An diesem Freitag, 14. Juni, startet die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland mit dem Eröffnungsspiel der DFB-Elf gegen Schottland (21 Uhr). Wir haben mit zwei Ex-Nationalspielern aus Unterfranken über ihre Erfahrungen und Erlebnisse bei großen Turnieren gesprochen. Und darüber, was sie von der EM 2024 erwarten.
Frank Baumann, 48 Jahre, Ex-Spieler und Funktionär

Frank Baumann hatte gerade ein besonderes Jahr mit Werder Bremen erlebt und das Double aus deutscher Meisterschaft und DFB-Pokal gewonnen, als er 2004 mit der Nationalmannschaft zur EM nach Portugal reiste. Die verlief dann allerdings weit weniger erfolgreich: Vorrunden-Aus. Baumann selbst spielte zwar gegen die Niederlande (1:1) und Lettland (0:0) jeweils 90 Minuten, beim entscheidenden Duell mit Tschechien (1:2) musste er aber zu sehen.
"Das mannschaftliche Abschneiden war natürlich nicht schön", sagt Baumann, der mit dem zweiten Platz bei der WM 2002 zuvor auch ein deutlich erfolgreicheres Turnier erlebt hatte, bei dem er selbst allerdings weniger als 2004 zum Einsatz gekommen war. Dass er in Portugal mehr mitwirken durfte, sei persönlich "erst mal ein gutes Erlebnis" gewesen, wenngleich das Vorrunden-Aus "eine Enttäuschung" gewesen sei.
Im Vergleich zur WM 2002 sei der Austragungsort ein großer Unterschied gewesen: "Japan und Südkorea waren sehr, sehr weit weg. Damals war noch nicht viel mit Internet und Smartphones, und auch nicht permanent. Da hat man von der Familie zu Hause teilweise wenig mitbekommen", sagt Baumann. In Portugal seien sie teilweise sogar dabei gewesen. Aber: "Dass man für sein Land spielt und das eine große Ehre ist, wird einem unabhängig vom Ort bewusst."
Ein wenig die Euphorie-Bremse für die EM 2024
Hängengeblieben ist beim 48-jährigen Würzburger vom Turnier die Enttäuschung darüber, im letzten Gruppenspiel nicht gespielt zu haben und ausgeschieden zu sein. Aber auch eine positive Situation: Beim 1:1 zum Auftakt gegen die Niederlande verwandelte Torsten Frings einen Freistoß. "Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich nicht noch mit den Haarspitzen dran war", sagt Baumann schmunzelnd. "Das Tor hat aber zu Recht Torsten zugeschrieben bekommen. Aber zumindest bilde ich mir ein, dass ich da einen Tick dran war beziehungsweise vielleicht den Torwart etwas irritiert habe."
Was die anstehende EM angeht, bleibt Baumann zurückhaltend. Wie weit die deutsche Mannschaft kommt, hänge von Kleinigkeiten ab: "Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir nicht wieder in der Gruppenphase ausscheiden. Dann ist es bei einer EM aber so, dass so viele Top-Mannschaften dabei sind und man in den K.-o.-Spielen je nach Kleinigkeiten und Tagesform auch mal rausfliegen kann." Wichtig sei, dass Deutschland die Balance zwischen Offensive und Defensive hinbekomme und jeder dabei über 90 Minuten mitmache: "Wenn der Mannschaft das gelingt, kann sie sehr, sehr weit kommen. Ich traue ihr schon einiges zu."
Rudi Bommer, 66 Jahre, Ex-Spieler und Trainer

Rudi Bommer war bei der EM 1984 in Frankreich mit dabei. Für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ebenfalls eine EM zum Vergessen: Nach der Vorrunde war Schluss. Bommer hatte sich mit guten Leistungen bei Fortuna Düsseldorf im letzten Moment in den Kader gespielt und kam beim 0:0 im Auftaktspiel gegen Portugal für 23 Minuten zum Einsatz.
"Wir waren in Paris in einem Hotel stationiert, das war ganz gut", erinnert sich der Aschaffenburger. Allerdings sei das Hotel nicht besonders weitläufig gewesen, "sodass man da schon mal Lagerkoller bekommen konnte", ergänzt er schmunzelnd.
"Wir waren total abgeschirmt", erzählt Bommer: keine Ausflüge nach Hause, kein Besuch von der Familie. Trainiert wurde auf einem Gelände in der Nähe, von Paris aus ging es zu den Spielen. "Wenn du damals ein Spiel für die Nationalmannschaft machen durftest, war das eine wahnsinnige Ehre", sagt der 66-Jährige: "Du hattest einen Riesenrespekt davor, für Deutschland auflaufen zu dürfen. Dann noch zu einer EM zu fahren, das war doppelt stark."
Vorfreude auf die EM ist da, Euphorie noch nicht
Besonderes erinnert er sich an eine Szene: "Die Spanier haben uns in der 90. Minute aus dem Turnier geschossen. Die Szene kann ich im Kopf ablaufen lassen." Von der rechten Seite sei ein Angriff gekommen, eine scharfe Flanke, kaum einen Meter über dem Boden: Flugkopfball, Tor. "So schnell kann es gehen. Die Szene geht mir heute noch nach."
Auf die anstehende EM freut sich Bommer, will aber noch nicht zu euphorisch werden: "Wir haben als erstes Schottland vor der Tür, da bin ich gespannt." Gegen die Schweiz müsse man ein bisschen vorsichtig sein, bei Ungarn mache er sich da weniger Sorgen. "Die Vorrunde überstehst du", ist er sich sicher. "Aber die Frage ist immer: Wie gestalte ich das Eröffnungsspiel? Gibt's einen Knaller und du nimmst Deutschland mit auf die Reise? Oder ein schlechtes Spiel und jeder sagt, die Siege gegen Frankreich und die Niederlande waren Eintagsfliegen?"