Georg Harbauer ist ein Extremsportler. Manchmal absolviert der 50-Jährige Schulleiter der Schweinfurter Wilhelm-Sattler-Realschule Bergläufe, die 15 Stunden dauern. Für Harbauer ist es schwierig, mal nichts zu tun, und seine Familie hat er damit angesteckt.
Seine zwei Töchter und seine Frau schwimmen. Der Cross-Triathlet, der in Kürnach wohnt und regelmäßig mit dem Fahrrad zur Arbeit nach Schweinfurt fährt, fühlt sich noch nicht zu alt und will auch in Zukunft weiter seiner Leidenschaft, dem Sport, nachgehen. Und zwar in all seinen Facetten. Darüber spricht er im Steilpass-Interview.
Frage: Wer hat Sie angespielt?
Georg Harbauer: Mich hat Davina Lutz angespielt. Sie war früher Schülerin und sogar Schülersprecherin bei mir an der Schule, und ich verfolge ihren Weg natürlich noch immer. Sie war auch in meiner Kletter-AG. Ich freue mich, dass Sie mich in so positiver Erinnerung behalten hat und mir deshalb den Steilpass zugespielt hat.

Wie war Ihr Laufweg?
Harbauer: Mit drei Jahren hab ich angefangen zu schwimmen. Als wir aus der Oberpfalz nach Kürnach gezogen sind, war ich beim SV 05 Würzburg und habe in meiner Jugend teilweise sieben- bis achtmal trainiert. Parallel bin ich immer gerne Ski gefahren. Als Jugendlicher habe ich auch mal Fußball gespielt. Mein Vater hat mich schon als kleiner Bub zum Laufen mit in den Wald genommen. Das war für mich immer ein Ausgleich zum Stress. So kam ich mit 17 zum Triathlon. Als nächstes kam dann Quadratlohn während meines Sportstudiums. Dazu gehört dann noch Kajak-Fahren. Da war ich alle zwei Wochen auf einem Rennen der Europe Tour. Aber das war nicht mein einziger Sport. Zum Ausgleich habe ich Volleyball gespielt und wurde mit 17 schon Abteilungsleiter in Kürnach. Vor ungefähr zehn Jahren habe ich damit erst aufgehört. Die Damenmannschaft spielte teilweise sogar in der Regionalliga. Leider habe ich mir während des Studiums zweimal das Kreuzband gerissen. Deshalb habe ich begonnen, Rollstuhlbasketball zu spielen. Wir trainieren einmal in Würzburg und einmal in Kürnach. Da bin ich auch immer noch in der Oberliga-Mannschaft dabei. Dazu kam noch eine kleine Karriere als Langläufer. Ich laufe seit 25 Jahren Skating-Rennen und duelliere mich auf 40 oder 50 Kilometern mit den ehemaligen Profis in meiner Altersklasse. Vier oder fünf Events mache ich da schon jeden Winter. Dafür spiele ich dann kein Volleyball mehr.
Was macht die Karriere während der Karriere?
Harbauer: Ich habe in Erlangen und Würzburg Sport und Deutsch erst für Gymnasiallehramt und dann für Realschule studiert und mein Referendariat auch an meiner jetzigen Schule in Schweinfurt absolviert. Danach kam ich nach Dettelbach, 2008 konnte ich als Konrektor zurück an meine jetzige Schule. 2014 ging unser bisheriger Schulleiter dann in Ruhestand.

Diese sportlichen Aktivitäten gehen aber auch nur, wenn man Lehrer ist?
Harbauer: Nein, das funktioniert eigentlich auch als Lehrer nicht. Aber ich nutze meinen Schulweg nach Schweinfurt für das Radtraining. Außerdem versuche ich vieles, in der Schule zu integrieren. Dreimal die Woche schwimme ich mit meinen Töchtern und meiner Frau in Kitzingen. Damit ist auch die Zeit mit der Familie teilweise abgedeckt. Laufen gehe ich manchmal noch morgens vor der Schule. So gelingt es mir, in der Woche alles abzudecken.
Was war Ihr größter Erfolg?
Harbauer: Der fünfte Platz in meiner Altersklasse bei der Cross-Triathlon-WM in Hawaii im letzten Jahr. Aber da fiel das Schwimmen wegen zu hoher Wellen aus, dabei ist das meine Stärke. Außerdem war es kein schönes Rennen bei Regen. Wirklich zufrieden war ich letztes Jahr bei der deutschen Meisterschaft im Triathlon, die ich in meiner Altersklasse gewonnen habe. Bei dem Rennen hat alles gepasst.

Was war das härteste Event, dass Sie sportlich absolviert haben?
Harbauer: Ich habe immer Grenzen gesucht. Einmal war es ein Berglauf mit 7000 Höhenmetern über 80 Kilometer. Den haben nur zehn Leute beendet. Es waren echt coole Typen dabei, auch Wigald Boning, der den Lauf leider nach der Hälfte abbrechen musste. 15 Stunden hat das gedauert und im Ziel wurde es sehr emotional. Das war durch die Höhenmeter schon sehr hart. Beim Quadratlon gab es mal eine Weltmeisterschaft auf Ibiza mit fünf Kilometer Schwimmen im Meer, 110 Kilometer Radfahren, 20 Kilometer Kajak und einem Halbmarathon. Es ist eine härtere Belastung als eine Ironman-Distanz beim Triathlon, weil eben eine weitere Sportart dabei ist. Mir liegt das etwas mehr. Nach dem "Coast-to-Coast", einer Schottland-Durchquerung von Küste zu Küste, an drei Tagen mit Berglauf, Radfahren und Kajakfahren war ich am Ende wirklich platt.
Sind Sie Teil einer Community, die sich für solche Extremsport-Events begeistert?
Harbauer: Klar gibt es auch Leute, die Schwimmen 1000 Meter im Eismeer. Dort ist es selbst mir zu kalt. Unter 15 Grad geh' ich eigentlich nicht ins Wasser. Tatsächlich sind das aber alles eigene Gruppen. Das Schöne ist, dass man einen super Austausch mit den anderen Ländern bekommt. Beim "Coast-to-Coast" habe ich einen Bergläufer aus Frankreich kennengelernt, den ich später auch besucht habe. Bei europäischen Rennen konnte ich immer bei Bekannten übernachten, die ich über den Sport kennengelernt.

Welche Ihrer ehemaligen Schüler sind denn noch sportlich erfolgreich?
Harbauer: In der Schweinfurter Gegend kennt man sicherlich die Gebrüder Spahn. Maxi ist ein Mountainbiker und Rennradfahrer. Er war auch bei mir in der Schulmannschaft im Mountainbiken. Sein Bruder Hannes war zwar nicht an der Schule, aber er ist mittlerweile ein super Cross-Triathlet. Beim Cross-Duathlon in Italien ist er sogar Europameister in seiner Altersklasse geworden. Nico Stephan, der aktuelle Ersatzkeeper des FC 05 Schweinfurt, war auch in meinem Mountainbike-Team.
Stimmt es, dass Sie vier bis sechs Tafeln Schokolade am Tag essen?
Harbauer: Ja, vier bis fünf sind es im Winter schon häufiger. Ich brauche das zur Stressbewältigung. Ich ernähre mich, wie ich will, und passe nie auf, was ich esse. Aber ich verbrauche durch Sport 3000 Kalorien extra am Tag. Da macht das nicht so viel aus.
Ihre Vorgängerin Davina Lutz möchte wissen, warum Sie nicht Schiedsrichter geworden sind?
Harbauer: Ich habe sogar beim Volleyball Spiele gepfiffen, lieber messe ich mich aber mit anderen. Diese Streitereien mit Spielerinnen oder Spielern waren mir immer zu anstrengend. Außerdem bin ich als Lehrer immer derjenige, der zwangsweise Dinge beibringen muss. Das will ich in meiner Freizeit nicht auch noch haben. Deshalb lieber mitspielen.
Wen spielen Sie an?
Harbauer: Ich spiele Christoph Hoffmann an, weil ich ihn für seine Arbeit und seinen Einsatz für Inklusion und Behindertensport sehr bewundere.
Steilpass-SerieAlle zwei Wochen stellen wir in dieser Serie einen Sportler oder eine Sportlerin aus der Region vor. Beim "Steilpass" sind immer die ersten zwei Fragen und die letzte Frage gleich.Das Besondere: Nicht wir bestimmen, wer angespielt wird, sondern der vorherige Kandidat oder die Kandidatin spielt den Ball steil – quer durch verschiedene Sportarten und unser Verbreitungsgebiet. Wir hoffen, dadurch spannende Querverbindungen im unterfränkischen Sport zu finden.Quelle: tei