Wenn Jürgen Roos auf die vergangene Rallye-Saison zurückblickt - seine zehnte seit 2010 -, dann ist ihm die Genugtuung anzusehen. "Neunmal zu starten und immer die Ziellinie zu überfahren, das ist mir noch nie gelungen", freut sich der Eisinger zudem über zwei Klassensiege und weitere fünf Podiumsplätze im BMW E36 M3. Und das sogar mit wechselnden Co-Piloten: Wenn Freundin Miriam Arnsmann keine Zeit hatte, sind Nina Blumreich, Michael Götz oder der im Saarland lebende Kim-Oliver Wied eingesprungen.
Sich auf die unterschiedlichen Ansagen der Beifahrer einzustellen, war eine der leichteren Übungen für den 44-Jährigen vom "Double RR Racing"-Team. Schwieriger war eher, sich an das neue Fahrwerk zu gewöhnen, dass aus einem WM-Auto stammt. "Es hat ein Weilchen gedauert, viel Abstimmungsarbeit gebraucht. Aber letztlich hat es sich gelohnt", so Roos, der mit Chefmechaniker Jürgen Stengel (AMS Bütthard) viel herumgetüftelt hat.
600 Kilometer bei Wertungsprüfungen
Bei seinen neun Einsätzen fuhr Roos insgesamt über 600 Kilometer Wertungsprüfungen (WPs) - also abgesperrte Strecken mit Zeitnahme. Hinzu kommen die Strecken zwischen den Prüfungen, die oft zur Herausforderung geraten, wenn für Reparaturen oder Service viel Zeit drauf gegangen ist. Ein paarmal stand die makellose Saisonbilanz auf der Kippe: Bei der Rallye Birkenfeld ist an einer Sprungkuppe bei widrigen Bedingungen mit Schnee und schlechter Sicht ein Reifen geplatzt. In sieben Minuten mussten Fahrer und Beifahrer zwei Ersatzreifen montieren, die für die Bedingungen alles andere als gut waren. "Wahnsinn, dass wir damit als Dritter sogar aufs Podium gekommen sind."
Bei der Labertalrallye unweit von Regensburg traf Roos mit der Hinterachse seines Autos einen Bordstein, danach zog der BMW ständig nach links. "Es war schwierig, sich daran zu gewöhnen. Mit neuem Rad ging es einigermaßen", erzählt Roos - der nach großem Rückstand trotzdem noch Klassensieger wurde. Gar als "Highlight meiner Karriere" bezeichnet der Angestellte Platz 19 im Gesamtklassement (Klasse Platz 2) der Rallye Luxemburg. "Dort tritt starke internationale Konkurrenz an. So ein Ergebnis hätte ich mir vorher niemals zugetraut."

In Luxemburg, aber auch bei der Rallye Semois in Belgien hat Roos große Motorsport-Begeisterung erlebt. "Es fällt schon auf, dass dort ganze Dörfer Festtag haben, die Bewohner als Zuschauer voll dabei sind." Auch sportlich sind die beiden Rallyes mit 120 bzw. 175 WP-Kilometern echt herausfordernd. "Das macht den Reiz von Auslandsstarts aus. Deshalb habe ich mir vorgenommen, nächstes Jahr in Tschechien zu fahren." Genauer gesagt am 24./25. April 2020 bei der Rallye Sumava , nahe des Bayerischen Waldes.
"Jedes Jahr eine neue Rallye" hat sich Roos vorgenommen, der auch aus diesem Grund keine Meisterschaft mitfährt. "Da musst du dann an allen Rennen teilnehmen. Auch an denen, die dir nicht zusagen oder zeitlich schlecht passen." Es gehe um den Spaß an der Sache - um den Kick, das Auto auf engen Straßen bei schwierigen Bedingungen zu beherrschen. "Ich war mal am Nürburgring zum Testen. Da war mir die Straße zu breit."