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MÜNCHEN: Die Teilnahme am Mikrozensus ist Pflicht

MÜNCHEN

Die Teilnahme am Mikrozensus ist Pflicht

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    Ablehnen kann man nicht: Wer ein Schreiben vom Amt für Statistik bekommt, muss bei der Befragung mitmachen und Auskunft geben.
    Ablehnen kann man nicht: Wer ein Schreiben vom Amt für Statistik bekommt, muss bei der Befragung mitmachen und Auskunft geben. Foto: Foto: Paul Zinken, dpa

    Wie viele eheliche Kinder leben im Freistaat? Wie viele Bayern wohnen zur Miete? Wie viele haben einen Migrationshintergrund? Um solche statistischen Fragen zu beantworten, gibt es den Mikrozensus. Ein Prozent der deutschen Haushalte ist jedes Jahr dazu verpflichtet. Der Mikrozensus soll zwischen den großen Volkszählungen wie zuletzt 2011 aktuelles Zahlenmaterial liefern. Doch bei vielen Menschen ruft die Verpflichtung zur detaillierten Auskunft Unwillen hervor.

    Insgesamt müssen in Bayern 60 000 Haushalte mit 125 000 Personen vier Jahre lang einmal im Jahr Auskunft geben. Alljährlich wird ein Viertel der Teilnehmer durch neue ersetzt, wie Gunnar Loibl, Sprecher des Bayerischen Landesamtes für Statistik, erläutert. Die Ergebnisse werden im Auftrag des Statistischen Bundesamtes von den Ländern erhoben und nach Ablauf des Jahres in Berichten und Pressemeldungen herausgegeben. Behörden und Regierungsbeamte nutzen die Zahlen als Planungsgrundlage für wirtschaftliche und sozialstaatliche Ausgaben wie etwa für den Wohnungsbau.

    200 Laien-Interviewer in Bayern

    Davor steht jedoch die Befragungsarbeit, die überwiegend Laien-Interviewer übernehmen. Sie müssen an einer Schulung teilnehmen und eine Verschwiegenheitserklärung unterschreiben, bevor sie gegen eine Aufwandsentschädigung die Teilnehmer befragen. Einer von rund 200 Interviewern in Bayern ist Günter Arnsteiner, selbstständiger Unternehmensberater im Vorrentenalter. Er sucht an zwei bis drei Abenden pro Woche Haushalte im Raum München auf und trägt ihre Auskünfte auf seinem Laptop in die elektronischen Fragebögen ein. Auf 64 Seiten werden neben Geschlecht, Geburtsdatum, Staatsangehörigkeit und Familienstand unter anderem der Bildungsstand, die genaue Art der Erwerbstätigkeit und die Wohnverhältnisse erfragt. Um eine Rückverfolgung der befragten Personen auszuschließen, werden Name, Anschrift und Telefonnummer vor der Auswertung von den statistisch relevanten Angaben abgetrennt. Dadurch sei die Privatsphäre der Teilnehmer auch vor möglichen Hacker-Angriffen auf die Server des Landesamtes geschützt, betont die Behörde.

    Plausibilität der Daten

    Zwar ist die Stichprobe von einem Prozent zu klein für eine regionalisierte Auswertung. Doch für die Interviewer zeichnet sich schnell ein Bild ihres Einsatzgebietes ab. „Ich frage mich inzwischen: Wo ist das reiche München?“, sagt Arnsteiner. „Die Einkommensspitze ist klein, sehr klein.“ Das mache sich vor allem am Ende der Befragung bemerkbar, wenn die Daten vom Programm auf Plausibilität geprüft werden. „Wenn die Miete mehr als die Hälfte des monatlichen Einkommens beträgt, schlägt eine Klingel an. Die hört man oft.“

    Wer nicht will, dass ein Interviewer ins Haus kommt, kann auch per Telefon oder Briefbogen Auskunft geben. Teilnehmen müssen die ausgewählten Haushalte aber in jedem Fall: Verweigern Menschen die gesetzliche Auskunftspflicht, droht ihnen in Bayern nach mehreren Mahnungen ein Bußgeld von 250 Euro pro Jahr. Wer mitmachen muss, entscheidet ein „mathematisch-statistisches Zufallsverfahren“, wie es beim Landesamt heißt. Dadurch sei eine Übertragung der Stichprobenergebnisse auf die gesamte Bevölkerung möglich.

    Laut Arnsteiner sind die meisten Teilnehmer zwar kooperativ, „eine gewisse Beharrlichkeit“ braucht er dennoch: „Vor allem Studenten sind sehr kritisch und informieren sich vorher ganz genau, ob sie wirklich zur Teilnahme verpflichtet sind“, sagt Arnsteiner.

    Ein gut situiertes älteres Ehepaar aus dem Nordosten Münchens, das Arnsteiner schon zum dritten Mal besucht, nimmt die Befragung hingegen mit Gleichmut hin. „Es sind ja wirklich keine indiskreten Fragen“, sind sich die beiden einig. „Und man ist ohnehin überall amtlich geführt.“ Auch Behördensprecher Loibl findet die Angst vor dem Mikrozensus paradox: „Was junge Leute alles bei Facebook posten, würden wir uns nie zu fragen trauen.“

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