Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Lokalsport Würzburg
Icon Pfeil nach unten

FECHTEN: Wegen des Krieges: Würzburger Fechterin Leonie Ebert fragt sich, ob sie Duelle gegen Russinnen boykottieren soll

FECHTEN

Wegen des Krieges: Würzburger Fechterin Leonie Ebert fragt sich, ob sie Duelle gegen Russinnen boykottieren soll

    • |
    • |
    Die Fechterin Leonie Ebert nahm 2021 an den Olympischen Spielen in Tokio teil. Nun könnte sie bei der Qualifikation für die Spiele in Paris 2024 auch auf russische Athletinnen treffen.
    Die Fechterin Leonie Ebert nahm 2021 an den Olympischen Spielen in Tokio teil. Nun könnte sie bei der Qualifikation für die Spiele in Paris 2024 auch auf russische Athletinnen treffen. Foto: Peter Eilers

    Auch wenn es Ihnen abwegig erscheint: Stellen Sie sich einmal vor, Sie gehörten zur Weltklasse im Fechten und stünden in einem internationalen Wettkampf einem Athleten oder einer Athletin aus Russland oder Belarus auf der Planche gegenüber: Treten Sie das Gefecht an – oder boykottieren Sie es? Wie würden Sie entscheiden?

    Was bis zum Wochenende noch ein theoretisches Szenario war, könnte für die deutschen Fechterinnen und Fechter um die Würzburger Florett-Europameisterin Leonie Ebert bald Wirklichkeit werden – sogar vor unserer Haustür: Am Wochenende des 5. bis 7. Mai treffen sich die Florettfechterinnen in Tauberbischofsheim zum Weltcup.

    Ein Dominoeffekt unter den Verbänden droht

    Die Entscheidung des Fecht-Weltverbandes (FIE) bei seinem Kongress am Freitag, zuletzt ausgeschlossene russische und weißrussische Athleten trotz des anhaltenden Angriffskrieges von Russland in der Ukraine wieder zu internationalen Wettkämpfen zuzulassen, schlägt hohe Wellen. Denn was droht, ist klar: ein Dominoeffekt, wenn sich weitere Verbände anschließen. Man könnte auch sagen: umfallen.

    "Das Ergebnis, dass wieder sämtliche Sportler und Sportlerinnen teilnehmen dürfen, könnte ein Zeichen sein für weitere Abstimmungen in den nächsten Wochen in der Sportwelt", sagte die Präsidentin des Deutschen Fechter-Bundes (DFB), Claudia Bokel, nach dem Kongress. Wie sie selbst abgestimmt hat, machte sie mit Verweis auf das Wahlgeheimnis nicht publik. 

    Thomas Bachs Ziel für Olympia 2024 rückt näher

    Das Ziel eines anderen gebürtigen Würzburgers rückt mit der FIE-Entscheidung jedenfalls näher: russische und belarussische Sportlerinnen und Sportler bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris unter neutraler Flagge zuzulassen, sofern sie sich zur olympischen Charta bekennen und den Krieg in der Ukraine nicht aktiv unterstützen. Das ist die erklärte Absicht von Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komittes (IOC). Der 69-Jährige war früher selbst erfolgreicher Florettfechter beim FC Tauberbischofsheim und gewann bei Olympia 1976 Gold mit der Mannschaft. 

    Leonie Ebert gehört zur Generation von Bachs sportlichen Enkeln. Die Olympia-Teilnehmerin von Tokio 2021 findet die Entscheidung des Fecht-Weltverbands "sehr bedauerlich, aber leider auch nicht überraschend", wie sie in einem Gespräch mit dieser Reaktion vor ihrem Abflug zum Weltcup im südkoreanischen Busan mitteilte. Worüber sich die 23-Jährige ärgert: Vor 100 Tagen hätten beim FIE-Kongress noch 60 Prozent der Länder gegen eine Zulassung der russischen und belarussischen Athleten zu Wettkämpfen gestimmt, nun sprach sich nur noch ein Drittel weiterhin für ein Startverbot aus.

    Die deutsche Säbelfechterin Lea Krüger, Präsidiumsmitglied bei Athleten Deutschland, zeigte sich darüber "fassungslos". Dem "Spiegel" sagte sie: "Es wird definitiv viele Sportler geben, die nicht gegen Russen oder Belarussen antreten. Wir werden über Boykotte reden." Gegenüber der "Deutschen Welle" ergänzte Krüger: "Am Ende müssen wir, die Athleten, die Verantwortung für etwas übernehmen, das wir nie entschieden haben. Es ist ein Schlamassel."

    Auch Leonie Ebert findet es "enttäuschend", dass die Entscheidung auf diejenigen abgewälzt werde, die nicht in die Abstimmung eingebunden waren. Ob sie selbst ein Duell mit einer russischen oder belarussischen Athletin boykottieren würde, darüber müsse sie sich jetzt "Gedanken machen".  Frühestens beim Weltcup in Posen im April könnte es für sie zu solch einem Gefecht kommen. Und dann eben Anfang Mai beim Heim-Weltcup in Tauberbischofsheim.

    Deutscher Fechter-Bund befürchtet Probleme für Wettkämpfe 

    Für den Fechterbund könnten durch die Entscheidung des Weltverbandes Probleme für kommende internationale Wettkämpfe hierzulande entstehen. "Er erwartet jetzt die Anfrage der FIE, ob eine Einreise von russischen und belarussischen Athleten nach Deutschland garantiert werden kann, da sonst wohl ein Entzug von internationalen Fechthighlights in Deutschland drohen würde", heißt es in einer Stellungnahme. Für die Einreise benötigen Staatsbürger der Russischen Föderation und von Belarus ein Visum. 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden