Hut nehmen.
Der Schlüsselspieler
Als „besten Aufbauspieler der BBL“ adelte jüngst Bayern-Trainer Svetislav Pesic Skyliners-Spielmacher Jordan Theodore. Der 26-Jährige ist Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Frankfurter und mit durchschnittlich 14,3 Punkten pro Partie (Dreierquote 40,4 Prozent) auch ihr bester Scorer. Zudem verteilt der 1,82 Meter große US-Amerikaner im Schnitt 4,6 Assists pro Spiel. Von seiner Übersicht profitieren unter anderem die beiden deutschen Nationalspieler, Center Johannes Voigt- mann (24/12,2 Punkte und 6,2 Rebounds pro Partie) und Flügelspieler Danilo Barthel (25/9,5 Punkte und 4,1 Rebounds pro Partie), die ganz oben auf dem Wunschzettel zahlungskräftigerer Klubs aus dem In- und Ausland stehen sollen.
Die Bilanz
Drei Siege und vier Niederlagen gab es für die s.Oliver Baskets bislang in sieben Vergleichen. Das Hinspiel in Frankfurt gewannen die Würzburger gegen allerdings stark ersatzgeschwächte Gastgeber 77:75. Das letzte Duell in der s.Oliver Arena vor fast exakt zwei Jahren am 4. April 2014 entschieden auch die Unterfranken mit 80:71 für sich.
Das Besondere
So wie die s.Oliver Baskets mit der s.Oliver Arena stoßen auch die Fraport Skyliners mit der Fraport Arena an ihre Grenzen. Auch die 5002 Zuschauer fassende, ehemalige Ballsporthalle in Hoechst erfüllt die Anforderungen an eine modere Sportstätte nur noch rudimentär, weiteres Wachstum in wirtschaftlicher und damit auch sportlicher Hinsicht ist kaum mehr möglich. Daher gibt es auch mainabwärts seit Jahren Bestrebungen, eine neue Multifunktionsarena für bis zu 15 000 Zuschauer zu bauen. In den vergangenen Monaten ist Bewegung in die Bemühungen gekommen. Noch im Sommer soll die Ausschreibung für das Projekt am „Kaiserlei“ an der Stadtgrenze zu Offenbach erfolgen, die Kosten für den Bau werden auf einen dreistelligen Millionenbetrag geschätzt. „Die Zukunftschancen unseres Klubs definieren sich nicht darüber, auf welchem Tabellenplatz wir diese Saison abschneiden, sondern ob die Halle kommt. Ohne eine zeitgemäße Infrastruktur kann es keinen wirtschaftlich gesunden Profisport geben. Wir stehen am Scheideweg“, sagte Skyliners-Geschäftsführer und -Gründer Gunnar Wöbke bereits 2012 der „Offenbach-Post“. sam