Der Start in ihre neunte Zweitliga-Saison hat es für die Handballer der DJK Rimpar Wölfe in sich. In den 19 Hinrundenspielen bis Jahresende müssen die Unterfranken zwölfmal auswärts ran. Statistische Randnotiz: In der zurückliegenden Runde ergatterten die Wölfe in fremden Hallen nur sieben Punkte.
Das Programm ist für einen neuen Trainer auch angesichts der coronabedingt kurzen Vorbereitungszeit suboptimal. Doch Julian Thomann, der im Sommer vom schwäbischen Drittligisten HBW Balingen-Weilstetten II nach Unterfranken gekommen ist, bleibt nichts anderes übrig, als die Herausforderung anzunehmen. Es ist nicht die einzige, der sich der 29-Jährige mit seiner Mannschaft vor dem Auftakt an diesem Sonntag (12.9., 17 Uhr) mit dem Duell beim Dessau-Roßlauer HV stellen muss.

Der Kader
Schwerer als das Programm dürften die drei Abgänge wiegen: Kreisläufer Michael Schulz hat sich dem Ligakonkurrenten HC Elbflorenz angeschlossen, der am Freitagabend (10.9.) mit einem Heimspiel gegen den TV Emsdetten die Saison eröffnet, Rückraumspieler Lukas Siegler ist zum TuS Ferndorf gewechselt und Linksaußen Tommy Wirtz zum Drittligisten HG Saarlouis zurückgekehrt.
Im Gegenzug kam mit Felix Jaeger nur ein gestandener Rückraumakteur vom Absteiger HSG Konstanz. Hinzu gesellen sich Nachwuchskräfte wie Alexander Merk vom HC Erlangen oder eigene Perspektivspieler wie Linus Dürr und Robert Tschuri.
Mit ihnen stellen die Wölfe nominell einen 17-Mann-Kader. Doch der Stamm an erfahrenen Leistungsträgern ist geschrumpft. Thomann hebt in Gesprächen stets die mannschaftliche Geschlossenheit und Eingespieltheit seiner Mannschaft hervor. Die Rückraumachse um Kapitän Patrick Schmidt und Steffen Kaufmann sowie die Außenspieler Dominik Schömig, Julian Sauer und Felix Karle verstehen sich nahezu blind.
Die Vorbereitung
Sie dürfte diesmal die kompakteste aller Zeiten gewesen sein. Die vergangene Saison endete coronabedingt erst Ende Juni. Am 30. Juli bat Thomann bereits zu den ersten Einheiten. Seither absolvierten die Wölfe vier Testspiele und die erste Runde im DHB-Pokalwettbewerb.
Die Duelle gegen den Ligarivalen SG BBM Bietigheim (19:20) sowie zuletzt den Erstligisten TVB Stuttgart (33:42) gingen verloren. Dagegen gewannen die Rimparer gegen die Drittligisten Heilbronn-Horkheim (37:28), SV Salamander Kornwestheim (34:32) und die HSG Nieder-Roden (33:31). Gegen letzteren Gegner brauchte es im Pokalduell allerdings eine Verlängerung zum Weiterkommen.
"Wir haben in den letzten Wochen gezeigt, dass wir über den Kampf kommen und knappe Spiele für uns entscheiden können", bemerkt Thomann. Für einen ganz großen Wermutstropfen sorgte allerdings die Knieverletzung von Abwehrchef Philipp Meyer. Er fällt noch mindestens drei Wochen aus.
Die Abwehr
Meyer, das haben die beiden Spiele seit seinem Ausfall gezeigt, fehlt in der Defensive an allen Ecken und Enden. Die Verantwortung im Innenblock ruht nun vor allem auf den Schultern der beiden Kreisläufer David Kovacic und Valentin Neagu. Auch Benedikt Brielmeier und Youngster Merk hat Thomann zuletzt dort verstärkt gebracht.
"Die Abwehrarbeit geht nur als Verbund. Wir müssen zusammen kompensieren, dass uns Philipp jetzt für einige Zeit fehlen wird", erklärt Leitwolf Schmidt im neuen "Captain Talk", den die Wölfe über ihre Kanäle in den Sozialen Medien veröffentlichen.
Grundsätzlich will Thomann die 6:0-Abwehr etwas offensiver ausrichten und antizipativer agieren lassen. In den Vorbereitungsspielen inklusive Pokalpartie zeigte sie aber teilweise auch große Lücken.

Ein meist sicherer Rückhalt war in seinem ersten Jahr nach dem Wechsel aus Lübeck Schlussmann Marino Mallwitz. In der vergangenen Saison stellte Rimpar zudem nach Gegentreffern die stärkste Abwehr der Liga. Dieser Wert wird jedoch auch von der Dauer der Angriffe beeinflusst, die bei den Grün-Weißen in den vergangenen Jahren eher länger war. Das soll sich nun ändern.
Der Angriff
"Vorne wollen wir übers Tempo kommen", sagt Thomann. Interimstrainer Rolf Brack hat nach der vorzeitigen Trennung von Ceven Klatt dafür im Saisonendspurt bereits gewisse Grundlagen gelegt und das Gegenstoßspiel forciert. "Über Rolf war der Einstieg für mich sehr einfach", berichtet Thomann im neusten Wölfe-Podcast - beide verbindet ihre Zeit in Balingen. "Wir haben schon nach den Spielen viel telefoniert."
Das Tempospiel zu verbessern scheint nicht zuletzt deswegen angebracht, da die Wölfe gemessen an eigenen Treffern im Ligaschnitt zuletzt den schwächsten Angriff bildeten. So standen selbst die besten Schützen Schömig und Kaufmann nur auf dem 48. und 49. Rang der Torjägerliste.
Was hoffnungsfroh stimmen dürfte: Die Treffer – das haben auch die Vorbereitungsspiele wieder gezeigt – verteilen sich weiterhin sehr gleichmäßig auf die Positionen, wodurch sich die Gegner nicht so leicht auf die Unterfranken einstellen dürften.
Das Saisonziel
In den vergangenen Jahren riefen die Rimparer stets einen einstelligen Tabellenplatz als Saisonziel aus. Diesmal sind sie vorsichtiger. "Unser Kader hat im Vergleich zum letzten Jahr sicherlich erst mal an Qualität verloren. Gleichzeitig ist die Liga stärker geworden", sagt Thomann. Daher könne es nur darum gehen, den Klassenerhalt zu sichern. "So realistisch, dass wir nicht nach oben schielen werden, müssen wir sein." Am Ende steigen drei Klubs direkt ab.

Die Lage der Liga
Aus der 1. Bundesliga sind mit dem HSC 2000 Coburg, TuSEM Essen, der HSG Nordhorn-Lingen und den Eulen Ludwigshafen - dem neuen Klub des ehemaligen DJK-Coachs Klatt - vier Klubs heruntergekommen, die zum Teil den direkten Wiederaufstieg anpeilen. Aus der 3. Liga gibt es mit dem VfL Eintracht Hagen und dem HC Empor Rostock nur zwei Aufsteiger, die noch dazu viel Qualität mitbringen.
Große Ambitionen haben traditionell Ex-Erstligisten wie Altmeister VfL Gummersbach und die SG BBM Bietigheim oder der ASV Hamm-Westfalen und VfL Lübeck-Schwartau. Auch die Dresdner streben in die Erste Liga. Der Rest dürfte die Abstiegsplätze unter sich ausmachen.
Die Wölfe auf einen BlickDER KADER (Alter in Klammern) Tor: Marino Mallwitz (24), Andreas Wieser (25), Robert Tschuri (21)Rückraum Mitte: Patrick Schmidt (29), Yonatan Dayan (21) Rückraum links: Benedikt Brielmeier (31), Felix Jaeger (24), Philipp Meyer (24) Rückraum rechts: Steffen Kaufmann (28), Lukas Böhm (27) Linksaußen: Dominik Schömig (27), Linus Dürr (21)Rechtsaußen: Julian Sauer (33), Felix Karle (21) Kreis: David Kovacic (26), Valentin Neagu (20), Alexander Merk (18)DIE TRAINER Julian Thomann (Cheftrainer seit 2021), Josef Schömig (Co-Trainer), Achim Moser (Athletiktrainer) DIE ZU- UND ABGÄNGE Zugänge: Felix Jaeger (HSG Konstanz), Alexander Merk (HC Erlangen)Abgänge: Michael Schulz (HC Elbflorenz Dresden), Lukas Siegler (TuS Ferndorf), Tommy Wirtz (HG Saarlouis)DIE TICKETSDauerkarten für die Heimspiele sind online erhältlich unter www.wolfsrevier.de/tickets/dauerkarten/Der Einzelkartenverkauf soll in der kommenden Woche beginnen. Tickets an der Abendkasse wird es weiterhin nicht geben, da diese aufgrund der Corona-Situation nach wie vor personalisiert werden müssen.ng
