Sechs Euro und 50 Cents für einen 0,5-Liter-Plastikbecher Bier oder Limo. Drei Euro für 0,3 Liter Mineralwasser. Neun Euro für einen Döner. Bis zu 300 Euro für ein Drei-Tages-Ticket – 30 Prozent mehr als im Vorjahr. Und satte Extra-Gebühren, wenn man es etwas komfortabler haben möchte. Ein Festival-Wochenende bei Rock im Park kann da alles in allem bis zu 800 Euro kosten. Gekommen sind im Tagesdurchschnitt trotzdem 65.000 vorwiegend junge Menschen aufs Nürnberger Zeppelinfeld, um Bands wie Die Toten Hosen, Kings of Leon, die Foo Fighters oder Rap-Acts wie Kontra K und Apache 207 zu sehen. Eine Menge - aber rund 10.000 weniger als 2022, gar 20.000 weniger als im Rekordjahr 2017.
Und schon laufen in den RiP-Foren die Diskussionen heiß, ob sich die Zeit der Mega-Festivals angesichts steigender Inflation und sinkenden Wohlstands dem Ende entgegenneigt. Schwer zu sagen, ein Schuss vor den Bug ist die stark rückläufige, und nur durch eine größere Zahl kurzentschlossener Tagesgäste am Tote-Hosen-Tag gepimpte Besucherzahl für Rock im Park und den Eifel-Zwilling Rock am Ring allemal - die Kostenspirale lässt sich, das zeigen alle Gespräche mit anwesenden Fans, nicht ewig weiter nach oben drehen. Nicht-Gekommene würden mutmaßlich noch deutlichere Worte finden.

Ein Spaziergang übers Gelände zeigt: Party auf den Campingflächen, phasenweise gähnende Leere an den Getränkeständen. Vor den Bühnen gut gelaunte Menschen. Die - so der Tenor - sparen, wo's geht, aber eine gute Zeit haben wollen. "Es ist teuer, ja, aber wir gönnen uns den Spaß", sagen die drei Freundinnen Anna, Lucia und Andrea aus Lenggries. "Einmal im Jahr kann man das machen. Auf dem Nova Rock letztes Jahr waren bessere Bands, aber auf Rock im Park ist das Feeling geiler. Wir kommen ganz bestimmt wieder - wenn's nicht noch teurer wird."
Preissteigerungen von bis zu 45 Prozent und steigende Band-Gagen
Caro Hilzinger, Sprecherin des Würzburger RiP-Veranstalters Argo, rechtfertigt die Teuerungen mit "Preissteigerungen von 45 Prozent in vielen Bereichen". Rechnerisch nachvollziehbar. "Rock im Park ist eine extrem logistik- und personalintensive Großveranstaltung", hieß es vorab in einer Pressemitteilung von Argo. "Wir haben unser Möglichstes getan, die Kostenerhöhungen nicht komplett auf die Besucherinnen und Besucher umzulegen", bestätigt sie vor Ort - und verweist auch auf steigende Gagen der großen Bands.

Hilzinger rechnet vor, dass 300 Euro für 72 Bands vergleichsweise günstig seien verglichen mit weit über 80 Euro für ein einzelnes Konzert der größeren Bands. Ein Vergleich, der etwas hinkt. Zum einen liegt das Gros der Festival-Bands weit unter dieser Preisklasse, zum anderen treten bei diesen Konzerten auch oft noch zwei, drei Support-Acts auf. Außerdem liefern die Festival-Headliner bei ihren eigenen Hallen- oder Stadion-Gigs in der Regel aufwändigere Shows.
Diskussionen um die Qualität der Rock-im-Park-Headliner
Wenige Tage vor dem Festival-Wochenende war noch mit 55.000 Besuchenden kalkuliert worden. Immerhin korrigiert sich die Zahl am ersten Tag durch Kurzentschlossene und Tages-Tickets (100 Euro) um 10.000 nach oben. Immer noch ein Minus. "Gewisse Headliner ziehen einfach nicht", sagt Matthias. Mit seinen 54 Jahren schon ein alter Hase, der auf zahlreichen Festivals in der ganzen Republik war, kann er Vergleiche ziehen.

Seine sechsköpfige Gruppe aus dem nordhessischen Eschwege ist "nur wegen der Foo Fighters da. Klar sind andere Bands auch interessant, aber eine Entscheidung pro oder kontra Festival fällt für die meisten Menschen eben über die Headliner". Dass das nicht immer absolute Top-Stars sein können, räumt Hilzinger ein: "Sind wir ehrlich, davon gibt es auf der Welt vielleicht zehn."

Nicht ganz zufrieden mit dem Line Up sind die Allgäuer Anna, Verena, Andreas und Jonas. "Okay, es ist für jeden was dabei. Aber die Headliner sind schon sehr schwach." Sie hätten sich lange überlegt, dafür 300 Euro auszugeben. "Aber es ist halt so schön zusammen mit Freunden was zu machen. Essen und Trinken ist uns auf dem Gelände aber viel zu teuer. Machen wir halt auf dem Campingplatz drei, vier Getränke mehr und kommen dann mit weniger aus." Vergünstigte Karten ohne Campingplatz-Nutzung gab es übrigens auch 2023 nicht, trotz reichlich Tagesgästen oder Hotel-Schläfern.

Der Uffenheimer Markus kann derweil mit der Besetzung des diesjährigen RiP "ganz gut" leben, "auch als Heavy-Metal-Fan". Der 24-Jährige regt sich dagegen über kurzfristige Rabatt-Aktionen auf und reiht sich ein ins allgemeine Unverständnis der Park-Rocker im Facebook-Forum des Festivals. Über Online-Portale waren im Frühjahr um 30 Prozent günstigere Karten verramscht worden. "Ein Arschtritt für alle eingefleischten Fans, die zum Frühbucher-Tarif gekauft haben, als die Besetzung noch nicht feststand." Kurios: Er selbst hat kurzentschlossen so einen "Deal" genutzt. "Ich wäre sonst nicht gekommen. Alles zu teuer hier insgesamt. Für 300 oder gar 400 Euro komme ich nicht."

Dem Preis-Ärger zum Trotz ist Rock im Park auch 2023 ein Festival mit vielen Höhepunkten und hohem Spaßfaktor. Dass die US-amerikanische Metal-Legende Pantera wegen früherer rechtsextremistisch einzuordnender Aussetzer von Sänger Phil Anselmo wieder ausgeladen worden ist, dass die New-Metaller Five Finger Death Punch als Samstags-Co-Headliner wegen der OP-Reha ihres Frontmanns Ivan Moody passen mussten, fällt kaum ins Gewicht angesichts fantastischer Shows. Und das Wetter passt auch: Statt brütender Hitze oder Unwetter gibt es diesmal drei Tage Sonnenschein bei angenehmen 25 Grad.