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Basketball: Bundesliga: Wenn die Baskets nicht clever genug sind

Basketball: Bundesliga

Wenn die Baskets nicht clever genug sind

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    Mit dem Kopf durch die Wand?  Half nicht! Tomasz Gielo (Mitte) im Dreikampf mit den Bonnern Michael Kessens (links) und  Saulius Kulvietis.
    Mit dem Kopf durch die Wand?  Half nicht! Tomasz Gielo (Mitte) im Dreikampf mit den Bonnern Michael Kessens (links) und  Saulius Kulvietis. Foto: HMB Media/Julien Becker

    Warum dann am Ende ausgerechnet Neil Diamonds bestimmt nicht sehr komplexer musikalischer Schmachtfetzen "Sweet Caroline" durch die Arena tönte und fast jedes Wort übertönte – das wäre vielleicht mal eine eigene Geschichte wert. Erschließen ließ sich das an diesem Samstagabend nur bedingt – nicht nur, weil ja keine einzige Frau an dieser Veranstaltung da unten auf dem Parkett direkt beteiligt war, schon gar keine Caroline. Außerdem: Auch im Text des 52 Jahre alten Klassikers finden sich letztlich keine gröberen Anhaltspunkte für eine Sinnhaftigkeit des Abspielens – außer womöglich im Untertitel dieses eigentlich schon lange vergessenen Liedguts: "Good Times never seemed so good". Sinngemäß: Eine gute Zeit hat sich nie so gut angefühlt.

    Nun: Die Bonner hatten schon einige bessere Zeiten erlebt in der Vergangenheit. Die Würzburger auch. Aber weil im schnelllebigen Sport das Gefühl, es werde nie besser sein als nach einem Sieg, systemimmanent ist, ist Diamonds Ohrwurm in zahlreichen Sportarten halt noch immer oft ein Gassenhauer. Also warum nicht auch auflegen am späten Samstagabend kurz vor halb elf? Als gut 4000 Menschen wenn schon nicht den Text kannten, dann doch aber zumindest in den ziemlich eingängigen Refrain einstimmen konnten – nachdem der 87:79-Erfolg der Bonner Bundesliga-Basketballer gegen s.Oliver Würzburg zementiert war.

    Ein schnelllebiges Geschäft

    Denis Wucherer stimmte da natürlich nicht mit ein. Der Trainer der unterfränkischen Baskets trottete in diesem Moment mit seiner Mannschaft in die Katakomben des schmucken Telekom Domes in Bonn. Weil am Ende eines zwar phasenweise unterhaltsamen, im ersten Viertel und gegen Ende auch wieder spannenden Spiels 87:79 auf der Anzeigentafel stand. Bonns vierter Heimsieg im vierten Heimspiel war Würzburgs vierte Auswärtsniederlage im vierten Auswärtsspiel.

    "Es ist ein schnelllebiges Geschäft", hatte Wucherer kurz vor der Partie in der ehemaligen Hauptstadt gemeint: "Es wird schwierig, die ausgeruhten Bonner auch auf so einem falschen Fuß zu erwischen wie die Bayern am Dienstag." Und das taten die Seinen vor den Augen von Neu-Bundestrainer Gordon Herbert dann auch nicht wirklich. Nach einem ziemlich miserablen Start, bei dem die Würzburger nur dank ihrer sehr guten Dreier- und Freiwurfquoten im Spiel blieben, gingen die Baskets zwar mit nur vier Punkten Rückstand in die erste Viertelpause (20:24) – was auch deshalb etwas überraschen durfte, weil die Baskets schon in den ersten sieben Minuten dem Gegner sechsmal den Ball zugeschmissen hatten.

    Zufriedenheit schaut anders aus: Baskets-Trainer Denis Wucherer in Bonn.
    Zufriedenheit schaut anders aus: Baskets-Trainer Denis Wucherer in Bonn. Foto: HMB Media/Julien Becker

    Aber es spricht ja auch nicht zwingend für die Qualität des Gegners, wenn er daraus nicht mehr Kapital schlägt. Die Qualität zeigte sich dann aber in den Vierteln zwei und drei, "als wir viel zu wenig auf das physische Spiel der Bonner reagiert haben", wie Wucherer am späten Samstagabend sagte. "Wir waren zu weich und nicht clever genug." Zwischenzeitlich lagen die Baskets mit 18 Punkten in Rückstand (42:60) – bis etwa 90 Sekunden vor Schluss eichhörnchenten sie sich wieder heran (78:81), wofür vor allem Desi Rodriguez, der sich zuvor weitestgehend versteckt hatte, verantwortlich war, weil er sich plötzlich an seine Fähigkeiten vorne wie hinten erinnerte und mit ein paar Körben am Stück und enormer Abwehrarbeit immensen Einfluss aufs Spiel nahm. Letztlich half das den Baskets aber auch das nicht, weil sie kurz vor Schluss beim möglichen Vortrag zu der Chance auszugleichen einen selten ungeschickten Ballverlust produzierten.

    Es gebe mehrere Mannschaften in der Liga, die mit einer derartigen "Energie und physischen Power im Spiel sind wie Bonn", sagt Wucherer. Ludwigsburg praktiziere das seit Jahren. Inzwischen machen das eben auch andere Mannschaften wie Crailsheim oder eben auch Bonn, sagt Wucherer.

    Und warum macht das Würzburg dann nicht? Wucherer lacht in diesem Moment im Bus auf der Heimfahrt von Bonn und sagt: "Weil das auch immer individuelle Qualität ist, die bezahlt werden will. Und weil es auch immer eine individuelle Art des Coachings und der Spielphilosophie ist."

    Desi Rodriguez (rechts) führte die Baskets nochmal heran - es half nix.
    Desi Rodriguez (rechts) führte die Baskets nochmal heran - es half nix. Foto: HMB Media/Julien Becker

    Bonns, Ludwigsburgs, Crailsheims Style - das ist nicht Wucherers Style. Er lässt anders, teils riskanter, offensiver spielen. Wucherer war als Spieler Shooting Guard - auch wenn er natürlich als Trainer verinnerlicht hat, wie wichtig Defensive ist – im Grunde will er immer richtig schießen lassen. Es freut ihn, wenn das klappt. Vor allem, wenn die Punkte nach einem schönen Play, einem angesagten Spielzug fallen, einer schönen Ball-Stafette. Und das passierte ja auch immer wieder zuletzt. Bei den Überraschungssiegen gegen Oldenburg und München zum Beispiel. Halt zu Hause.

    Auswärts bislang noch nicht wirklich. Nächste Chance, dies zu ändern: Kommenden Sonntag (20.30 Uhr) in Crailsheim im Pokal-Viertelfinale, wo es zum Saisonauftakt eine 84:111-Schlappe gesetzt hat. "Da sollten wir einige Wut im Bauch haben", meint der Trainer. Also: Keine so süßen Zeiten angesagt.

    Die Statistik des SpielsBasketball-Bundesliga, Männer:Telekom Baskets Bonn - s.Oliver Würzburg 87:79 (24:20, 23:15, 25:25, 15.19)Top-Scorer Bonn: Tadda 16, Jackson-Cartwright 16 (8 Assists), Kulvietis 14, Ward 10 .Würzburg: Rodriguez 18, Buford 16, Gielo 14, Hunt 13, Johnson 6, King 4, Skele 3, Moller 3, Stanic 2, Böhmer, Hoffman, Albus (hat nicht gespielt)Zuschauer: 4320Rebounds: 33 - 30Ballverluste: 14 - 18Zweierquote: 60 % - 59,5 %Dreier. 33,3 % - 38,9 %Quelle:tbr, BBL

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