Auch eineinhalb Monate danach ist dieses Fußballspiel kaum zu fassen: Im Rückspiel der zweiten und entscheidenden Runde der Bayernliga-Relegation setzte sich der Würzburger FV mit 5:3 nach Verlängerung gegen den TSV Großbardorf durch, obwohl er zu Beginn der Nachspielzeit noch mit 2:3 hinten gelegen und fast schon abgestiegen war.
Was folgte, waren die kuriosesten, unglaublichsten, emotionalsten Minuten, die die meisten Anwesenden auf beiden Seiten bislang auf einem Fußballplatz erlebt haben dürften und vielleicht auch jemals erleben werden. Jedoch: Es wäre dem Wohl aller zuträglich, würde sich Ähnliches nicht wiederholen. So nah wie in Minute 91 der regulären Spielzeit war der WFV der Landesliga seit dem Aufstieg 2010 nicht mehr gekommen.

Ins 14. Jahr seiner Bayernliga-Zugehörigkeit – womit die Blauen die am längsten in dieser Spielklasse antretende Mannschaft im ganzen Freistaat sind – geht nun ein ganz anderer WFV. Einer, der nicht mehr bangen Blickes auf die Konkurrenz und den Klassenerhalt blicken muss, sondern selbstbewusst eigene Forderungen stellen darf. Denn die Mannschaft, die die Verantwortlichen für diese Saison zusammengestellt haben, lässt Vorfreude zu. Das steigert die Lust auf samstägliche Besuche an der Mainaustraße.
Wie sieht die Mannschaft des Würzburger FV in der Saison 2024/25 aus?
Ende Februar bereits, knietief im Abstiegskampf, gaben die Nullvierer mit Rückkehrer Calvin Gehret ihren ersten Zugang für diese Saison bekannt. Insgesamt zwölf Neue sind es geworden, wobei mit Steffen Krautschneider, Adrian Istrefi, Nicolas Reinhart und dem ehemaligen Jugendspieler Marcel Fischer weitere Akteure an die Mainaustraße zurückkehrten.

Mit Angreifer Max Schebak und dem Bundesliga-erfahrenen Abwehrspieler Hendrik Hansen kamen noch zwei Spieler dazu, die auf ihren vorherigen Stationen in höheren Ligen spielten. Angesichts solcher "Kaventsmänner" darf sich in Würzburg derzeit keiner wundern, wenn auch die Konkurrenz, die selbst nicht untätig geblieben ist, große Augen bekommt.
Um die junge talentierte Garde, die sich in der vergangenen Saison unter schwierigen Bedingungen weiterentwickelt hat, hat sich große Erfahrung versammelt: eine verheißungsvolle Mischung. Jedoch musste der FV auch zwölf Abgänge kompensieren. Vor allem der Wechsel von Kapitän und Führungsspieler Dennie Michel, der nach acht Jahren zu seinem Heimatverein TSV Kleinrinderfeld zurückkehrte, wog schwer.

Wie stellt sich das Trainerteam auf?
Auch das Trainerteam hat sich noch einmal leicht verändert. Philipp Eckart, der die Mannschaft im November 2023 übernommen hatte, wird wie bisher von Co-Trainer Giuseppe Livadoti unterstützt. Als weiterer Co-Trainer ist Andreas Eisenmann hinzugekommen. Der 26-Jährige war zuvor in dieser Funktion beim TSV Abtswind tätig gewesen. Torwarttrainer ist Ralf Scherbaum, der an der Mainaustraße bereits als Spieler und als Co-Trainer (damals mit Michael Hochrein) aktiv war.
Wo liegen die Stärken der neu formierten Mannschaft?
Ganz klar: Diese Offensive sucht, sollte sie zusammen auf dem Platz stehen, in der Bayernliga wohl ihresgleichen. Alleine Krautschneider, Istrefi und Schebak bringen mehr als 320 Regionalliga- und 420 Bayernliga-Spiele mit auf dem Platz. Was für eine Wucht! Sich auf diese drei zu konzentrieren, wird Gegnern nicht genügen, denn um sie herum gibt es beispielsweise mit den jungen Marius Haas, Tim Herbert und Fabio Hock weitere torgefährliche Spieler.

Wie lief die Vorbereitung?
"Wir hatten eine kurze, aber sehr intensive Vorbereitung", sagt Eckart. Die Ergebnisse waren top: fünf Spiele, fünf Siege gegen den TSV Kleinrinderfeld (7:0, Kreisliga), den ASV Rimpar (4:3, Landesliga), die FT Würzburg (8:1, Kreisklasse), den TSV Rottendorf (5:0, Bezirksliga) und den TuS Leider (4:2, Landesliga). Jedoch waren die Gegner für den Bayernligisten keine echten Gradmesser. Die Landesligisten Rimpar und Leider forderten die Nullvierer noch am meisten, was sich in den Ergebnissen ausdrückte. Und zum folgenden Punkt führt:
Was muss noch besser werden?
Die Defensive. Hier drückt der Schuh bislang am meisten. Zwar ist auch sie gut besetzt, doch aufgrund von Verletzungen und Ausfällen musste Eckart dort in den vergangenen Wochen eher improvisieren, statt eine Formation einspielen zu können. Vor allem diesen Mannschaftsteil betreffend vermutet der Trainer: "Anfangs wird es bei uns wohl noch Stückwerk sein."
Was ist vom Würzburger FV in dieser Saison zu erwarten?
In zwei der vergangenen drei Saisons kam der Bayernliga-Dino WFV ins Straucheln, musste in der Relegation um den Klassenerhalt kämpfen, setzte sich aber auch zweimal durch. Es müsste mit dem Teufel zugehen, sollte sich ein solches Jahr wiederholen. Statt den Klassenerhalt als Ziel auszugeben, gehen auch die Verantwortlichen mit ihrer Anspruchshaltung nach oben und nennen vorsichtig optimistisch einen "Platz unter den ersten acht" als Ziel.
Das ist realistisch. Denn auch die Konkurrenz ist stärker geworden. Schon der TSV Kornburg, Auftaktgegner im ersten Heimspiel an diesem Samstag (15 Uhr), steht beispielhaft dafür, dass die Liga durch die Bank "aufgerüstet" hat.
Würzburger FV, Bayernliga Nord, Saison 2024/25
Abgänge: Mohamed Conte, Essa Ganes (beide FC Sand), Silvius Lettmann (TG Höchberg), Xaver Lechner (FT Schweinfurt), Jan Krettek (FC Deisenhofen), Nils Hock (SV Kürnach), Moritz Gündling (ATSV Erlangen), Lukas Imgrund (Vatan Spor Aschaffenburg), Julian Schmidt (FV Lauda), Daniel Zuljevic (SB Versbach), Ali Fadil (ASV Rimpar), Lukas Illig (Ziel unbekannt).
Zugänge: Steffen Krautschneider (TSV Landsberg), Adrian Istrefi (FC 05 Schweinfurt), Nicolas Reinhart, Max Scheback (beide TSV Aubstadt), Hendrik Hansen (SG Barockstadt Fulda-Lehnerz), Calvin Gehret, Niclas Staudt (beide TSV Abtswind), Marcel Fischer, Luca Breunig, Jan Bauer (alle Würzburger Kickers), Martinos Mohensi, Antonia Sicaja (beide eigene Jugend).
Spielerkader, Tor: André Koob, Max Pérez-Hintermeier.
Abwehr: Luca Breunig, Calvin Gehret, Lukas Geier, Fabio Gobbo, Hendrik Hansen, Nils Kuß, Martinos Mohensi, Nicolas Reinhart, Luis Wagner, Nico Wagner.
Mittelfeld: Nicolas Engelking, Marcel Fischer, Adrian Istrefi, Steffen Krautschneider, Moritz Lotzen, Konstantinos Ntolaptsis, Samuel Röthlein, Simon Schäffer, Antonio Sicaja, Niclas Staudt, Jannis Vierneisel.
Angriff: Jan Bauer, Marius Haas, Tim Herbert, Fabio Hock, Max Schebak, Julian Wild.
Trainer: Philipp Eckart (seit November 2023). Co-Trainer: Giuseppe Livadoti, Andreas Eisenmann. Torwarttrainer: Ralf Scherbaum.
Saisonziel: Platz unter den ersten acht, positives Torverhältnis.
Meistertipp: FC Ingolstadt II.