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Würzburg: 7 Fakten zum Booster für alle: Was Sie über die  Drittimpfung wissen müssen

Würzburg

7 Fakten zum Booster für alle: Was Sie über die  Drittimpfung wissen müssen

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    Bund und Länder wollen Auffrischungsimpfungen für alle Geimpften nach sechs Monaten ermöglichen.
    Bund und Länder wollen Auffrischungsimpfungen für alle Geimpften nach sechs Monaten ermöglichen. Foto: Symbolbild: Boris Roessler, dpa

    Nach einiger Verwirrung soll es sie nun geben: die dritte Corona-Impfung für alle. Darauf haben sich die Gesundheitsminister von Bund und Ländern am Freitag geeinigt. "Boostern nach sechs Monaten sollte die Regel werden – nicht die Ausnahme", sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Nur: Was genau bringt eine Auffrischung? Ist vorher ein Antikörper-Test sinnvoll? Und wo bekommt man die dritte Impfung? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

    1. Wem wird aktuell eine dritte Corona-Impfung empfohlen?

    Bisher haben bundesweit rund 2,4 Millionen Menschen eine Auffrischungsimpfung erhalten. Nun wollen die Gesundheitsminister eine Booster-Impfung für alle ermöglichen - insbesondere für Ältere und das Personal von Pflege- und Gesundheitseinrichtungen. Zwischen Zweitimpfung und Drittimpfung sollen dabei sechs Monate liegen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) hingegen empfiehlt den sogenannten Impf-Booster bislang nur für über 70-Jährige sowie für Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen, für Pflegepersonal und für alle, die bislang mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson geimpft wurden.

    2. Warum brauchen jetzt alle eine dritte Impfung?

    "Es war von Anfang an klar, dass eine dritte Corona-Impfung praktisch für alle nötig wird", sagt der Würzburger Virologe Prof. Lars Dölken. Denn die Impfung funktioniere nach dem Grundprinzip: Einen langfristigen Schutz hinterlässt erst eine Auffrischung der Grundimmunisierung nach frühestens sechs Monaten. Dieser Schutz könne dann drei, fünf oder auch zehn Jahre anhalten. Zumindest für Menschen unter 65 Jahren sei nicht davon auszugehen, dass man künftig jährliche Corona-Impfungen brauche, sagt Dölken.

    3. Warum soll die Auffrischungsimpfung frühestens nach sechs Monaten erfolgen?

    Das menschliche Immunsystem reagiere auf jede Infektion und eben auch auf eine Impfung massiv, sagt Virologe Dölken. Alle Abwehrkräfte würden zunächst mobilisiert und dann wieder nach und nach zurückgefahren – dabei bleiben sogenannte Gedächtniszellen bestehen. Genau diese gelte es, mit einer Auffrischung zu verstärken, sagt der Chef der Virusdiagnostik an der Universität Würzburg. Dafür müsse das Immunsystem aber erst wieder zur Ruhe gekommen sein, das sei nach etwa sechs bis zwölf Monaten der Fall.

    4. Wie sinnvoll ist ein Antikörper-Test für alle nach sechs Monaten?

    Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat kürzlich einen Antikörper-Test nach sechs Monaten vorgeschlagen, für jeden. Virologe Dölken sieht das skeptisch: "Uns fehlen klare, wissenschaftlich belegte Richtlinien, wie man mit den Ergebnissen solcher Tests umgeht." So gebe es noch keine Referenzwerte, was aus einer bestimmten Antikörper-Menge folge. "Aber wir wissen inzwischen, welche Antikörper-Mengen eher hoch und welche eher niedrig sind. Wer zu den unteren fünf Prozent gehört, sollte sicherlich seinen Corona-Schutz nach sechs Monaten auffrischen."

    Sicher sei, dass alle Älteren über 70 Jahren, wie von der Ständigen Impfkommission empfohlen, in jedem Fall einen Booster brauchen, sagt Dölken. Umgekehrt könnten junge Menschen mit sehr hohen Antikörper-Werten noch warten. Bei ihnen sei die Immunantwort in der Regel ausreichend. Und erfolgt die Auffrischung zu früh, könnten stärkere Impfreaktionen auftreten, so Dölken: "Da kann es einem wirklich zwei, drei Tage schlecht gehen."

    5. Was bringt die dritte Impfung?

    Nach Ergebnissen einer Studie aus Israel bietet eine Auffrischungsimpfung gegen Covid-19 Menschen über 60 Jahren einen deutlich besseren Schutz vor Ansteckung und schwerer Erkrankung. Den Daten zufolge gab es bei den zweifach Geimpften in Israel mehr als zehn Mal so viele nachgewiesene Infektionen und knapp 20 Mal mehr schwere Erkrankungen als bei dreifach Geimpften.

    Neben dem Selbstschutz vor einer schweren Covid-Erkrankung sorge eine Booster-Impfung somit auch dafür, dass Geimpfte weniger andere Menschen anstecken könnten, erklärt der Würzburger Virologe. Denn generell sei es möglich, dass sich Geimpfte erneut infizieren und das Virus übertragen, zum Beispiel auf Familienmitglieder. Mit einer Auffrischung lasse sich das verhindern: Das eigene Immunsystem werde stark aktiviert, "so dass das Virus frühzeitig platt gemacht wird".

    Gerade in den kommenden Wintermonaten könnten die Infektionszahlen deshalb durch Booster-Impfungen deutlich gesenkt werden. Noch wichtiger sei es, "die Impflücken bei den über 50-Jährigen zu schließen", fordert Dölken. Dass aktuell über eine Impfpflicht für Pflegepersonal in Heimen diskutiert wird, zugleich aber immer noch Bewohner ungeimpft seien, hält er für völlig inkonsequent.

    6. Wo soll es die Drittimpfungen geben?

    Laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sollen die Arztpraxen bei den Drittimpfungen eine wichtige Rolle spielen. Zugleich soll es die Auffrischungen aber auch in Impfbussen, Impfstellen und Impfzentren geben.

    7. Haben die Hausärzte genug Kapazität für eine Booster-Impfung für alle?

    "Eine Booster-Impfung für alle ab zwölf Jahren ist in der derzeitigen Situation mit sehr vielen Infekten und der Grippeimpfung für Hausärzte nicht machbar", sagt Dr. Christian Pfeiffer, unterfränkischer Vorsitzender des bayerischen Hausärzteverbandes. Zumindest dann nicht, wenn alle vollständig Geimpften nach sechs Monaten sofort die Drittimpfung haben möchten. Das sei medizinisch auch nicht notwendig, so der Allgemeinarzt aus Giebelstadt (Lkr. Würzburg). Undbedingt wichtig sei die Auffrischung indes für gefährdete Gruppen. Generell lasse ein Impfschutz nicht schlagartig nach, sondern im Laufe der Zeit, sagt Pfeiffer: "Wenn man die Patienten entsprechend ihrer Gefährdung und der ärztlichen Einschätzung impft, dann können Hausärzte viel leisten."

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