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Würzburger Kickers: Er hat schon Tore selbst gebaut: Georg Knaup ist seit 90 Jahren Mitglied bei den Würzburger Kickers

Würzburger Kickers

Er hat schon Tore selbst gebaut: Georg Knaup ist seit 90 Jahren Mitglied bei den Würzburger Kickers

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    "Ein Leben lang": Bei Georg Knaup trifft das besser zu als bei den meisten Anderen. Der 99-Jährige ist seit 90 Jahren Mitglied bei den Würzburger Kickers. 
    "Ein Leben lang": Bei Georg Knaup trifft das besser zu als bei den meisten Anderen. Der 99-Jährige ist seit 90 Jahren Mitglied bei den Würzburger Kickers.  Foto: Silvia Gralla

    Wenn Georg Knaup von den Würzburger Kickers erzählt, dann geht es um Zusammenhalt und Freundschaft. Es geht um Tore, die er und seine Kumpels sich selbst bauen mussten. Darum, wie sie die Plätze eigenständig hergerichtet haben, mit Rechen, die manch einer von ihnen glücklicherweise von der Arbeit mitnehmen konnte. "Wir hatten ja keine Werkzeuge nach dem Krieg", sagt der 99-Jährige, der seit 1. Januar 1933 Mitglied des Vereins ist.

    Zusammen mit seinem Sohn Holger, 58, sitzt Georg Knaup umringt von großen Pflanzen an einem Tisch in der Caféteria im Marie-Juchacz-Haus der AWO. Schnell wird klar, dass Georg Knaup trotz seiner Mitgliedschaft bei den Kickers mit Fußball gar nicht mal so viel am Hut hat. Klar, wissen wolle er immer, wie die Rothosen gespielt haben, berichtet Sohn Holger. "Das fragt er mich jedes Wochenende." Und früher sei samstags auch immer die Sportschau gelaufen, "vorher schon Bayern 1, die Stadionkonferenz. Es lief nichts anderes", sagt der 58-Jährige.

    Ein Ball musste immer dabei sein

    Aber eigentlich kommt Georg Knaup, der mit seinem Stück Mandarinen-Käse-Kuchen an diesem Donnerstag sehr zufrieden ist, aus dem Hockey. "Das war mein Hauptspiel", sagt er. Neben Fußball, Handball, Tischtennis und Federball. Ein ehrgeiziges Allround-Talent, Hauptsache es war ein Ball dabei. "Fußball und Handball, das war ein Ausgleich. Wir sind zu jedem Spiel gegangen. Und wenn einer ausgefallen ist, sind wir eingesprungen. Die haben ja auch Kranke gehabt. Oder Leute, die geschafft haben", erzählt er sympathisch im fränkischen Dialekt.

    Georg Knaup, geboren am 5. Juni 1923, ehemals Hauptwerkmeister bei der Bahn, versteht nicht jede Frage auf Anhieb. Aber das ist kein Problem. Dann wiederholt Sohn Holger sie einfach etwas langsamer und lauter. Oder der Vater kreiselt mit dem Finger im Ohr. Manchmal springt er zwischen den Themen, er hat schließlich viel erlebt in 90 Jahren Mitgliedschaft. Dann ordnet Sohn Holger, alles kein Problem.

    Anfangs musste ein Spazierstock als Hockeyschläger dienen

    Mit dem Hockey im Verein angefangen habe Georg Knaup, als er etwa zehn Jahre alt war, sagt er. Davor sei er viel auf der Straße gewesen. "Früher hatten wir keine Felder oder Sportplätze. Wenn irgendwo Platz war, haben wir da gespielt. Da hat man mit dem Spazierstock ein wenig umeinander gespielt."

    Zu Anfangszeiten gab es offenbar nicht viele Mitglieder bei den Kickers. "Es war ein kleiner Verein, oder?", möchte Holger Knaup von seinem Vater wissen. "Naja, für Würzburg gerade richtig", antwortet der. Was das heißt: Etwa 80 bis 100 Mitglieder müsse es über den Daumen gepeilt im Hockey-Bereich gegeben haben.

    Freundschaften aus der Mannschaft haben Jahrzehnte lang gehalten

    Sein Vater und dessen Freunde, "das war eine eingeschworene Truppe, die Freundschaften haben jahrzehntelang gehalten. Wir haben hier regelmäßig ein Ehemaligen-Treffen", erzählt Holger Knaup. In jedem Alter habe die Clique die richtige Aktivität gefunden. Nachdem sie nicht mehr aktiv Hockey spielen konnten, seien die Freunde wandern gegangen. Und noch bis zum 90. Lebensjahr haben sie sich wöchentlich in einem Restaurant getroffen. 

    Diese eingeschworene Gemeinschaft habe sich auch auf die Frauen bezogen. "Die Spielerfrauen waren zusammen, haben angefeuert und Kuchen mitgebracht für die Pause. Danach sind sie zum Feiern gegangen. Die haben ihre Freizeit und ihren Urlaub zusammen verbracht, das war ein großer Freundeskreis", berichtet Holger Knaup.

    Holger Knaup (rechts) muss seinem Vater Georg regelmäßig sagen, wie die Würzburger Kickers am Wochenende gespielt haben.
    Holger Knaup (rechts) muss seinem Vater Georg regelmäßig sagen, wie die Würzburger Kickers am Wochenende gespielt haben. Foto: Silvia Gralla

    Georg Knaup, so erzählt es sein Sohn, war immer ein großes Organisationstalent. "Ich bin rum mit meinem Fahrrad und später mit dem Moped und habe die verständigt, die verständigt werden mussten", sagt der Vater. Was er damit meint, erklärt Holger: "Man muss sich vorstellen, damals gab es kein Handy, kein Telefon. Würzburg war zerstört. Der Spielbetrieb ging unmittelbar nach dem Krieg aber weiter."

    Da habe es Spiele in Schweinfurt, in Marktbreit oder eben in Würzburg gegeben. "Mein Vater ist dann auf dem Fahrrad durch die Gegend gefahren, hat bei den Familien geklingelt und gesagt: 'Morgen ist Training' oder 'Am Sonntag ist Spiel'. So hat das dann funktioniert."

    Spiele zu Auswärtsfahrten wurden mit dem Zug gemacht

    Zu Auswärtsspielen, etwa nach Schweinfurt, sei die Mannschaft immer mit dem Zug gefahren. "Sie sind mit ihren Fahrrädern zum Bahnhof geradelt, haben sich da getroffen, sind mit dem Zug nach Schweinfurt gefahren und von da aus mussten sie bis ins Stadion laufen. Anders ging es nicht", berichtet Holger Knaup.

    Der Fußweg bis zum Bahnhof sei eine halbe Stunde lang gewesen, da war es "gut, wenn du noch ein Fahrrad gehabt hast", erzählt Georg Knaup. "Dann hatte ich eine Sachs, ein Mofa, danach ein Motorrad. Und nach dem Motorrad einen VW Käfer. Und dann ein richtiges Auto."

    Sein Organisationstalent hat der 99-Jährige auch nach der aktiven Karriere als Hockeyspieler behalten. Sein Vater, aufgrund seiner Kriegsgefangenschaft in Russland bereits mit 58 Jahren verrentet, habe etliche Jugendfreizeiten organisiert, dazu Teilnahmen an Turnieren, berichtet Holger Knaup. Nach Marktsteft, Bremen, Stuttgart, Frankreich – immer mit dem Fokus, dass die Fahrten nicht zu teuer wurden, sodass sie sich jeder leisten konnte. Und immer haben sie etwas Besonderes erlebt: mal eine Besichtigung bei Daimler-Benz, mal eine Brauereiführung.

    Würzburger haben ein anderes Leben gelebt als ihre Kontrahenten

    In anderen Städten sei dann aber auch schnell deutlich geworden, dass die Hockeyspieler aus Würzburg ein anderes Leben führten als die Spieler vor Ort. "Mein Vater erzählt zum Beispiel immer noch, dass sie mal bei Köln-Marienburg gespielt haben, und die haben einen Ball veranstaltet." Da seien die Kölner kurz nach dem Krieg im Ballkleid und im Smoking gekommen, "und die Würzburger hatten noch nicht mal eine Hose ohne Löcher, geschweige denn ein Sakko".

    "Wir Würzburger", sagt Holger Knaup, "waren anders als die anderen. Bei der HG Nürnberg, da standen Porsches und Mercedes auf dem Parkplatz. Die hatten fünf Rasenplätze und konnten immer wählen. Und wir hatten einen Acker."

    Was Georg Knaup ebenfalls nie verloren hat, ist sein Ehrgeiz. So hat er im Alter von 50 Jahren noch das Schwimmen gelernt. "Seitdem ist er bis vor fünf Jahren noch jede Woche schwimmen gegangen", erzählt Holger.

    "Ich habe es x-mal probiert, herrje", berichtet Georg Knaup. "Da haben sie mich immer verarscht. Was, du willst nicht schwimmen können?" Gelernt habe er es dann 1972 im Urlaub an der Nordsee. "Da waren eine ältere Dame und deren Mann. Die haben gesagt: 'Mach langsam, du bist doch gleich drüben. Du kannst doch gar nicht untergehen.' So haben die mit mir gebabbelt." Und bevor er dann wieder fort war, "zurück ins Frauenland", habe er schwimmen können.

    "Wenn alle aus der Mannschaft schwimmen können, und einer nicht, dann stinkt das schon, das ist klar. Aber ich habe es geschafft."

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