Für den Würzburger FV hat er 195 Spiele bestritten, 182 davon in der Fußball-Bayernliga sowie acht und auch sein letztes für die Nullvierer in der Relegation. Im Dezember hatte Dennie Michel seinen Abschied angekündigt. Nach dieser Saison beginne für ihn "ein neuer Lebensabschnitt, in dem die Familie wichtiger ist", erklärte der 32-Jährige damals.
In diesem wird der Fußball zwar auch noch eine Rolle spielen, doch bei seinem Heimatverein TSV Kleinrinderfeld in der Kreisliga weniger Zeit in Anspruch nehmen. Mehr freie Zeit, auf die sich nun seine Frau und seine beiden Kinder freuen.
Fast 16.000 Minuten für den FV auf dem Platz
Nach fast 16.000 Minuten im FV-Trikot und 50 Toren werden Michel die letzten Minuten des mit 5:3 nach Verlängerung gewonnenen Rückspiels in der zweiten Runde der Bayernliga-Relegation gegen den TSV Großbardorf in besonderer Erinnerung bleiben. Und das nicht nur, weil der FV nach einer insgesamt sehr schwierigen Saison dank überwiegend überzeugender Leistungen in der Relegation gegen Buch und Großbardorf den Klassenerhalt feiern konnte.

Bis es nämlich so weit war, erlebte Michel sein letztes Spiel nach acht Jahren an der Mainaustraße sprichwörtlich zwischen Himmel und Hölle. Vor der Partie huldigten ihm die Fans beim Einlaufen der Mannschaften mit einer Choreografie: "Danke Dennie!". Er habe gar nicht gewusst, wie er reagieren soll, so beeindruckt sei er davon gewesen. Lange Zeit war es für Michel dann vom Verlauf her ein recht gewöhnliches Spiel.
Als sich die Ereignisse in der Schlussphase und Nachspielzeit überschlugen und Großbardorf mit 3:2 führte, bekam der FV mit einem Strafstoß die Chance zum erneuten Ausgleich. Michel ging als Kapitän seiner Mannschaft voran, übernahm für diesen Elfer die Verantwortung. "Ich dachte, ich muss im Erdboden versinken", gestand er zu seinem Fehlschuss. Drohte zum Abschied der Abstieg wegen eines von ihm verschossenen Elfmeters?
Ein stark geschwollenes Jochbein als Andenken
"Ich war heilfroh, als wir den zweiten Elfmeter bekommen haben", sagte Michel. Als Schütze wäre er nun gar nicht mehr in Frage gekommen: "Mir war noch ganz schwarz vor Augen nach dem Schlag." Sein Gegenspieler hatte ihn im Zweikampf mit Wucht im Gesicht erwischt, wovon ein stark geschwollenes Jochbein zeugte.

Schiedsrichter Thomas Stein, einer von Unterfrankens aktuell erfahrensten Referees, sei sofort gekommen, hab sich nach ihm erkundigt und ihm mitgeteilt, dass er gepfiffen habe. "Nicht jeder gibt zwei Elfmeter innerhalb so kurzer Zeit, und das in der Nachspielzeit", wusste Michel. Wobei es Fouls waren und auch Großbardorfs Trainer Mario Schindler später einräumte, dass seine Spieler in diesen Zweikämpfen leider ungeschickt agiert hätten.
Simon Schäffer trat an und traf zum 3:3, mit dem sich die Nullvierer in die Verlängerung retteten. "Irgendwie passt das zu dieser Geschichte: Ich verschieße den ersten Elfmeter und hole den zweiten raus. Ich bin froh, dass Simon den Mut hatte und geschossen hat."
Nach Spielende die ein oder andere Träne verdrückt
In der Verlängerung bog der FV das verloren geglaubte Spiel noch um und gewann mit 5:3. "Wahnsinn. So ein Spiel habe auch ich noch nicht erlebt. Irre, was hier abgegangen ist. Ich bin sehr stolz auf diese Jungs und extrem glücklich, dass wir den Klassenerhalt gepackt haben. In den letzten Wochen haben wir dafür noch mal alles gegeben", sagte Michel.
Die Momente nach der Partie seien für ihn sehr emotional gewesen: "Viele Menschen sind zu mir gekommen, wobei ich gefühlt noch total neben mir stand. Das wirkt in der nächsten Zeit bestimmt erst alles nach. Und obwohl ich es mir vorgenommen hatte, dass es nicht passiert, hatte ich auch die ein oder andere Träne im Auge."