Auch wenn Johann Hipper und Vincent Friedsam in dieser Saison bislang unter unterschiedlichen Voraussetzungen um den Stammplatz im Kasten der Würzburger Kickers kämpften, pflegen die beiden Torhüter einen kameradschaftlichen Umgang miteinander. Und so war es auch nicht verwunderlich, dass Hipper nach dem 1:0-Sieg beim TSV Aubstadt gleich eine Grußbotschaft an den Rivalen schickte, der die Partie mit bandagiertem Knie als Zuschauer verfolgt hatte: "Dieser Sieg war für ihn", sagte er an die Adresse von Friedsam, der sich am Mittwoch im Training das Kreuzband gerissen hatte und für den diese Saison in der Fußball-Regionalliga damit gelaufen ist: "Wir fühlen alle mit ihm", so Hipper.
Später am Abend schickte der Klub in den Sozialen Medien noch ein entsprechendes Mannschaftsfoto mit Grußbotschaft an den verletzten Stammtorhüter hinterher. Eine Botschaft der Einigkeit am Ende einer unruhigen Kickers-Woche. "Dieser Zu-null-Sieg tut richtig gut", fand Hipper nach Schlusspfiff: "Egal ob schön oder nicht. Wir haben drei Punkte auf dem Konto und kein Gegentor kassiert. Nur darum geht es." Am Ende ist Fußball eben Ergebnissport.

Genau deshalb war der Druck nach vier Spielen ohne Dreier schon arg hoch gewesen bei den Kickers, bei denen Tage der Entscheidung anstehen. Wie soll es weitergehen? Wer plant den Kader und wer sitzt in der kommenden Saison auf der Bank? Die Risse im derzeitigen Konstrukt waren zuletzt offen zutage getreten. Zwischen Trainer Martin Lanig und Sportdirektor Sebastian Neumann findet kaum noch eine Kommunikation statt. Daran wird auch der Sieg in Aubstadt nichts mehr ändern.
Rückkehr zur Dreierkette
Für den nach dem 0:3 gegen den FC Augsburg II unter Druck stehenden Trainer war es gegen die 2025 noch sieglosen Aubstädter nur ums Ergebnis gegangen. "Wir wussten, was platztechnisch auf uns zukommt. Dementsprechend war der Matchplan", begründete er hinterher die Rückkehr zu einer Dreierabwehrkette, die bei gegnerischem Ballbesitz meist zu einer Fünferkette wurde.
Ob man es nun pragmatisch oder mutlos nennen mag, das vermeintliche Regionalliga-Spitzenteam aus Würzburg verlegte sich im Grabfeld in erster Linie aufs Verteidigen und konnte am Ende immerhin den zweiten Regionalliga-Sieg des Kalenderjahres feiern, weil Benyas Junge-Abiol eine seiner beiden Torchancen auf sehenswerte Art und Weise nutzte. Mehr an Offensivgeist gab es dann aber auch nicht zu sehen.

Für Lanig war das aber auch völlig okay so. "Wir haben genau das auf den Platz gebracht, was es gebraucht hat. Nämlich Dinge zu überstehen, mal zu leiden und mit Mann und Maus zu verteidigen. Dafür haben wir die Energie aufgebracht und deshalb verdient gewonnen", sagte der Kickers-Trainer in seinem Statement beim sogenannten Trainergespräch im Aubstädter Sportheim: "Wir wissen, dass es einige Themenfelder gibt, an denen wir arbeiten sollten. Das werden wir tun. Und dann wird es insgesamt eine Saison, die stabiler wird und am Ende erfolgreicher sein wird."

Also doch alles wieder in Ordnung bei den Kickers? Am Ende blieben nach dem, gegen einen offensiv komplett harmlosen Gegner, in der zweiten Hälfte nur noch ermauerten Erfolg mehr Fragezeichen als Antworten. Im Offensivspiel fehlte den Kickers wie schon seit Wochen jegliche Struktur. Keinen einzigen überhaupt nennenswerten Abschluss brachten sie gegen die verunsichert wirkenden Aubstädter noch zustande. Der Wille, die Partie vorzeitig zu entscheiden, war nicht zu spüren. Eine Herangehensweise, die den Kickers beim 1:1 in Vilzing, als der Gegner spät den Ausgleich erzielte, zum Verhängnis geworden war.
Verzicht auf Zaiser war "Trainerentscheidung"
Und dann gab es noch die merkwürdige Geschichte um Maximilian Zaiser. Der Mittelfeld-Taktgeber fehlte überraschend auf dem Aufstellungsbogen. Verletzt war er nicht. Eine Erklärung für die Ausbootung blieben die Kickers-Verantwortlichen an diesem Wochenende schuldig. Eine "Trainerentscheidung" sei der Verzicht auf Zaiser gewesen, sagten sowohl Sportdirektor Neumann als auch Vorstandsvorsitzender André Herber. Lanig selbst wollte darüber gar nicht sprechen. Nachfragen zu diesem Thema beantwortete er nicht.

So bleibt am Anfang einer Englischen Woche, die an diesem Dienstag (18 Uhr) mit dem Auswärtsspiel bei der SpVgg Ansbach weitergeht, bei den Kickers vieles im Unklaren. Ob Lanig erneut auf Zaiser verzichten kann, zumal mit Angreifer Lado Akhalaia und Flügelspieler Jonas Wieselsberger zwei in Aubstadt ausgewechselte Akteure wohl mit Muskelverletzungen ausfallen? Am Ende dürfte auch das Resultat von Dienstag in die Meinungsbildung der Kickers-Oberen einfließen. Eine Entscheidung, wer in der kommenden Saison das Traineramt bei den Kickers ausübt, steht nach wie vor aus.
Fußball: Regionalliga Bayern, Männer
TSV Aubstadt – Würzburger Kickers 0:1 (0:1)
Aubstadt: Vertiei – Heinze, Hüttl (28. Mrozek), Behr, Stahl (46. Sturm) – Pitter (64. Feser), Volkmuth (78. Trunk), Nickel, Hemmerich – Maier, Grimm (64. Hatman).
Würzburg: Hipper – Hägele, Winkler, Uhl – Meisel, Hannemann, Kraus (90. Awassi), Wessig, Wieselsberger (32. Montcheu) – Akhalaia (21. Fesser, 87. Harz), Junge-Abiol (83. Japaur).
Schiedsrichter: Markus Pflaum (Dörfleins). Zuschauende: 1035. Tore: 0:1 Benyas Junge-Abiol (45.+1).