Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

ERLANGEN: Die Ein-Dollar-Brille soll die Welt verändern

ERLANGEN

Die Ein-Dollar-Brille soll die Welt verändern

    • |
    • |
    Vision von der Brille für alle: Martin Aufmuth mit einem Mädchen in Malawi.
    Vision von der Brille für alle: Martin Aufmuth mit einem Mädchen in Malawi. Foto: Foto: EinDollarBrille e.V.

    Mit der „Ein-Dollar-Brille“ sollen die ärmsten Menschen auf der Welt nicht nur besser sehen können. Martin Aufmuth aus Erlangen will mit seiner Erfindung in Ländern wie Burkina-Faso oder Malawi eine selbsttragende Infrastruktur vom Sehtest bis zur Brillenproduktion aufbauen.

    Die sogenannte Biegemaschine ist ein wahrer Wunderkasten. Menschen in den ärmsten Regionen der Welt können damit eigenhändig Brillen herstellen – auch ganz ohne elektrischen Strom. Martin Aufmuth hat diesen Zauberkasten entwickelt. Mit seiner Hilfsorganisation „EinDollarBrille e.V.“ hat er in den vergangenen drei Jahren schon rund 20 000 Menschen in acht Ländern der Welt unterstützt.

    Hilfe zur Selbsthilfe

    Freilich könnte sich der ehemalige Mathematik-Lehrer die Sache leichter machen. Er könnte einfach alte Brillen aus den reichen in die armen Länder transportieren. Das Problem: Die passende Nase für die alten Gestelle zu finden ist fast unmöglich. „Wir machen viel mehr, als die Menschen mit Brillen zu versorgen. Im Prinzip bauen wir eine augenoptische Grundversorgung vom Sehtest bis zur fertigen Brille auf“, sagt der 41-Jährige. „Wir wollen nachhaltig helfen und nicht nur einmalig möglichst vielen eine passende Brille verpassen.“ Dafür müssten Strukturen geschaffen und Wissen in die Länder transportiert werden.

    Und so funktioniert das Prinzip der Ein-Dollar-Brille: Mithilfe von Spendengeldern werden Menschen vor Ort an der Maschine im Bau der Brillengestelle ausgebildet. Sie lernen auch, wie man einen Sehtest durchführt, die vorgefertigten Gläser einsetzt und Gestelle unterschiedlicher Größen für Kinder und Erwachsene baut. Da die Hersteller der Ein-Dollar-Brille von ihrer Arbeit leben können sollen, wird die Brille nicht verschenkt, sondern günstig verkauft.

    Wie wichtig Brillen tatsächlich für die ärmsten Gesellschaften sind, erklärt Aufmuth mit einfachen Worten: „Rund 60 Prozent der Deutschen tragen eine Brille. Wenn bei uns plötzlich keiner mehr eine Brille hätte, würde die deutsche Volkswirtschaft vermutlich einen starken Einbruch erleiden.“ Die Folgen in den Entwicklungsländern seien noch dramatischer. Für Menschen, deren Ernte oder Einkommen auch unter normalen Umständen nicht ausreiche, um satt zu werden, könne eine Erwerbsminderung durch Fehlsichtigkeit fatal werden. So soll die Brille vor allem gegen Armut helfen und Alternativen zur Flucht aus wirtschaftlichen Gründen bieten: „Unsere Mitarbeiter müssen nicht mehr aus wirtschaftlichen Gründen aus Afrika fliehen.

    Und die Menschen, denen wir eine Brille verpassen, haben ebenfalls bessere Chancen in ihren Heimatländern. Wenn jemand zu Hause eine Lebensperspektive hat, wird er nicht fliehen. Dann wird er bleiben“, so Aufmuth. Noch sei seine Organisation allerdings zu klein, um Menschen weltweit zu versorgen. Ziel sei es dennoch, mit Ausdauer und Unterstützung dazu beizutragen, die Strukturen vor Ort langfristig zu stabilisieren. „Wenn die Menschen merken, dass es aufwärts geht, dann glaube ich nicht, dass sie die schwere Entscheidung treffen, ihre Heimat zu verlassen.“

    Zehn Euro sichern Sehfähigkeit

    Hätte Deutschland bereits in der Vergangenheit mehr Entwicklungsgelder in strategische Konzepte gesteckt, da ist sich Aufmuth sicher, dann wären manche Flüchtlingszahlen heute kleiner. „Wir müssen uns dringend stärker vor Ort engagieren, um die Lebenssituationen in den Ländern zu verbessern.“

    Apropos Geld: Beeinträchtigt die Flüchtlingsdiskussion eigentlich die Spendenbereitschaft der Deutschen für Projekte wie die Ein-Dollar-Brille? „Da können wir bislang keine Veränderung feststellen. Ich glaube, unsere Spender und Unterstützer haben verstanden, dass wir gerade jetzt über den Tellerrand schauen müssen, um die Grundversorgung vor Ort mit nachhaltigen Projekten wie der Ein-Dollar-Brille zu verbessern.“ Dafür brauche man auch keine wahnsinnig großen Beträge, keine Milliarden. Schon mit zehn Euro könne Aufmuths Verein die langfristige Versorgung eines Fehlsichtigen mit Brillengläsern sicherstellen. Eine einzige „Wunderkiste zur Brillenherstellung“ kostet 2500 Euro. Pro Jahr könnten damit allerdings bis zu 50 000 Brillen produziert werden. „Meine Vision ist eine gerechtere Welt. Eine Welt, in der kein Kind und kein Erwachsener arm und benachteiligt ist, nur, weil er sich keine Brille leisten kann.“

    Weitere Informationen unter:

    www.eindollarbrille.de/

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden