Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger glaubt nicht, dass die umstrittenen neuen Stromtrassen in Bayern jemals gebaut werden: „Bis zu einer möglichen Realisierung gibt es noch zwei Bundestagswahlen“, sagte Aiwanger zum Abschluss einer Klausurtagung seiner Landtagsfraktion in Straubing dieser Redaktion. Der Widerstand der betroffenen Bürger nicht nur in Bayern werde spätestens vor diesen Wahlen zu groß werden: „Diese Trassen sind politisch schlicht nicht durchsetzbar.“
Dass Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) mit seiner Ablehnung der Stromtrassen in Berlin derzeit trotzdem alleine stehe, habe er sich selbst zuzuschreiben, kritisiert Aiwanger: „Es ist doch typisch für ihn, erst die Beschlüsse mit zu unterschreiben und dann gegen seine eigene Politik zu arbeiten.“ Die CSU hatte noch im Juli 2013 dem Bau neuer Trassen zugestimmt.
Für fatal hält Aiwanger vor allem, dass Seehofer zwar Stromtrassen ablehnt, den von den Freien Wähler schon lange vehement geforderten Ausbau dezentraler Energieversorgung in Bayern aber ebenfalls verhindert: „Wir steuern auf einen Versorgungsengpass zu, weil Seehofer das eine nicht will und das andere nicht tut.“ Die CSU habe etwa einer höheren Besteuerung von Biosprit ebenso zugestimmt, wie sie den Ausbau von Photovoltaik und Windkraft grundlos erschwert habe. „Seehofer hat die ganze Soße plattgemacht“, findet Aiwanger.
Noch sei es für ein Umsteuern nicht zu spät: „Man muss aber jetzt konsequent sein, um noch etwas zu retten“, glaubt der Freie-Wähler-Chef. Aiwanger fordert, die dezentrale Nutzung von erneuerbaren Energien etwa mit Hackschnitzelheizungen oder Biogas wieder wettbewerbsfähiger zu machen. Dafür fehle es der CSU aber an klaren Visionen: „Und dann kommen solche Bauchlandungen eben zustande.“