Großer Werbeeffekt oder Kostenfalle? Immer wieder gibt es Kritik von Kommunen nach Großveranstaltungen. Aktuell entfacht hat die Diskussion die BR-Radltour. Sie endete am 3. August mit einem Konzert an einem lauen Sommerabend in Marktheidenfeld (Lkr. Main-Spessart). 10 000 Besucher kamen auf die Mainwiesen, um mit dem deutsch-spanischen Sänger Nico Santos zu feiern. Zuvor hatten die 1100 Radler bereits in Kitzingen auf dem Mitarbeiter-Parkplatz der Firma Fehrer Station gemacht. Auch hier wurde mit einem großen Konzert mit etwa 10 000 Besuchern gefeiert.
Dass bei solchen Großveranstaltungen auch Kosten entstehen, darüber sollten sich die ausrichtenden Kommunen im Klaren sein. Dennoch scheint es für viele Städte später doch überraschend, was so ein Großereignis letztendlich kostet. Grundsätzlich tritt der Bayerische Rundfunk bei den Veranstaltungen der BR-Radltour mit den jeweiligen Orten als Veranstalter gemeinsam auf – auch in Kitzingen und Marktheidenfeld. „Dabei kommt der BR finanziell für den Löwenanteil der Aufwendungen auf – wie Künstler, Bühnentechnik inklusive Auf- und Abbau sowie Transportlogistik“, sagt Christian Dück von der Pressestelle des BR auf Anfrage.
Viele Kostenpositionen wie Sicherheit, Verkehr und Strom
Kosten wie zum Beispiel für Sicherheit, Strom oder Toiletten würden frühzeitig im Vorfeld zwischen der Stadt und dem BR abgesprochen und vereinbarungsgemäß geteilt. Die Städte müssten den Veranstaltungsplatz mit der entsprechenden Infrastruktur sowie Übernachtungsquartiere und Verpflegung (gegen Entgelt) für die Radler zur Verfügung stellen, verkehrsrechtliche Anordnungen erlassen sowie sich um regionale Speisen- und Getränkeangebote für die Veranstaltungsbesucher zu ortsüblichen Preisen kümmern. „Die Umsetzung dieser Leistungen ist dabei den Kommunen überlassen“, sagt Dück.
„Es war fantastisch, dass wir die Zieletappe waren. Es war ein tolles Fest, das bestimmt allen in positiver Erinnerung bleibt“, sagt Helga Schmidt-Neder, Bürgermeisterin von Marktheidenfeld. 45 000 Euro hat die Stadt für eine Großveranstaltung dieser Art im Haushalt bereits eingeplant. Was das Finale der BR-Radltour der Stadt gekostet hat, wird erst Mitte September feststehen, sagt Inge Albert, zuständig für Stadtmarketing und Tourismus in Marktheidenfeld. „Wir sind auf die Kosten vorbereitet, auch wenn es mehr werden sollte“, so Albert. Marktheidenfeld war in vielen TV-Spots, im Radio und in den sozialen Medien. „Das ist eine super Werbung für unsere Stadt.“
„Wir gehen davon aus, dass die Veranstaltung der Stadt etwa 80 000 Euro kosten wird.“ Das teilte Claudia Biebl, Pressesprecherin der Stadt Kitzingen mit. Kalkuliert hatte die Stadt mit Ausgaben von rund 50 000 Euro. Nach Angaben von Biebl setzen sich die 80 000 Euro „grob zusammen“ aus Bauhofsleistungen, Security, Strom, Toiletten, Parkplatzlogistik und Ertüchtigung und Beleuchtung der Parkflächen sowie Werbung. Vor allem die Security schlage zu Buche: Rund 100 Sicherheitsleute waren in Kitzingen in Einsatz.
Höhere Sicherheitsauflagen nach der Loveparade 2010
Auch in Marktheidenfeld gab es hohe Auflagen für die Sicherheit. So musste das gesamte Gelände mit einem Zaun abgesperrt werden. 2005, als die Stadt nur Zwischenstopp einer BR-Radltour war, wären die Auflagen noch nicht so hoch gewesen, erinnert sich Albert. „Großveranstaltungen kosten in der heutigen Zeit mehr Geld“, sagt Albert. Nach der Katastrophe bei der Loveparade in Duisburg 2010, bei der 19 Menschen starben und mehr als 340 verletzt wurden, gelten für Großveranstaltungen aller Art höhere Sicherheitsauflagen. In der Regel kommt auf 100 Besucher ein Sicherheitsmitarbeiter.
Dass Großveranstaltungen und die Kosten ein Thema sind, zeigte sich auch vor kurzem auch in Dettelbach (Lkr. Kitzingen). Die Stadt und vor allem die örtlichen Vereine hatten ein Radio-Gong-Konzert mit Wincent Weiss weitgehend in Eigenregie durchgeführt. Während die Vereine davon profitierten, blieb die Stadt auf Kosten in Höhe von 47 000 Euro plus die Kosten für 160 Arbeitsstunden der Stadtverwaltung, des Bauhofes und der Stadtwerke sitzen. Auch da gab es eine Kosten-Nutzen-Diskussion, unterschiedliche Auffassungen und am Ende die Erkenntnis: Der Werbeeffekt ist in Zahlen nur schwer messbar.