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MÜNNERSTADT (HUB): Wetter-Propheten mit unbändigem Appetit

MÜNNERSTADT (HUB)

Wetter-Propheten mit unbändigem Appetit

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    Sieben Wochen Regen oder Sonnenschein verheisst die Bauernregel, je nach Wetter am Siebenschläfertag (27.  Juni). Besonders die Landwirte bevorzugen in dieser Jahreszeit eher sonniges Wetter, denn das Getreide soll möglichst fristgerecht reifen. Mit dem Ruf als Wetter-Propheten leben die Siebenschläfer recht gut.

    Ihren Namen aber haben sie nicht von den sieben frommen Jünglingen Dionysius, Johannes, Konstantinus, Malchus, Martinianus, Maximianus und Serapion, die sich der Legende nach während der Christenverfolgung um 251 durch den Römischen Kaiser Decius in einer Höhle bei Ephesos verbargen und darin eingemauert, 446 quicklebendig gefunden wurden und deren Namensfest am 27.  Juni begangen wird, sondern von den sieben Monaten Winterschlaf.

    Schließlich sind sie die Langschläfer unter den winterschlafenden Tieren, denn mit gut sieben Monaten ist bei ihnen die Winterruhe am längsten. Eher zufällig fällt das Namens-Fest der sieben Schläfer mit der Aktiv-Phase der Siebenschläfer um die Mittsommerzeit zusammen und oft werden beide miteinander verwechselt. Auch den Bilchen, das sind die Schläfer, tut warmes Wetter natürlich wohl. Feucht-kaltes Wetter aber im Juni macht den putzigen Wetter-Verderbern auch nichts aus. Denn nach ihren fast acht Monaten Schlaf sind sie jetzt so richtig wach. Sie müssen es auch, denn so erbärmlich, wie sie daher kommen, haben sie eine Fress-Phase dringend nötig. Ihre Fettpolster, die sie sich im letzten Sommer angefressen hatten, sind aufgebraucht und ihr Pelz ist stumpf und ruppig.

    In einer warmen Frühsommer-Nacht sind die Siebenschläfer hungrig aus ihrem Erdbau gekrochen und haben eine Asthöhle, einen Nistkasten, den Speicher einer Jagdhütte oder den Dachboden einer Feldscheune als Sommer-Quartier bezogen. Von hier aus unternehmen sie ihre Sommer-Ausflüge, die sie hauptsächlich in die Baumwipfel führen. Auch die Ranz, die Geburt und Aufzucht der Jungen finden in diesen Revieren statt.

    Scharfe Krallen und große Augen weisen sie als geschickte, nachtaktive Kletterer aus. Sie bevorzugen Eichen-Buchenwälder mit ihren ölhaltigen Früchten, suchen Waldränder und Hecken nach Früchten und wildem Obst ab und fressen sich auch durch die Obstgärten. Besonders aber lieben sie Haselnüsse.

    Doch dieses Nahrungsangebot (Obst, Bucheckern, Eicheln, Wildfrüchte) steht ihnen erst ab Spätsommer und Frühherbst zur Verfügung. In den ersten Wochen nach dem Winterschlaf bleiben den hungrigen Schläfern nur Knospen, Blätter und Blüten zum Futtern übrig.

    Gelegentlich räubert ein Siebenschläfer auch ein Vogelnest mit Eiern oder auch Jungvögeln, das die Altvögel ausgerechnet in die Asthöhle oder den Nistkasten gebaut hatten, die er sich als Sommer-Quartier ausgewählt hat. Das heißt aber nicht, dass Siebenschläfer notorische Nesträuber sind.

    Fressen und nichts als fressen heißt es besonders für die jungen Schläfer, die Ende August, Anfang September nach 30 Tagen Tragezeit ihrer Mutter das Licht der Welt erblicken. Nach kurzer Nestpflege in der Geburts-Höhle müssen sich die Jungen selbst auf Nahrungssuche machen, denn es bleiben ihnen nur noch vier bis sechs Wochen bis zu ihrem ersten Winterschlaf und bis dahin muss ein Fettpolster angefressen sein.

    Nach einer nur etwa fünf Monaten kurzen Aktiv-Phase suchen sich die nun voll gefressenen Kobolde mit den rosa Schnäuzchen und den langen Tast-Haaren, den schwarzen Knopfaugen und dem buschigen Schwanz eine Erdhöhle und versinken wieder für sieben Monate in einen tiefen Winterschlaf.

    Der Siebenschläfer (Glis glis) gehört zur Familie der Bilche oder Schläfer. In Mitteleuropa leben heute vier Bilcharten, der Sieben-, Garten- und Baumschläfer sowie die kleine braune Haselmaus. Alle sind überwiegend nachtaktiv.

    Sie bevorzugen Grünfutter, wie Nüsse, Obst und Samen, nehmen aber gelegentlich auch tierische Kost, wie Insekten, Würmer, Schnecken, Vogeleier, Jungvögel und andere kleine Wirbeltiere zu sich.

    Alle Schläfer leben vorwiegend in Laubwäldern. Einen Siebenschläfer mit den Fingern greifen zu wollen, kann mitunter sehr schmerzhaft enden, denn er wehrt sich mit seinen spitzen Zähnchen gegen jeden Angreifer.

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