Schon zweimal trug der Sieger beim "Tor des Monats" das Trikot des Würzburger FV. Zwölf Jahre ist es her, dass Bastian Götzfried diese Auszeichnung im August 2009 erhielt. "Ich erinnere mich gerne daran zurück und werde immer wieder von Menschen darauf angesprochen", sagt der 36-Jährige heute.
Dass ausgerechnet er, der in seiner Karriere mehr harter Innenverteidiger als torhungriger Stürmer war, einmal die Medaille erhalten würde, wundert ihn noch immer. "Das war keine Absicht, das würde mir auch keiner glauben", sagt er über sein prämiertes Tor. "Es wird auch darüber geflachst, dass gerade ich den Ball nach vorne gedroschen habe und er ins Tor gefallen ist. Aber so war das wirklich, das war unfassbares Glück."
August 2009: Bastian Götzfrieds Fernschuss aus 70 Metern
Der Würzburger FV führte am achten Spieltag der Fußball-Landesliga vor 1100 Zuschauern gegen den FC Leinach kurz vor Spielende mit 2:1. "Der Gegner ist angerannt, und ich setzte zu einem Befreiungsschlag an", schildert der Torschütze die Entstehung. Er habe zu seinem Mitspieler noch "Leo" gerufen, worauf der sich rechtzeitig geduckt habe. "Was dann passiert ist, war unglaublich. Du schaust hinterher und denkst dir irgendwann: Okay, könnte was werden." Weit aus der eigenen Hälfte flog der Ball über 70 Meter und Leinachs Torhüter hinweg zum 3:1-Endstand ins Tor.
"Ich war danach auf dem Geburtstag eines Kumpels. Da hab' ich vom Tor erzählt, aber keiner hat es mir geglaubt", erinnert sich Götzfried. Erst ein paar Tage später zeigte ein lokaler Fernsehsender sein Tor. Nachdem der damals 24-Jährige erfahren hatte, dass er für das "Tor des Monats" nominiert worden war, habe er in eigener Sache geworben: "Ich wusste, dass die Konkurrenz sehr, sehr stark ist, denn die Fanbasis ist bei einem Bundesligaspieler natürlich wesentlich größer."
Dennoch gewann Bastian Götzfried: 34 Prozent der Teilnehmenden stimmten für ihn, der die Wahl vor Claudio Pizarro von Werder Bremen für sich entschied. Beim der Abstimmung zum "Tor des Jahres" im darauf folgenden Januar wurde er Dritter. Da würdigten rund acht Prozent der Sportschau-Zuschauer seinen fulminanten Distanzschuss.
Allerdings war Götzfried, der nach einer kurzen Station in Großbardorf noch einige Jahre beim TSV Kleinrinderfeld spielte und seinen Spielerpass derzeit beim FC Kirchheim hat, nicht der erste Spieler, dem im Trikot des Würzburger FV bzw. seines Vorgängervereins FV 04 Würzburg ein prämierter Kunstschuss gelang:
Januar 1978: Heribert Müllers sehenswerter Fallrückzieher
Im Januar 1978 traf Heribert Müller mit einem sehenswerten Fallrückzieher gegen den Karlsruher SC zum 1:0. Die Zellerauer gewannen ihr Heimspiel in der Zweiten Bundesliga Süd mit 2:0. "Flanke von rechts, Müllers Gegenspieler zu weit weg vom Mann, der Würzburger nutzt die Gelegenheit und schießt die Kugel artistisch per Standrückzieher ins Tor", beschreibt die ARD-Sportschau das Tor auf ihrer Webseite und wertet es als damals "größten Erfolg" des Vereins.

Müller erinnerte 2006 sich
an dieses Tor. Er sei "angefressen" gewesen, weil er "bis zum Tor ziemlichen Mist" gespielt habe: "Kurz vor Ende der ersten Halbzeit kam ein weiter Pass von Jens Johansen an die Strafraumgrenze. Klaus Sterz verlängerte den Ball gerade noch mit einem Seitfallzieher in den Strafraum. Dort stand ich mit dem Rücken zum Tor und hab' das Ding mit einem Fallrückzieher richtig gut erwischt."
Die "Tor des Monats"-Tore von Götzfried und Müller lagen 31 Jahre auseinander, doch beide Fußballer verbindet der Verein: Mit Heriberts Sohn Frank habe er lange Zeit in der Jugend beim Würzburger FV gespielt. Eine Begegnung mit Heribert Müller ist ihm in besonderer Erinnerung geblieben: "Wir haben uns nach meinem Tor zufällig in der Sanderau getroffen und zusammen ein Foto der ,Tor-des-Monats'-Torschützen gemacht", erinnert sich Götzfried an seinen im vergangenen Jahr verstorbenen Vorgänger.