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Fußball: Und so reagieren die Fußball-Vereine der Region: Nicht nur beim ETSV Würzburg werden Frauen künftig Vollzahlerinnen

Fußball

Und so reagieren die Fußball-Vereine der Region: Nicht nur beim ETSV Würzburg werden Frauen künftig Vollzahlerinnen

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    Normalzahler: Dass Frauen an der Kasse den gleichen Eintritt für ein Fußballspiel bezahlen, ist auf einigen Plätzen schon üblich. In anderen Vereinen wird darüber noch diskutiert. 
    Normalzahler: Dass Frauen an der Kasse den gleichen Eintritt für ein Fußballspiel bezahlen, ist auf einigen Plätzen schon üblich. In anderen Vereinen wird darüber noch diskutiert.  Foto: Michi Bauer

    Sonntagnachmittag im Schweinfurter Sachs-Stadion: Testspiel des FC 05 gegen den FV 04 Würzburg, eine Schlange am Kassen-Tisch und mittendrin einige Frauen. Die, so weist es das Papierschild aus, "Normalzahler" sind, also den selben Eintrittspreis bezahlen wie Männer. Als "ermäßigt" gelten, so das Kleingedruckte, Schwerbehinderte, Rentner, Studenten, Auszubildende und Jugendliche. Vermutlich ein Plakat nach dem Geschmack nicht weniger Vereinsvertreter: Nach der Sommertagung der unterfränkischen Fußball-Bezirksligen am Samstag in Gülchsheim diskutieren etliche über die künftige Preisgestaltung. Der Tenor: Frauen sollen zahlen.

    Keineswegs aus bösem Willen, ganz im Gegenteil, wie die Funktionäre betonen. "Seit Jahren haben die Frauen nichts oder wenig bezahlt. Ich finde das diskriminierend, die kommen doch längst nicht mehr nur zum Kaffee trinken", sagt Hans Lembach, der Kassierer des TSV Lohr. Er kann sich für die anstehende Bezirksliga-Saison ein Modell vorstellen, das zunächst als Kompromiss vier Euro für Frauen vorsieht und sechs für Männer. Aber auch die Variante sechs Euro für Männer und Frauen gleichermaßen.

    Lembach fühlt sich alleingelassen vom Bayerischen Fußball-Verband (BFV). Der gibt bei den Eintrittspreisen den Vereinen ob deren Hausrecht freie Hand. "Eine Richtlinie für die Ermäßigungen fände ich aber gut", sagt er, sein Kollege Andreas Konrad vom SV Birkenfeld nickt eifrig. Lembach, der die Berichterstattung dieser Redaktion zu diesem Thema zum Anlass genommen hat, will auf der Tagung diskutieren – wird jedoch von Bezirksliga-Spielleiter Bernd Reitstetter "zurückgepfiffen". Wohlgemerkt wohlwollend: Reitstetter verweist auf die Möglichkeit, sich "nach dem offiziellen Teil an den Stehtischen zum Austausch" zu treffen – was auch zahlreich angenommen wird.

    Auch wirtschaftliche Gründe mitentscheidend 

    So lange wartet Alexander Russ vom ETSV Würzburg nicht. Er und sein Mitstreiter machten noch im Vereinsheim Nägel mit Köpfen: "Männer und Frauen zahlen bei uns künftig den selben Preis. Wir hatten uns das schön länger überlegt und es ist einfach an der Zeit, diesen Schritt zu machen." Neben dem emanzipatorischen Gedanken gebe es auch einen wirtschaftlichen: "In allen Bereichen steigen die Preise, warum nicht die Eintrittspreise."

    In der Relegation durfte der SV Fatschenbrunn sich auch über reichlich weibliche Unterstützung am Spielfeldrand freuen.
    In der Relegation durfte der SV Fatschenbrunn sich auch über reichlich weibliche Unterstützung am Spielfeldrand freuen. Foto: Michi Bauer

    Den Würzburgern anschließen möchte sich auch andere Vereine, wollen das genaue Vorgehen jedoch im Vorstandsgremium besprechen. Man wolle nicht einfach eine Preisstaffelung so lassen, nur, weil es immer schon so war. Das spielt auf den Ursprung der gängigen Praxis an, Frauen freien oder stark vergünstigten Einlass zu Fußballspielen zu gewähren. Früher, als es noch unüblich war, dass Frauen zum Fußball gehen, wollte man ihnen auf diese Art einen Anreiz liefern, ihre Männer zu begleiten – wohl in der Angst, Männer könnten sonst fernbleiben.

    Kann die Fußball-Bundesliga ein Vorbild sein?

    Als Frau nur deshalb nicht betroffen gewesen sei viele Jahre Heike Stephan, weil "ich als Funktionärin sowieso nichts zahle", sagt die Abteilungsleiterin des TSV Forst. Wirklich sicher, ob Frauen mit einer Gleichstellung am Kassenhäuschen gedient ist, ist sie nicht: "Ich kann es nicht einschätzen, ob unsere Frauen dann wegbleiben. Diskriminiert hat sich, glaube ich, keine gefühlt. Andererseits: Zu Bundesliga-Spielen gehen Frauen ja auch, zahlen voll und meckern nicht. Eigentlich ist genau das zeitgemäß." Deswegen will auch sie den Vorschlag einer genderneutralen Erwachsenen-Ermäßigten-Unterscheidung mit in die kommende Vorstandssitzung nehmen.  

    Aktiver verhält sich Dieter Köberle. Der ehemalige Sportleiter des SSV Kitzingen, wo bisher eine Männer-Frauen-Staffelung von 5,50 Euro zu 3,50 Euro gültig war, spricht sich für eine künftige Gleichstellung aus. Und möchte mit dem Vorstand abstimmen, mit einem Rundschreiben an alle Bezirksligisten eine dementsprechende einheitliche Richtlinie anzuregen. "Wenn wir mit einer Stimme reden, gibt es am Einlass keinen Ärger." 

    Rundschreiben soll Mehrheit der Vereine überzeugen 

    Die Verantwortlichen des SSV seien gebrannte Kinder: Nicht wegen der Frauen, sondern wegen unterschiedlicher Preise in der Liga. So hätten die "Siedler" zeitweise über dem Schnitt gelegen und sich Drohungen gefallen lassen müssen wie "wenn ihr zu uns kommt, könnt ihr was erleben". Ähnliches befürchtet Köberle für den Fall, dass die Kitzinger und Vereine wie Lohr oder der ETSV als Vorreiter in Sachen Frauen-Eintritt anfangs noch eine Minderheit stellen.

    Und deswegen hätte sich Köberle gewünscht, dass der Verband offensiver mit diesem Thema umgehen würde. "So etwas muss doch auf breiter Ebene kommuniziert werden." Stattdessen formulierte Verbands-Spielleiter Josef Janker vor wenigen Tagen auf Nachfrage dieser Redaktion unmissverständlich die Haltung des BFV: "Die Preisgestaltung obliegt einzig und alleine den Vereinen, das ist auch richtig. Der Verband wird hier keine Vorgaben machen."

    BFV verpasst eine Chance zur Sensibilisierung

    Andererseits deutete er Reform-Willen zumindest in der Wortwahl auf den Preistafeln, wo mancherorts zwischen Erwachsenen und Frauen unterschieden wird, an: "Dass wir bei unseren BFV-Spielen die Begrifflichkeit 'ermäßigt' nutzen, ist in unseren Augen schlicht zeitgemäß. Wir können auf Spielgruppentagungen für das Thema sensibilisieren. Wichtiger als Worte ist für uns, wie das Thema Gleichberechtigung auch in den Vereinen gelebt wird."

    In Gülchsheim habe der BFV eine Chance, für das Thema zu sensibilisieren, verpasst, ärgert sich Köberle: "Warum stellt sich der Bezirks-Spielleiter nicht hin und sagt 'ja oder nein'? Warum spricht er keine Empfehlung aus, sondern verweist auf eine Diskussionsmöglichkeit der Vereine mit der Presse nach der Veranstaltung?" Reitstetter erinnert, als die erste Frage nach den Preisen gestellt wird, an seine traditionelle Neutralität ("über Preise reden wir den Tagungen schon lange nicht mehr, das ist und bleibt Vereinssache"). Dass es offenkundig Redebedarf gibt, bleibt ihm kaum verborgen. 

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