„Ein Herz für Leinach“ steht auf einer Bande hinter einem der beiden FC-Tore. Freilich kann das in der Würzburger Landkreisgemeinde entweder in blau-weiß oder in rot-schwarz schlagen. Entweder für den FC oder für die Spielvereinigung. Entweder für Unter- oder für Oberleinach. Entweder für den Mitaufstiegsfavorit oder für den Aufsteiger. Am Sonntag schlug es immerhin auf beiden Seiten höher: Erstmals seit 1998 trafen sich beide Vereine zu einem Punkteduell. Und das entschied der FC ebenso deutlich wie verdient für sich – womit die Hierarchie im Ort bis auf weiteres klar und wie erwartet geregelt ist.
Allzu lange hatten sich die Akteure im Leinacher Regen damit nicht Zeit gelassen. Während Patrick Pertler aus 20 Metern noch den Pfosten (5.) traf, eröffnete David Bauer nach feinem Zuspiel von Marcus Full den Torreigen (15.). Trotzdem zeigte die spielerisch klar unterlegene Spielvereinigung eine gute erste Hälfte, „die beste seit langem“, wie ihr Trainer Rainer Hemberger nach Spielende befand. „Wir haben hinten gut dicht gemacht, beim 0:1 aber geschlafen. Und wir hatten auch etwas Glück – aber das gehört dazu.“ Etwa bei Tobias Ankenbrands Lattentreffer (32.) oder Fulls Versuch, den der gute Johannes Muth im Gästetor hielt (27.). Auf der Gegenseite klärte Bauer einen Kopfball von Tilmann Baer auf der Linie (26.).
FC lässt viele Chancen ungenutzt
Insgesamt aber lief der Ball beim FC, der einige Chancen ungenutzt ließ, deutlich besser. „Wir haben den technischen Fußball gezeigt, den ich mir vorstelle“, lobte Trainer Bernhard Roos. Nur mit der Chancenverwertung haperte es zunächst eben noch.
Das wurde nach der Pause besser – und zwar schnell. Keine zwei Minuten waren gespielt, als Qündrim Begu einen Full-Freistoß aus der Luft verwertete, wiederum vier Minuten später schickte Begu Timo Spehnkuch auf die Reise, der genauso wie zehn Minuten später nochmal traf. „Mit dem 2:0 war die Messe eigentlich schon gelesen. Der Sieg geht völlig in Ordnung“, befanden beide Trainer entspannt und unisono.
Überhaupt war es ein friedliches, ja fast einträchtiges Miteinander bei diesem überaus – auch seitens der Fans – fairen Derby mit nur zwei Gelben Karten. „An Fasching habe ich 20 der Jungs bei mir zu Hause. Die kennen sich alle. Warum sollten sie sich wild abgrätschen“, fragte Hemberger rhetorisch. Roos nickte zustimmend. So wünschte man sich gegenseitig Glück für die sehr unterschiedlichen Saisonziele. „Oben mitspielen“ beim FC, „Klassenerhalt“ bei der Spielvereinigung. Dass dies unter ein und demselben Regenschirm geschah, zeigt, dass sie in Leinach alle ihr Herz, egal für welchen Klub es schlägt, am rechten Fleck haben.
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