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Würzburg: Thorsten Fischer und die Würzburger Kickers: Turbulente Jahre am Dallenberg

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Thorsten Fischer und die Würzburger Kickers: Turbulente Jahre am Dallenberg

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    Blick nach oben: Sein Ziel, mit den Würzburger Kickers in die Profifußball zu kommen, hat Thorsten Fischer erreicht. Nun trennen sich die Wege zwischen dem Unternehmers und  dem Noch-Drittligisten.
    Blick nach oben: Sein Ziel, mit den Würzburger Kickers in die Profifußball zu kommen, hat Thorsten Fischer erreicht. Nun trennen sich die Wege zwischen dem Unternehmers und  dem Noch-Drittligisten. Foto: Fabian Fruehwirth/www.faf-presse

    Thorsten Fischer und die Würzburger Kickers -  das ist eine Geschichte von Freud und Leid, von Aufstiegen und vermasselten Chancen, von großen Visionen und krassen Fehlentscheidungen. Lange formte der Chef des Online-Druckunternehmens Flyeralarm den Verein mit, hatte maßgeblich Anteil daran, dass die Rothosen im deutschen Profifußball ankommen konnten. Am Dienstag trat er von seinem  Amt als Aufsichtsratsvorsitzender zurück und kündigte an, seine Anteile an der Profi-AG verkaufen zu wollen. Wir blicken auf 13 bewegte Jahre zurück:

    2008: Die Würzburger Kickers sind nicht Thorsten Fischers erste Wahl. Vor seinem Engagement bei den Rothosen will der Unternehmer gemeinsam mit Tanja Hammerl beim FC 05 Schweinfurt einsteigen und den Verein, der zu dieser Zeit in der Bayernliga antritt, mittelfristig in den Profi-Fußball führen. Nach Unstimmigkeiten mit dem Vorstand scheitert das Projekt, bevor es richtig beginnt.

    Thorsten Fischer und Tanja Hammerl schauen sich im März 2009 das Fußball-Bayernliga-Derby zwischen dem FC Würzburger Kickers und dem Würzburger FV  an. Die Rothosen gewinnen diese Partie 5:2.
    Thorsten Fischer und Tanja Hammerl schauen sich im März 2009 das Fußball-Bayernliga-Derby zwischen dem FC Würzburger Kickers und dem Würzburger FV  an. Die Rothosen gewinnen diese Partie 5:2. Foto: Fabian Frühwirth

    2009: Nach dem geplatzten Engagement in Schweinfurt tritt Thorsten Fischer nun als Sponsor beim Bayernligisten FC Würzburger Kickers in Erscheinung. Sportlich hat das zunächst keinen Einfluss, am Ende der Saison 2008/09 steigen die Kickers in die Landesliga ab.

    2012: Die Regionalliga wird von drei auf fünf Gruppen aufgestockt. Damit ist die Regionalliga Bayern geboren und die Vereine in der Region haben die Möglichkeit, sich für die neue Spielklasse zu qualifizieren. Während der Würzburger FV und der FC 05 Schweinfurt scheitern, nutzen die Rothosen ihre Chance. Von der sechsklassigen Landes- geht es direkt hoch in Deutschlands vierthöchste Liga.

    2014 - 2016: Beim FC Würzburger Kickers beginnt man, sich zu professionalisieren. Der Spielbetrieb der ersten Mannschaft wird ab dem Sommer 2014 in einer Aktiengesellschaft organisiert, die zu 100 Prozent dem Verein gehört. Kickers-Präsident Michael Schlagbauer wird Vorstandsvorsitzender der AG – und die Bindung zu Thorsten Fischer enger. Der Flyeralarm-Boss übernimmt den Vorsitz im Aufsichtsrat und damit erstmals ein offizielles Amt bei dem Klub, dessen Entwicklung er ohnehin seit einigen Jahren maßgeblich prägt. Er ist das Zugpferd des Projekts "3x3", mit dem sich die Kickers einen Traum erfüllen wollen: Aufstieg in die 3. Liga innerhalb von drei Jahren.

    Mit Bernd Hollerbach, der Dieter Wirsching ablöst, ist der richtige Trainer schnell gefunden, und der Wunsch der Rothosen wird schneller Wirklichkeit als erwartet. Bereits 2015 schaffen die Kickers den Aufstieg in Deutschlands dritthöchste Spielklasse, marschieren 2016 sogar bis in die 2. Fußball-Bundesliga durch.

    Ratlose Gesichter: Im Frühjahr 2017 mussten Thorsten Fischer (links) und Bernd Hollerbach eine unfassbare Sieglos-Serie und den Abstieg der Würzburger Kickers in die 3. Liga mitansehen. 
    Ratlose Gesichter: Im Frühjahr 2017 mussten Thorsten Fischer (links) und Bernd Hollerbach eine unfassbare Sieglos-Serie und den Abstieg der Würzburger Kickers in die 3. Liga mitansehen.  Foto: Frank Scheuring

    2017 - 2019: Der Mai 2017 markiert eine erneute Zeitenwende: Nach einer Horror-Rückrunde ohne einen einzigen Sieg endet mit dem Abstieg aus der 2. Bundesliga die Ära Hollerbach. Von nun an wirkt Daniel Sauer als Vorstandsvorsitzender des Klubs, Stephan Schmidt für nur drei Monate als neuer Trainer des Wieder-Drittligisten. Er wird abgelöst von Michael Schiele, der bis zu seiner Demontage 2020 auf dem Trainerstuhl bleibt. In dieser Konstellation folgen drei erfolgreiche Spielzeiten, die Kickers beenden die Drittligasaison zweimal als Fünfter, ehe der erneute Aufstieg in Liga zwei folgt.

    Doch zuvor und knapp ein Jahr nach dem Ende der Ära Hollerbach, genauer gesagt im April 2018, wird bekannt, dass Fischer nun auch in anderer Rolle bei den Kickers tätig ist: Sein Unternehmen Flyeralarm übernimmt 49 Prozent der Profi-AG, den aufgrund der 50+1-Regel maximal erlaubten Anteil. Fischer ist nun Aufsichtsratsvorsitzender und Investor in Personalunion.

    Keiner dieser vier Personen ist nun noch in einer Funktion bei den Würzburger Kickers: Felix Magath, Daniel Sauer, Michael Schiele, Thorsten Fischer (von links) bei der Kickers-Sponsorenveranstaltung "White Night"
    Keiner dieser vier Personen ist nun noch in einer Funktion bei den Würzburger Kickers: Felix Magath, Daniel Sauer, Michael Schiele, Thorsten Fischer (von links) bei der Kickers-Sponsorenveranstaltung "White Night" Foto: Würzburger Kickers

    2020: Der erste öffentliche Auftritt Fischers im Jahr 2020 findet in Andalusien statt. Mit von der Partie bei dessen Trainingslagerbesuch der Kickers in Novo Sancti Petri: Felix Magath. Wenige Tage später wird Fischer den Ex-Meistertrainer als Boss seines neuen Geschäftszweigs "Flyeralarm Global Soccer" in der Würzburger Firmenzentrale des Onlinedruckunternehmens vorstellen. Magath soll, so der Plan, als Berater für die Flyeralarm-Klubs Würzburger Kickers und Admira Wacker Mödling fungieren. Eine Fehlbesetzung.

    Zwar gelingt den Rothosen unter Trainer Michael Schiele überraschend der Aufstieg in die 2. Bundesliga. Danach geht es jedoch, quasi bis heute, nur bergab. Der von Fischer nicht nur ins Boot, sondern ans Steuer geholte Magath hilft dabei tatkräftig mit. Seine Zeit bei den Kickers ist gekennzeichnet von zahlreichen skurrilen Transfers und dem Verschleiß mehrerer Übungsleiter inklusive des Aufstiegstrainers Schiele.

    Glückseligkeit nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga: Thorsten Fischer und Trainer Michael Schiele im Juli 2020
    Glückseligkeit nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga: Thorsten Fischer und Trainer Michael Schiele im Juli 2020 Foto: Silvia Gralla

    Im Mai des vergangenen Jahres, die Kickers hatten das Abenteuer 2. Liga wieder beendet, verkündet Fischer in einem Schreiben an die Sponsoren, sich bald zur Causa Magath äußern zu wollen. Noch im selben Monat folgt eine persönliche Erklärung der beiden, in der sie das Ende ihrer Zusammenarbeit erklären. Sie seien "vom Erfolg überrollt" worden. 490 Tage nach Beginn des Projekts ist selbiges wieder vorbei, statt Europapokal heißt der Alltag wieder 3. Liga.

    2021: Nur 24 Tage ist das Jahr alt, als Fischer seinen Rücktritt bekanntgibt. 24 Punkte hätten die Kickers als Tabellenvorletzter der 3. Liga derzeit gerne auf dem Konto, in der Tat sind es nur 17 und der Abstieg in die Regionalliga mehr als nur ein Schreckensszenario. Der sportlich am Abgrund des Profifußballs stehende Klub ist nun auch seinen Ideengeber und Antreiber los.

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