Sie können zumindest festhalten: Wir lagen nicht ein einziges Mal in Rückstand. Und außer beim Sprungball stand es auch nur dreimal unentschieden (24:24, 26:26, 28:28). Ansonsten lagen sie immer in Führung – am höchsten knapp drei Minuten vor Ende mit 14 Zählern (87:73). Festzuhalten bleibt freilich auch: Der 93:81 (47:38)-Erfolg von Basketball-Bundesligist Würzburg Baskets beim Zweitligisten PS Karlsruhe Lions, dem im Schlussabschnitt ein wenig die Kräfte schwanden, kann vom Ergebnis her deutlicher erscheinen, als es das Spiel letztlich über weite Strecken war. Prädikat Arbeitssieg. Durch den hart erkämpften Erfolg treffen die Baskets nun am 14. Oktober im Pokal-Achtelfinale zu Hause auf den deutschen Meister ratiopharm Ulm. Und da sind sie im Gegensatz zur Partie am Samstagabend bestimmt nicht der große Favorit.
Baskets-Trainer Sasa Filipovski zeigte sich hernach natürlich sehr froh darüber, gegen einen "starken Gegner in einem harten ersten Saisonspiel" gesiegt zu haben - vor allem, weil "wir dann über die gesamte Spielzeit gesehen am Ende das Eis gebrochen und uns durchgesetzt haben". Die Bundesligisten Crailsheim und Rostock sind ja im Gegensatz zu seinem Team nun bereits ausgeschieden.

Am Samstagabend in Karlsruhe fand das Wiedersehen mit den ehemaligen Würzburgern Julian Albus und O'Showen Williams auf dem Parkett nur vor dem Spiel beim Warmmachen statt, weil beide Karlsruher verletzt sind, Albus hat eine Sehnenentzündung im Fuß, Williams hatte sich das Schlüsselbein gebrochen und arbeitet am Comeback. Dafür brachten die Würzburger ihre zwei Neuzugänge mit. Der deutsch-ivorische Aufbauspieler Bazoumana Kone blieb allerdings noch in der Rolle des Zuschauers auf der Bank, da er ein Überbleibsel von seiner WM-Teilnahme noch vollständig auskurieren soll und an seiner alten Wirkungsstätte geschont wurde. Center Amadou Sidibe durfte nach acht Minuten und sieben Sekunden das erste Mal aufs Parkett, da führten die Gäste bereits 22:12, bekam insgesamt aber auch nur knapp fünf Minuten Spielzeit, da er erst einmal mit der Mannschaft trainiert hatte, und es zwickt bei ihm auch noch ein wenig im Oberschenkel.
In der putzigen und nagelneuen Lina-Radke-Halle, die 1500 Menschen Platz bietet, sorgten nicht nur die einheimischen Fans schon vor dem Sprungball für eine Pokal-angemessene Atmosphäre - auch an die 150 Baskets-Anhänger machten mit Trommeln und Klatschen und Stimme mindestens genauso viel Rabatz wie das restliche Publikum in der Schulturnhalle.

Trainer Filipovski beorderte Otis Livingston, Isaiah Washington, Javon Bess, Zachary Seljaas und Rückkehrer Maximilian Ugrai zum Sprungball aufs Parkett, und Ugrai erzielte nach nur 20 Sekunden via Korbleger auch die ersten beiden Punkte im ersten Pflichtspiel der neuen Saison. Gut sieben Minuten dauerte es, bis die Baskets erstmals zweistellig in Führung lagen, nachdem Darius Perry einen Bonusfreiwurf zum 20:10 versenkt hatte. Aber wer bei den Baskets-Akteuren oder deren Anhängern gedacht hatte, die Begegnung entwickelt sich nun zu einem Selbstläufer, in dem der Erstligist dem gastgebenden Zweitligisten flugs den Schneid abkaufen und ihn dominieren würde, sah sich schnell eines Besseren belehrt.
Bis zum Viertelende verkürzten die Hausherren den Rückstand auf fünf Zähler (17:22), und im zweiten Abschnitt benötigten sie gerade einmal 87 Sekunden bis zum 24:24-Ausgleich. Viertelübergreifend war das ein 12:2-Lauf für die Karlsruher. Es entwickelte sich dann ein Spiel auf Augenhöhe, in dem die Baskets zwar immer wieder in Führung gingen, die Gastgeber aber immer wieder ausgleichen konnten und sich nicht groß abschütteln ließen. Beim 37:36 für die Seinen nahm Filipovski die zweite Auszeit im zweiten Viertel, da waren noch 160 Sekunden zu spielen bis zur Halbzeit. Die Ansprache zeigte Wirkung. Den Baskets gelang ein 10:2-Lauf, mit einer 47:38-Führung gingen sie in die Pause.

In der Kabine werden die Würzburger bestimmt einiges zu hören bekommen haben, geht man mal von der Körpersprache und vor allem von der Mimik von Filipovski über den Großteil der ersten 20 Minuten aus. Zwar sollte sich dann zu Beginn von Hälfte zwei auch kein übermäßig hochklassiges Basketballspiel entwickeln, aber weil die Baskets zumindest ziemlich konzentriert zu Werke gingen, konnten sie ihren Vorsprung bis auf elf Punkte ausbauen (58:47), ehe sich die Hausherren dazu aufschwangen, sich wieder etwas heranzukämpfen. Beim 58:54 für die Baskets nahm Filipovski die nächste Auszeit. Mit acht Zählern Vorsprung (69:61) gingen die Gäste in den Schlussabschnitt, nachdem sie das dritte Viertel 22:23 verloren hatten. Im vierten ließen sie dann letztlich nichts mehr anbrennen und schaukelten den Sieg nach Hause.
Würzburgs Center Maximilian Ugrai meinte hernach: "Es war ein Arbeitssieg, weil wir sie mit Ballverlusten wieder ins Spiel gebracht haben, immer wenn wir die Chance hatten, uns abzusetzen. Am Ende hat sich aber die Qualität durchgesetzt. Es war schön die Humba mal wieder im Würzburger Trikot zu machen, aber ich freue mich schon auf die Heimspiele. Da feiern wir Siege dann noch euphorischer."
Und dafür trainierten Mannschaft und Anhang in Karlsruhe so kurz nach 22 Uhr dann schon mal.
Die Statistik des SpielsBBL-Pokal, 1. Runde:Karlsruher Lions - Würzburg Baskets 81:93 (17:22, 21:25, 23:22, 20:24)Karlsruhe: Dibba 21, Zeeb 15, Dent 10, Jostmann 10, Tunstall 9, Ani 5, Seiko 5, von Waaden 5, Haarmann, Eltges (nicht gespielt).Würzburg: Livingston 21, Bess 19 (9 Rebounds), Perry 15, Washington 12 (8 Rebounds), Seljaas 12, Ugrai 9, Welp 5, Hoffmann, Sidibe, Wendland (nicht gespielt).Rebounds: 33 - 31Vorlagen: 19 - 11Ballverluste: 18 - 16Treffer aus dem Feld: 29/62 (47 %) - 32/61 (52 %)Dreier: 11/26 (42 %) - 14/31 (45 %)Freiwürfe: 11/34 (32 %) - 6/15 (40 %)Die weiteren Spiele der 1. Pokalrunde:Bayreuth - Heidelberg 82:89Gießen - Crailsheim 79:73Vechta - Rostock 84:76Tübingen - Braunschweig 64:78Sonntag, 24. September, 15 Uhr:Artland Dragons - BambergDresden Titans - HamburgSonntag, 24. September, 17 Uhr:Frankfurt - Syntainics MBCQuelle: tbr