Demond Greene (44) ist Co-Trainer des Euroleague- und Basketball-Bundesliga-Teams des FC Bayern München. Früher schnürte er seine Sneaker auch mal für den Würzburger Basketball-Bundesligisten und die deutsche Nationalmannschaft, unter anderem an der Seite von Dirk Nowitzki. Im Steilpass-Interview spricht er über den Start in seine Basketball-Karriere, Soziale Medien und einen kuriosen Anruf seiner Oma beim Fernsehen.
Frage: Wer hat Sie angespielt?
Demond Greene: Mein ehemaliger Teamkollege Marvin Willoughby. Wir haben manchmal beruflich Kontakt, meist aber privat. Wir haben in Würzburg zusammen gespielt und dann natürlich viel bei der Nationalmannschaft.

Wie war Ihr Laufweg?
Greene: Mein erster Sport war die Leichtathletik. Meine Mutter hat die Trainingszeit der Zeitung entnommen, und da bin ich beim ersten Training allen davongelaufen. Ich wäre damals auch gerne zum Fußball, aber das hat sich nicht ergeben. Wenn ich zurückblicke und sehe, wie erfolgreich man im Fußball sein kann, hätte ich mich lieber anders entschieden.
Also wären Sie im Fußball noch erfolgreicher gewesen als letztendlich im Basketball?
Greene: Ich bin sehr sportlich und kann ein bisschen kicken, obwohl ich nie im Verein war. Ich glaube, ich hätte die gleiche Karriere geschafft wie im Basketball, inklusive Nationalmannschaft. Das Konto hätte dann deutlich anders ausgesehen.

Sie waren auch als Basketballer bei Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften.
Greene: Weil es mir nie darum ging, als Sportler möglichst viel Geld zu verdienen. Ich bin mit 15 zum Basketball gewechselt, habe dort nur aus Spaß gespielt und mit 16 eine Ausbildung zum Industriemechaniker begonnen und abgeschlossen. Als ich mit 18 nach Würzburg gewechselt bin, konnte ich meine Ausbildung bei König&Bauer beenden. Und erst danach konnte ich über die Sportfördergruppe der Bundeswehr überhaupt zweimal am Tag trainieren. Da wuchs in mir die Idee, Basketball-Profi zu werden.
Nach vier Jahren in Würzburg ging es für Sie nach Leverkusen. Was war dort so besonders?
Greene: Der ehemalige Würzburger Trainer Denis Wucherer, der damals für kurze Zeit als Spieler nach Würzburg kam und in diesen paar Wochen auch bei mir gewohnt hat, hat mich nach Leverkusen gelockt. Die Mannschaft war damals Rekordmeister, wollte unbedingt auf deutsche Spieler setzen und dem Serienmeister Alba Berlin wieder etwas entgegensetzen.

Trotzdem wären Sie fast in Frankfurt gelandet?
Greene: Ja, ich habe mich mit ihnen getroffen. Das Angebot in Frankfurt war unter aller Sau. Ich hatte mir zum Glück am selben Tag noch einen Termin in Leverkusen gemacht, wo ich dann sofort unterschrieben habe. Später war ich noch bei Alba Berlin, in Bamberg, kurzzeitig in Griechenland und habe meine Karriere dann in München beendet.

Weil Ihnen dort der Übergang zur Karriere nach der Karriere ermöglicht wurde?
Greene: Als Nationalspieler konnte ich direkt die B-Lizenz machen. Ich habe zunächst ein bisschen reingeschnuppert, und weil der Trainer wegen zweier technischer Fouls aus der Halle geflogen ist, musste ich auch einmal übernehmen. In der U-19-Bundesliga wurden wir in diesem Jahr direkt deutscher Meister, und dann wollte ich da natürlich weitermachen.
Mittlerweile sind Sie Co-Trainer bei den Basketballern des FC Bayern München. Haben Sie hier ein Karriereziel?
Greene: Ich möchte eine bessere oder ähnliche Trainerkarriere haben, wie ich sie als Spieler schon hatte. Die Euroleague ist da auf jeden Fall ein Ziel. Wenn ich das mal nicht mehr möchte oder es nicht schaffe, würde ich gerne wieder zurück in den Jugendbereich gehen. Ich habe lange selbst gespielt und war dann hoffentlich lange Trainer und kann den Spielern dann noch mehr zurückgeben.
Eines Ihrer Karriereziele als aktiver Spieler war immer die Teilnahme an den Olympischen Spielen. War das olympische Turnier in Peking 2008 der Höhepunkt ihrer Karriere?
Greene: Ja, aber nicht der einzige. Die Silbermedaille bei der EM 2005 mit Dirk Nowitzki und natürlich die Szene mit dem Hall-of-Fame Dwayne Wade natürlich auch.
Im Viertelfinale der WM 2006 haben Sie den NBA-Star der Miami Heat spektakulär geblockt, und es sind sicherlich einige Basketball-Fans vom Sofa aufgesprungen.
Greene: Mein Sohn hat davon ein Poster in seinem Zimmer hängen, deshalb bin ich schon sehr stolz darauf. Hin und wieder erwähnt das Thema wieder jemand, und dann kocht es nochmal hoch, weil es davon ein Video auf Youtube gibt. Marvin hat ja im Interview gesagt, dass er nur selten auf seinen Eigenkorb angesprochen wird. Da hatte er Glück, dass es Youtube noch nicht gab, sonst müsste er sich das auch häufiger anhören.
Ihre Spielweise basierte stark auf Ihrer Athletik. Hat das mit Ihrer Grundausbildung in der Leichtathletik zu tun?
Greene: Ich glaube, dass meine Athletik auch beim Basketball so gefördert worden wäre. Aber ich bin ein Freund davon, mehrere Sportarten nebenbei zu betreiben, beispielsweise Tennis. Da braucht man auch viele Richtungswechsel. Die Fußarbeit beim Boxen ist dem Basketball ähnlich und kann ein guter Ausgleich sein.
Ihr Vorname ist Demond. Ihr Spitzname ist "Desmond". Warum?
Greene: 1997 sind wir zum ersten Mal mit Dirk Nowitzkis Mentor Holger Geschwindner in ein Trainingslager an den Starnberger See gefahren. Dirk hatte die Angewohnheit, Vornamen zu verkürzen, wenn er sauer war. Aus Robert Garrett wurde "Robse", aus Burkhard Steinbach "Burki" und aus Demond eben "Desmond", damit er es als "Des" abkürzen konnte. Zunächst war das nur intern, aber als wir ein Jahr später ein Spiel in Leverkusen hatten, fragte der Hallensprecher beim Warm-up und wollte wissen, wie man meinen Namen ausspricht. Und Marvin Willoughby hat natürlich "Desmond" gesagt. Das hat dann auch der Kommentator vom DSF (Deutsches Sport-Fernsehen, heute Sport1; Anm. d. Red.) übernommen und anscheinend so oft wiederholt, dass es hängen geblieben ist.
Was Ihren persönlichen Fans nicht verborgen geblieben ist.
Greene: Meine Oma hat sich sogar beim Sender in München beschwert. Aber so hat sich das durchgesetzt und ist bei allen hängen geblieben.
Was verschlägt eine Gruppe junger Basketballer fürs Trainingslager an den Starnberger See?
Greene: Es war das beste Trainingslager, das es jemals gegeben hat. Immer in den Pfingstferien sind wir dort hingefahren, weil Geschwindner neben dem Basketball noch etwas anderes machen wollte. Dirk war auch viermal dabei, auch als er schon in der NBA spielte. Morgens waren wir rudern, weil es gut für die Kraft im Oberkörper war. Außerdem hat es geholfen, das Team zusammenzuschweißen. Beim Rudern geht es darum, dass alle an einem Strang ziehen. Wir haben anfangs sogar noch in der Turnhalle geschlafen, weil der Ruderclub noch nicht fertig war. Sieben Uhr morgens Rudern und dann zwei Einheiten in der Halle. Am Ende hat uns Sprite sogar ein Boot gesponsert.

Klingt, als wären Sie irgendwann richtig gute Ruderer gewesen?
Greene: Wir haben sogar an einer Regatta teilgenommen, aber nicht besonders erfolgreich.
Sie sind sehr aktiv in den Sozialen Medien. Verfolgen Sie dabei ein Ziel?
Greene: Es macht mir Spaß. Ich betreibe darüber viel Networking mit anderen Basketball-Coaches. Ich verfolge da viele Individual-Trainer und knüpfe Kontakte. In der Sommerpause bin ich selbst aktiver, während der Saison ist es eher weniger.
Wen spielen Sie an?
Greene: Ich spiele den Ball weiter in die Ecke zu Robert Garrett, wo er den Ball sicher wie früher traumwandlerisch sicher verwandeln wird.
Das Interview-Format "Steilpass"In unserem Interview-Format "Steilpass" übernehmen die Interviewten die Regie. Am Ende des Gespräches dürfen sie entscheiden, wer als Nächstes an der Reihe ist, von uns befragt zu werden – sie spielen also den nächsten Protagonisten oder die nächste Protagonistin an.Quelle: cam
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