Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Lokalsport Würzburg
Icon Pfeil nach unten

Rimpar: Wölfe-Torwart Andreas Wieser: Die leise Nummer zwei wird lauter

Rimpar

Wölfe-Torwart Andreas Wieser: Die leise Nummer zwei wird lauter

    • |
    • |
    Machte zuletzt beim Derbysieg der DJK Rimpar Wölfe über den TV Großwallstadt Werbung in eigener Sacher: Torwart Andreas Wieser
    Machte zuletzt beim Derbysieg der DJK Rimpar Wölfe über den TV Großwallstadt Werbung in eigener Sacher: Torwart Andreas Wieser Foto: foto2press/Frank Scheuring

    Handball, 2. Bundesliga, Männer
    DJK Rimpar Wölfe - Dessau-Roßlauer HV
    (Samstag, 19.30 Uhr, tectake Arena)

    Mit solchen Posen und einer solchen Präsenz hat man Andreas Wieser noch nicht allzu oft gesehen. Nach jedem gehaltenen Ball ballte er die Fäuste, streckte den "Vettel"-Finger in die Höhe und ließ sich in der tectake Arena von den Fans im Tribünenblock rechts von seinem Tor feiern. Es war sein 200. Spiel für den Handball-Zweitligisten DJK Rimpar Wölfe (12./18:22) - zumindest, in dem sein Name auf dem Spielberichtsbogen stand. Denn zum Einsatz kam er längst nicht immer. Oder oft nur kurz.

    Als der 31:29-Derbysieg über den TV Großwallstadt zum Jahresauftakt am ersten Februar-Freitag dann errungen war - vor allem auch dank Wieser, der nach seiner Einwechselung nach der Pause auf neun Paraden, eine Quote von 45 Prozent und ein Tor kam -, schaltete Rimpars Torwart in den ruhigen Modus zurück, den man auf dem Spielfeld eher von ihm kennt als die großen Emotionen.

    Gefragt, ob er sich mit seiner Leistung für seine Vertragsverlängerung empfohlen habe, antwortete der 26-Jährige in Sportlerdiplomatie: "Ob ich jetzt Werbung in eigener Sache gemacht habe, sei mal dahingestellt. Ich bin einfach froh, dass wir gewonnen haben."

    Wie von sieben anderen Spielern läuft auch Wiesers Vertrag bei den Wölfen im Sommer aus. Sechs Jahre wird er dann das DJK-Trikot getragen haben; aktuell stehen laut Co-Trainer Josef Schömig insgesamt 841 Paraden, davon 44 Siebenmeter, eine Quote von 30 Prozent und sechs Tore für ihn zu Buche. "Ich würde auch noch ein siebtes oder achtes Jahr dranhängen", erklärt Wieser, der laut eigener Aussage auch eine Alternative hat, vor dem nächsten wichtigen Heimduell gegen den Dessau-Roßlauer HV (16./14:24) - "wenn es passt".

    Erstes Angebot von Rimpar abgelehnt

    Nachdem sein Berater eine erste Offerte abgelehnt habe ("Wir waren uns einig, dass das ein bisschen zu wenig ist"), dürfte dieser Zusatz bedeuten: Wenn die Bezahlung stimmt. Könnte aber auch heißen: Wenn die Einsatzzeit stimmt.

    Denn damit haderte der in der Jugendakademie des TV Großwallstadt ausgebildete Schlussmann schon oft, seit ihn Matthias Obinger 2016 vom damaligen Drittligisten TSV Rödelsee nach Rimpar geholt hat. Anfangs war klar, dass das Talent lernen sollte vom Routinier Max Brustmann, um für die Zukunft aufgebaut zu werden. Eine Rolle, die der Zweimetermann damals widerspruchslos annahm. Als die Zukunft aber 2019 mit Ceven Klatt begann und sich Brustmanns Karriere dem Ende entgegen neigte, hoffte Wieser auf mehr Spielanteile.

    Kein wirklicher Konkurrenzkampf unter Klatt

    Spätestens ab der Saison 2020/21, als Marino Mallwitz für Brustmann kam. Einer, der Wiesers Schicksal teilte und beim VfL Lübeck-Schwartau als ewige Nummer zwei hinter dem übermächtigen Dennis Klockmann zumeist auf der Bank schmorte. Und noch dazu fast gleich alt wie er, sogar ein knappes Jahr jünger.

    Klatt rief den offenen Konkurrenzkampf zwischen beiden Keepern aus. Zwischen den Pfosten richtete sich dann aber fast Woche für Woche Mallwitz häuslich ein, nachdem Wieser anfangs krank und verletzt gewesen war. "Ich dachte, als er gekommen ist, dass wir ungefähr auf einem Niveau sind – mal hält der eine besser, mal der andere. Dass ich dann überhaupt kein Vertrauen mehr bekomme, dachte ich nicht", blickt Wieser zurück. "Ich wusste ungefähr am Montag, wer am  Samstag spielt." Nach Max nun Marino vor sich. Der Frust des gebürtigen Deggendorfers wuchs.

    Alphatier Mallwitz nutzt seine Chance

    Zur Wahrheit gehört auch, dass Mallwitz – eher Typ Alphatier mit unübersehbarem Ehrgeiz und mutmaßlich mehr Selbstbewusstsein – seine Chance nicht nur witterte, sondern auch nutzte. Wenngleich er nach überragenden Leistungen auch immer wieder durchschnittliche abliefert, wie zuletzt gegen den TVG, so überholte er nicht bloß Wieser. Innerhalb von eineinhalb Jahren arbeitete sich der Lübecker unter die Toptorhüter der Liga vor, in dieser Saison schon bis an die Spitze.

    "Wenn man jetzt keinen Carsten Lichtlein holt, dann sehe ich nicht mehr unbedingt ein, auf Spielzeit zu verzichten."

    Andreas Wieser, Torwart DJK Rimpar Wölfe

    Beim Hinrunden-Heimspiel am 1. Dezember gegen seinen künftigen Klub HC Elbflorenz, einer 24:25-Niederlage, kam Wieser bei 17 Mallwitz-Paraden keine einzige Sekunde zum Einsatz. Noch in der Halle ließ der Niederbayer danach gegenüber Geschäftsführer Roland Sauer seinen Unmut über seine Nichtberücksichtigung herauspurzeln.

    Wieser macht seinem Ärger öfter Luft

    Auch das eine der seltenen sichtbaren Emotionen, die er zuletzt immer häufiger zeigt, in diesem Fall Ärger. Den hatte er schon vier Tage zuvor nach dem Krimi in Coburg verspürt. Beim 26:25-Derbysieg war Wieser in der dramatischen Schlussphase in der 54. Minute ins kalte Wasser geworfen worden - ein Wechsel, der hätte früher erfolgen sollen. "Das war so ein Fall, wo du am Ende Held oder Arschloch bist. Dir bleibt keine Zeit für Fehler."

    Auf die Saison gerechnet kommt Mallwitz (Quote: 31,6 Prozent) auf bisher 13:20 gespielte Stunden, Wieser (30 Prozent) auf 5:25. Sein Verhältnis zu seinem neuen Trainer Julian Thomann, der die nächsten Wochen auf Rückraumakteur Felix Jaeger (Ellenbogenverletzung) verzichten muss, sei "gut", sagt der Biologie-Student. Zumindest in den vergangenen vier Partien teilte der die Spielzeit unter seinen Torhütern mindestens hälftig auf.

    Aktuell zufrieden mit der Situation

    "Damit kann ich leben", sagt Wieser. "Man gönnt dem anderen auch eher seinen Erfolg, wenn man weiß, ich bekomme meine Chance auch wieder. Wenn man keinen Konkurrenzkampf hat und sich dann bisschen Neid bildet, dann ist das nicht so. Gerade bin ich zufrieden mit der Situation."

    Thomann sagt: "Andi zahlt seine Einsatzzeit mit mega guter Leistung zurück. Ich würde gerne mit ihm weiterarbeiten, schätze ihn als Torwart und Typ."

    Mallwitz verlässt die Wölfe auf jeden Fall. Ob Wieser vor der Verpflichtung eines Nachfolgers die Rolle als Nummer eins für sich reklamiert, bevor er selbst verlängert? "Ich muss nicht von vornherein als Nummer eins klassifiziert sein, aber ich sehe mich nach den Jahren schon in der Position, um sagen zu können: Ich will auf jeden Fall mehr spielen als letzte Saison. Das sollte auch umgesetzt werden", sagt der bisher leise Keeper lauter: "Und wenn man jetzt keinen Carsten Lichtlein holt, dann sehe ich nicht mehr unbedingt ein, auf Spielzeit zu verzichten."

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden