Die unwahrscheinliche Rettung ist ausgeblieben: Türkgücü München, Konkurrent der Würzburger Kickers in der 3. Liga, stellt den Spielbetrieb mit sofortiger Wirkung ein. Das hat der Verein in einer Pressemitteilung bekanntgegeben. Für den heutigen Donnerstag hatte Insolvenzverwalter Max Liebig eine Betriebsversammlung angekündigt. Somit steht der insolvente Klub als erster Absteiger fest, alle bislang absolvierten Partien der Münchner werden annulliert - mit Folgen für alle anderen Vereine.

"Die zu erwartenden Einnahmen aus dem Spielbetrieb bis Saisonende können die laufenden Kosten bei weitem nicht decken", wird Geschäftsführer Max Kothny zitiert. "Trotz intensiver Bemühungen in den vergangenen Wochen konnte leider kein neuer Investor gefunden werden." Nach dem Ausstieg von Investor Hasan Kivran hatte sich der Klub intensiv um einen neuen Geldgeber bemüht. Wie nun klar ist, allerdings ohne Erfolg. Sicherlich erschwert haben dürfte der Abzug von elf Punkten durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB), den die Münchner aufgrund eines Lizenzverstoßes sowie des eingeleiteten Insolvenzverfahrens hinnehmen mussten.
Unklar ist noch, in welcher Liga Türkgücü in der kommenden Saison antreten wird. Zweifelsfrei sind dagegen die Folgen für das Tabellenbild der 3. Liga: Der Rückzug der Münchner beeinflusst sowohl den Auf- als auch den Abstiegskampf. Eminent sind die Folgen für den 1. FC Saarbrücken, dem im Rennen um den Aufstieg sechs Punkte abgezogen werden. Auch deshalb kursierten jüngst scharf kritisierte Gerüchte, denen zufolge FCS-Präsident Hartmut Ostermann Türkgücü mittels Finanzspritze den Verein aus dem Münchner Bezirk Perlach noch bis zum Saisonende am Leben erhalten wollte.

Mittels Pressemitteilung meldete sich Manuel Hartmann, Geschäftsführer Spielbetrieb der für die 3. Liga zuständigen DFB GmbH & Co. KG zu Wort: "Das ist ein trauriger Tag für die 3. Liga. Den größten Schaden haben natürlich Türkgücü München und seine betroffenen Mitarbeiter*innen. Gleichzeitig ist es für die gesamte Liga und den Wettbewerb negativ, wenn ein Klub während der Saison ausscheidet. Ziel muss sein, dass dieser Fall in der 3. Liga einmalig bleibt." Bereits in der vergangenen Saison kostete mit dem KFC Uerdingen einem Drittligist die Insolvenz trotz sportlichen Erfolgs den Klassenerhalt.
Würzburger Kickers verlieren drei Punkte im Abstiegskampf
Was bedeutet diese Entscheidung für die Würzburger Kickers? Zunächst erwartet die Mannschaft von Trainer Ralf Santelli eine Woche nach dem Landespokalhalbfinale an diesem Samstag (14 Uhr) beim FV Illertissen ein spielfreies Wochenende. Das ursprünglich für Sonntag, 3. April, angesetzte Auswärtsspiel im Stadion an der Grünwalder Straße gegen Türkgücü wird nun nicht mehr stattfinden.
Zudem verlieren die Kickers drei Punkte im Abstiegskampf: Durch die Annullierung aller Partien der Münchner werden den Rothosen die Zähler vom 2:1-Heimsieg gegen Türkgücü Ende Oktober abgezogen. Der Abstand zu Viktoria Berlin, mit 28 Punkten auf dem ersten Nichtabstiegsplatz, vergrößert sich somit von zwei auf vier Zähler (die Berliner verlieren durch den Rückzug ebenfalls einen Punkt). Zudem haben die Kickers nun freilich ein Spiel weniger, um diesen Rückstand noch aufzuholen.
Für die Würzburger Stammspieler Tobias Kraulich und Leon Schneider, die gegen Türkgücü aufgrund ihrer jeweils fünften Gelben Karte gesperrt gewesen wären, heißt das: Die Verteidiger müssen nun beim Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern am Freitagabend, 8. April, zuschauen.